Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852."Es ist schlimm, daß es so ist, meine Herrn, "Das Volk ist einmal dumm, College!" "Ist es dazu vom Schöpfer destinirt! Oder "Friedrich hat etwas davon im Sinn gehabt, "Weil -- sagte Büsching und hielt inne -- doch „Es iſt ſchlimm, daß es ſo iſt, meine Herrn, „Das Volk iſt einmal dumm, College!“ „Iſt es dazu vom Schöpfer deſtinirt! Oder „Friedrich hat etwas davon im Sinn gehabt, „Weil — ſagte Büſching und hielt inne — doch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0202" n="192"/> <p>„Es iſt ſchlimm, daß es ſo iſt, meine Herrn,<lb/> aber noch ſchlimmer, daß, während er von jedem<lb/> Rath will, er unſerm am wenigſten traut. Oder<lb/> wollen Sie ſich darüber täuſchen, daß im Volke der<lb/> Glaube iſt, wir betrügen es, wenn wir Erbſchaften<lb/> reguliren, Inventare aufnehmen, Sporteln liquidiren,<lb/> ja leider ſelbſt, wenn wir Recht ſprechen?“</p><lb/> <p>„Das Volk iſt einmal dumm, College!“</p><lb/> <p>„Iſt es dazu vom Schöpfer deſtinirt! Oder<lb/> haben wir es allmälig dumm gemacht, weil wir<lb/> ihm nicht den geringſten Einblick in unſern Me¬<lb/> chanismus gewährten? Es kann in unſere Akten<lb/> nicht ſehen, und wenn, verſtünde es nicht einmal<lb/> unſere Sprache.“</p><lb/> <p>„Friedrich hat etwas davon im Sinn gehabt,<lb/> was Sie meinen, erwiederte Köls. Ihm und ſeinen<lb/> Räthen ſchwebte der Gedanke vor, daß die Juſtiz<lb/> Allgemeingut werden ſollte; daher die wunderlichen<lb/> Verordnungen, wie lange nur ein Prozeß dauern<lb/> ſollte, die Beſchränkung des Einfluſſes der Advokaten,<lb/> der indirecte Zwang, daß jeder eigentlich ſeinen<lb/> Prozeß ſelbſt führen müſſe. Wohin hat uns das<lb/> geführt? Nur auf Widerſprüche; denn es war nicht<lb/> auszuführen, weil das Volk keinen Sinn dafür<lb/> hatte, weil es nichts davon verſtand, kurz weil es<lb/> nun einmal zu dumm iſt.“</p><lb/> <p>„Weil — ſagte Büſching und hielt inne — doch<lb/> das führt uns hier zu weit. Meine Herren Collegen,<lb/> fühlen Sie denn nicht, daß es einer innigern, feſtern<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [192/0202]
„Es iſt ſchlimm, daß es ſo iſt, meine Herrn,
aber noch ſchlimmer, daß, während er von jedem
Rath will, er unſerm am wenigſten traut. Oder
wollen Sie ſich darüber täuſchen, daß im Volke der
Glaube iſt, wir betrügen es, wenn wir Erbſchaften
reguliren, Inventare aufnehmen, Sporteln liquidiren,
ja leider ſelbſt, wenn wir Recht ſprechen?“
„Das Volk iſt einmal dumm, College!“
„Iſt es dazu vom Schöpfer deſtinirt! Oder
haben wir es allmälig dumm gemacht, weil wir
ihm nicht den geringſten Einblick in unſern Me¬
chanismus gewährten? Es kann in unſere Akten
nicht ſehen, und wenn, verſtünde es nicht einmal
unſere Sprache.“
„Friedrich hat etwas davon im Sinn gehabt,
was Sie meinen, erwiederte Köls. Ihm und ſeinen
Räthen ſchwebte der Gedanke vor, daß die Juſtiz
Allgemeingut werden ſollte; daher die wunderlichen
Verordnungen, wie lange nur ein Prozeß dauern
ſollte, die Beſchränkung des Einfluſſes der Advokaten,
der indirecte Zwang, daß jeder eigentlich ſeinen
Prozeß ſelbſt führen müſſe. Wohin hat uns das
geführt? Nur auf Widerſprüche; denn es war nicht
auszuführen, weil das Volk keinen Sinn dafür
hatte, weil es nichts davon verſtand, kurz weil es
nun einmal zu dumm iſt.“
„Weil — ſagte Büſching und hielt inne — doch
das führt uns hier zu weit. Meine Herren Collegen,
fühlen Sie denn nicht, daß es einer innigern, feſtern
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