Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.Pflicht für uns, meine Freunde, ihn zu poussiren." Der Geheimrath nahm die Präsidentenmiene an: "Als Tragödie oder als Komödie?" "Nur keine Tragödie! Haben draußen Trauer¬ "Eine Zwischenfrage, meine Herren. Wünschen "Legationsrath, was fällt Ihnen ein! Wir führen "Zum Geier mit Ihrem Seelenbündniß! Auf "Excellenz meinten nicht so --" warf St. Real ein. "Excellenz ist ein Hypochonder geworden. Wer Pflicht für uns, meine Freunde, ihn zu pouſſiren.“ Der Geheimrath nahm die Präſidentenmiene an: „Als Tragödie oder als Komödie?“ „Nur keine Tragödie! Haben draußen Trauer¬ „Eine Zwiſchenfrage, meine Herren. Wünſchen „Legationsrath, was fällt Ihnen ein! Wir führen „Zum Geier mit Ihrem Seelenbündniß! Auf „Excellenz meinten nicht ſo —“ warf St. Real ein. „Excellenz iſt ein Hypochonder geworden. Wer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0314" n="304"/> Pflicht für uns, meine Freunde, ihn zu pouſſiren.“<lb/> „Aber was nun weiter?“ ſagte der Kammerherr.</p><lb/> <p>Der Geheimrath nahm die Präſidentenmiene an:<lb/> „Unſer Thema alſo war, ſie ſollen und müſſen ſich<lb/> verlieben. In der Ausführung ſind wir auf den<lb/> Punkt angelangt: ſie ſtehen im Begriff ſich zu ver¬<lb/> lieben. Die nächſte Frage iſt nun: wie ſoll dieſer<lb/> Prozeß weiter geführt werden? und die darauf fol¬<lb/> gende, welchen Ausgang ſoll er nehmen?“</p><lb/> <p>„Als Tragödie oder als Komödie?“</p><lb/> <p>„Nur keine Tragödie! Haben draußen Trauer¬<lb/> ſpiele genug. Höchſtens etwas Sentimentales, ein<lb/> wenig Jammer, unterbrochen durch einige Affect¬<lb/> blitze, Verzweiflungsſeufzer, einige Thränen, etwas<lb/> Menſchenhaß und Reue, <hi rendition="#aq">pour décorer la situation</hi>,<lb/> aber ſo wenig wie möglich.“</p><lb/> <p>„Eine Zwiſchenfrage, meine Herren. Wünſchen<lb/> Sie die Sache ſchnell zum Reſultat geführt?“</p><lb/> <p>„Legationsrath, was fällt Ihnen ein! Wir führen<lb/> ja das Stück zu unſerer Recreation auf.“<lb/> „In dieſem Falle wird es nöthig einen Hemm¬<lb/> ſchuh anzulegen; denn laſſen wir die Dinge ſich jetzt<lb/> entwickeln, ſo platzt über kurz die Erklärung heraus und<lb/> endet in einer Liaiſon oder einem ſtillen Seelenbündniß.“</p><lb/> <p>„Zum Geier mit Ihrem Seelenbündniß! Auf<lb/> Eclat kommt's an, Schauſpiele ſoll's geben, einen<lb/> Scandal, daß die Stadt die Hände zuſammenſchlägt.“</p><lb/> <p>„Excellenz meinten nicht ſo —“ warf St. Real ein.</p><lb/> <p>„Excellenz iſt ein Hypochonder geworden. Wer<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [304/0314]
Pflicht für uns, meine Freunde, ihn zu pouſſiren.“
„Aber was nun weiter?“ ſagte der Kammerherr.
Der Geheimrath nahm die Präſidentenmiene an:
„Unſer Thema alſo war, ſie ſollen und müſſen ſich
verlieben. In der Ausführung ſind wir auf den
Punkt angelangt: ſie ſtehen im Begriff ſich zu ver¬
lieben. Die nächſte Frage iſt nun: wie ſoll dieſer
Prozeß weiter geführt werden? und die darauf fol¬
gende, welchen Ausgang ſoll er nehmen?“
„Als Tragödie oder als Komödie?“
„Nur keine Tragödie! Haben draußen Trauer¬
ſpiele genug. Höchſtens etwas Sentimentales, ein
wenig Jammer, unterbrochen durch einige Affect¬
blitze, Verzweiflungsſeufzer, einige Thränen, etwas
Menſchenhaß und Reue, pour décorer la situation,
aber ſo wenig wie möglich.“
„Eine Zwiſchenfrage, meine Herren. Wünſchen
Sie die Sache ſchnell zum Reſultat geführt?“
„Legationsrath, was fällt Ihnen ein! Wir führen
ja das Stück zu unſerer Recreation auf.“
„In dieſem Falle wird es nöthig einen Hemm¬
ſchuh anzulegen; denn laſſen wir die Dinge ſich jetzt
entwickeln, ſo platzt über kurz die Erklärung heraus und
endet in einer Liaiſon oder einem ſtillen Seelenbündniß.“
„Zum Geier mit Ihrem Seelenbündniß! Auf
Eclat kommt's an, Schauſpiele ſoll's geben, einen
Scandal, daß die Stadt die Hände zuſammenſchlägt.“
„Excellenz meinten nicht ſo —“ warf St. Real ein.
„Excellenz iſt ein Hypochonder geworden. Wer
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