Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.ist, das Wolkenbild, das unsre Sinne verwirrt, unsre In der Kinderstube war es laut geworden, Charlotte kam aus der Stube, die Enveloppe "Haben die Kinder Sie wieder nicht in Ruhe "Ach Frau Geheimräthin, wenn da der liebe "Warum hilft Sie sich nicht selbst?" "Ich knuffe sie auch, Frau Geheimräthin, aber iſt, das Wolkenbild, das unſre Sinne verwirrt, unſre In der Kinderſtube war es laut geworden, Charlotte kam aus der Stube, die Enveloppe „Haben die Kinder Sie wieder nicht in Ruhe „Ach Frau Geheimräthin, wenn da der liebe „Warum hilft Sie ſich nicht ſelbſt?“ „Ich knuffe ſie auch, Frau Geheimräthin, aber <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0210" n="200"/> iſt, das Wolkenbild, das unſre Sinne verwirrt, unſre<lb/> Vernunft uns raubt. Und was bleibt dann? — “</p><lb/> <p>In der Kinderſtube war es laut geworden,<lb/> keine ungewöhnliche Erſcheinung. Die Kinder ver¬<lb/> übten, wenn ſie kaum ſich etwas erholt, allerhand<lb/> Schabernack. Sie neckten, zankten, ſchlugen ſich, und<lb/> es war mehr als einmal paſſirt, daß ſie in unbe¬<lb/> wachten Augenblicken wieder einen friſchen Trunk aus<lb/> dem Quell des Uebels gethan, von dem ſie geheilt<lb/> werden ſollten.</p><lb/> <p>Charlotte kam aus der Stube, die Enveloppe<lb/> umgethan zum fortgehen. Sie weinte.</p><lb/> <p>„Haben die Kinder Sie wieder nicht in Ruhe<lb/> gelaſſen?“</p><lb/> <p>„Ach Frau Geheimräthin, wenn da der liebe<lb/> Gott nicht hilft, dann weiß ich nicht, wer helfen<lb/> ſoll.“</p><lb/> <p>„Warum hilft Sie ſich nicht ſelbſt?“</p><lb/> <p>„Ich knuffe ſie auch, Frau Geheimräthin, aber<lb/> Wechſelbälger ſind gar nicht ſo ſchlimm. Nein, ſeit<lb/> ſie doch in dem Hauſe ſind! Ein vernünftiger Menſch<lb/> ſoll doch auch nicht in Rage kommen, denn wer in<lb/> Rage iſt, hat keine Vernunft, ja ſonſt — ich frage<lb/> mich immer, womit hat's die liebe gute Frau Ge¬<lb/> heimräthin verdient, nämlich die ſelige, die hatte ja<lb/> ein Herz wie Zucker, das konnte keine Fliege leiden<lb/> ſehn, und der Fritz wenn er den Maikäfern die Flü¬<lb/> gel ausreißt, das iſt ſein größtes Plaiſir. Malwin¬<lb/> chen iſt ſtiller, aber die hat's dick hinter den Ohren.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [200/0210]
iſt, das Wolkenbild, das unſre Sinne verwirrt, unſre
Vernunft uns raubt. Und was bleibt dann? — “
In der Kinderſtube war es laut geworden,
keine ungewöhnliche Erſcheinung. Die Kinder ver¬
übten, wenn ſie kaum ſich etwas erholt, allerhand
Schabernack. Sie neckten, zankten, ſchlugen ſich, und
es war mehr als einmal paſſirt, daß ſie in unbe¬
wachten Augenblicken wieder einen friſchen Trunk aus
dem Quell des Uebels gethan, von dem ſie geheilt
werden ſollten.
Charlotte kam aus der Stube, die Enveloppe
umgethan zum fortgehen. Sie weinte.
„Haben die Kinder Sie wieder nicht in Ruhe
gelaſſen?“
„Ach Frau Geheimräthin, wenn da der liebe
Gott nicht hilft, dann weiß ich nicht, wer helfen
ſoll.“
„Warum hilft Sie ſich nicht ſelbſt?“
„Ich knuffe ſie auch, Frau Geheimräthin, aber
Wechſelbälger ſind gar nicht ſo ſchlimm. Nein, ſeit
ſie doch in dem Hauſe ſind! Ein vernünftiger Menſch
ſoll doch auch nicht in Rage kommen, denn wer in
Rage iſt, hat keine Vernunft, ja ſonſt — ich frage
mich immer, womit hat's die liebe gute Frau Ge¬
heimräthin verdient, nämlich die ſelige, die hatte ja
ein Herz wie Zucker, das konnte keine Fliege leiden
ſehn, und der Fritz wenn er den Maikäfern die Flü¬
gel ausreißt, das iſt ſein größtes Plaiſir. Malwin¬
chen iſt ſtiller, aber die hat's dick hinter den Ohren.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |