den Mädchen nach. Na, Jugend hat keine Tugend, darüber sind wir weggegangen. Aber das Theater, was hat das ehrbaren Familien schon für Kummer und Noth gebracht. Erst alle Abend der Herr Sohn ins Parterre. Das kostet Geld, die jungen Leute machen Schulden. Ist aber viel schlimmer, wenn's kein Geld mehr kostet, wenn sie's umsonst haben; dann haben sie Connexionen hinter den Coulissen, das sind die schlimmsten und theuersten Connexionen. Und die Truppe ist einmal abgereist, und der Herr Sohn ist verschwunden. Ja, ja, das ist manchen Eltern so gegangen. Den Kummer haben Sie Ihrem Herrn Vater nicht gemacht. Wissen Sie aber, Einige meinten, das wäre immer noch nicht so schlimm, als wenn ein Bürgersohn sich mit der Politik ab¬ giebt. Da kann man noch mal Director werden, wie der Herr Iffland; der war auch anstän¬ diger Leute Kind. Auf dem großen Welttheater aber
"Ist für uns nichts zu holen, fiel Walter ein. Ihre ehrbaren Bürger haben Recht. Erfuhren Herr Pathe sonst noch etwas?" sprach er zum Abschied die Hand reichend.
"Mancherlei! Man wird Heirathsannoncen lesen, über die man sich wundern soll. Mancher Herr Offi¬ cier läßt sich in aller Schnelligkeit copuliren. Lieber Gott, wenns ins Feld geht, will man den Kindern doch einen Vaternamen hinterlassen; das Gewissen schlägt auch unterm blauen Rock. Seine Majestät sind
den Mädchen nach. Na, Jugend hat keine Tugend, darüber ſind wir weggegangen. Aber das Theater, was hat das ehrbaren Familien ſchon für Kummer und Noth gebracht. Erſt alle Abend der Herr Sohn ins Parterre. Das koſtet Geld, die jungen Leute machen Schulden. Iſt aber viel ſchlimmer, wenn's kein Geld mehr koſtet, wenn ſie's umſonſt haben; dann haben ſie Connexionen hinter den Couliſſen, das ſind die ſchlimmſten und theuerſten Connexionen. Und die Truppe iſt einmal abgereiſt, und der Herr Sohn iſt verſchwunden. Ja, ja, das iſt manchen Eltern ſo gegangen. Den Kummer haben Sie Ihrem Herrn Vater nicht gemacht. Wiſſen Sie aber, Einige meinten, das wäre immer noch nicht ſo ſchlimm, als wenn ein Bürgerſohn ſich mit der Politik ab¬ giebt. Da kann man noch mal Director werden, wie der Herr Iffland; der war auch anſtän¬ diger Leute Kind. Auf dem großen Welttheater aber
„Iſt für uns nichts zu holen, fiel Walter ein. Ihre ehrbaren Bürger haben Recht. Erfuhren Herr Pathe ſonſt noch etwas?“ ſprach er zum Abſchied die Hand reichend.
„Mancherlei! Man wird Heirathsannoncen leſen, über die man ſich wundern ſoll. Mancher Herr Offi¬ cier läßt ſich in aller Schnelligkeit copuliren. Lieber Gott, wenns ins Feld geht, will man den Kindern doch einen Vaternamen hinterlaſſen; das Gewiſſen ſchlägt auch unterm blauen Rock. Seine Majeſtät ſind
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0151"n="141"/>
den Mädchen nach. Na, Jugend hat keine Tugend,<lb/>
darüber ſind wir weggegangen. Aber das Theater,<lb/>
was hat das ehrbaren Familien ſchon für Kummer<lb/>
und Noth gebracht. Erſt alle Abend der Herr Sohn<lb/>
ins Parterre. Das koſtet Geld, die jungen Leute<lb/>
machen Schulden. Iſt aber viel ſchlimmer, wenn's<lb/>
kein Geld mehr koſtet, wenn ſie's umſonſt haben;<lb/>
dann haben ſie Connexionen hinter den Couliſſen,<lb/>
das ſind die ſchlimmſten und theuerſten Connexionen.<lb/>
Und die Truppe iſt einmal abgereiſt, und der Herr<lb/>
Sohn iſt verſchwunden. Ja, ja, das iſt manchen<lb/>
Eltern ſo gegangen. Den Kummer haben <hirendition="#g">Sie</hi><lb/>
Ihrem Herrn Vater nicht gemacht. Wiſſen Sie aber,<lb/>
Einige meinten, das wäre immer noch nicht ſo ſchlimm,<lb/>
als wenn ein Bürgerſohn ſich mit der Politik ab¬<lb/>
giebt. Da kann man noch mal Director werden,<lb/>
wie der Herr Iffland; der war auch anſtän¬<lb/>
diger Leute Kind. Auf dem großen Welttheater<lb/>
aber</p><lb/><p>„Iſt für uns nichts zu holen, fiel Walter ein.<lb/>
Ihre ehrbaren Bürger haben Recht. Erfuhren Herr<lb/>
Pathe ſonſt noch etwas?“ſprach er zum Abſchied die<lb/>
Hand reichend.</p><lb/><p>„Mancherlei! Man wird Heirathsannoncen leſen,<lb/>
über die man ſich wundern ſoll. Mancher Herr Offi¬<lb/>
cier läßt ſich in aller Schnelligkeit copuliren. Lieber<lb/>
Gott, wenns ins Feld geht, will man den Kindern<lb/>
doch einen Vaternamen hinterlaſſen; das Gewiſſen<lb/>ſchlägt auch unterm blauen Rock. Seine Majeſtät ſind<lb/></p></div></body></text></TEI>
[141/0151]
den Mädchen nach. Na, Jugend hat keine Tugend,
darüber ſind wir weggegangen. Aber das Theater,
was hat das ehrbaren Familien ſchon für Kummer
und Noth gebracht. Erſt alle Abend der Herr Sohn
ins Parterre. Das koſtet Geld, die jungen Leute
machen Schulden. Iſt aber viel ſchlimmer, wenn's
kein Geld mehr koſtet, wenn ſie's umſonſt haben;
dann haben ſie Connexionen hinter den Couliſſen,
das ſind die ſchlimmſten und theuerſten Connexionen.
Und die Truppe iſt einmal abgereiſt, und der Herr
Sohn iſt verſchwunden. Ja, ja, das iſt manchen
Eltern ſo gegangen. Den Kummer haben Sie
Ihrem Herrn Vater nicht gemacht. Wiſſen Sie aber,
Einige meinten, das wäre immer noch nicht ſo ſchlimm,
als wenn ein Bürgerſohn ſich mit der Politik ab¬
giebt. Da kann man noch mal Director werden,
wie der Herr Iffland; der war auch anſtän¬
diger Leute Kind. Auf dem großen Welttheater
aber
„Iſt für uns nichts zu holen, fiel Walter ein.
Ihre ehrbaren Bürger haben Recht. Erfuhren Herr
Pathe ſonſt noch etwas?“ ſprach er zum Abſchied die
Hand reichend.
„Mancherlei! Man wird Heirathsannoncen leſen,
über die man ſich wundern ſoll. Mancher Herr Offi¬
cier läßt ſich in aller Schnelligkeit copuliren. Lieber
Gott, wenns ins Feld geht, will man den Kindern
doch einen Vaternamen hinterlaſſen; das Gewiſſen
ſchlägt auch unterm blauen Rock. Seine Majeſtät ſind
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/151>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.