Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.nein. Wie ein Purpurri 'rüber geschüttet, wie ich da "Er war ein treuer Diener, und wir sind alle "Aber doch mit Unterschied, Frau Geheimräthin. Wenn eine Emotion sich in dem halb geschlossenen "Ach da reitet er!" rief Charlotte, den Blick auf nein. Wie ein Purpurri 'rüber geſchüttet, wie ich da „Er war ein treuer Diener, und wir ſind alle „Aber doch mit Unterſchied, Frau Geheimräthin. Wenn eine Emotion ſich in dem halb geſchloſſenen „Ach da reitet er!“ rief Charlotte, den Blick auf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0023" n="13"/> nein. Wie ein Purpurri 'rüber geſchüttet, wie ich da<lb/> in den Hausflur trat, es knickte mir in die Knie, und<lb/> ich wollt's nicht glauben, und die Menſchheit! Vom<lb/> Gensdarmenmarkt, vom Fürſtenhauſe her, die Polizei<lb/> konnte gar nicht durch, daß die Leichenträger nur<lb/> Platz hatten. Und da war doch nur <hi rendition="#g">eine</hi> Empfin¬<lb/> dung!“</p><lb/> <p>„Er war ein treuer Diener, und wir ſind alle<lb/> Menſchen.“</p><lb/> <p>„Aber doch mit Unterſchied, Frau Geheimräthin.<lb/> Und den Kranz von weißen Roſen, den Sie auf<lb/> ſeine Todtenlocke gedrückt und ſein bleiches Antlitz!<lb/> Er war mein Couſin, ſchluchzte ich, und meine Cou¬<lb/> ſine, die Frau Hoflakir, ſprach: Ja das Leben iſt doch<lb/> ſchön! Nein, Frau Geheimräthin, und wenn Sie mich<lb/> eine ſchlechte Perſon nennen, Sie haben ihn ſterben<lb/> laſſen, daß mancher ſagen möchte, ſo möchte ich auch<lb/> ſterben.“</p><lb/> <p>Wenn eine Emotion ſich in dem halb geſchloſſenen<lb/> Auge der Geheimräthin kund geben wollte, ſo bemerkte<lb/> es Niemand, Charlotte am wenigſten, denn helle<lb/> Trompetenſtöße lockten jetzt aufs Neue und unwider¬<lb/> ſtehlich an die Fenſter. Jeder ſtürzte dahin, wo er<lb/> Platz fand; Charlotte hatte einen, der ihr wohl nicht<lb/> zukam, eingenommen, Arm an Arm mit der Baronin<lb/> Eitelbach. Keine ſah die andre, keine gab auf die<lb/> andre Acht.</p><lb/> <p>„Ach da reitet er!“ rief Charlotte, den Blick auf<lb/> eine Schwadron der Gensdarmen gerichtet, die um<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [13/0023]
nein. Wie ein Purpurri 'rüber geſchüttet, wie ich da
in den Hausflur trat, es knickte mir in die Knie, und
ich wollt's nicht glauben, und die Menſchheit! Vom
Gensdarmenmarkt, vom Fürſtenhauſe her, die Polizei
konnte gar nicht durch, daß die Leichenträger nur
Platz hatten. Und da war doch nur eine Empfin¬
dung!“
„Er war ein treuer Diener, und wir ſind alle
Menſchen.“
„Aber doch mit Unterſchied, Frau Geheimräthin.
Und den Kranz von weißen Roſen, den Sie auf
ſeine Todtenlocke gedrückt und ſein bleiches Antlitz!
Er war mein Couſin, ſchluchzte ich, und meine Cou¬
ſine, die Frau Hoflakir, ſprach: Ja das Leben iſt doch
ſchön! Nein, Frau Geheimräthin, und wenn Sie mich
eine ſchlechte Perſon nennen, Sie haben ihn ſterben
laſſen, daß mancher ſagen möchte, ſo möchte ich auch
ſterben.“
Wenn eine Emotion ſich in dem halb geſchloſſenen
Auge der Geheimräthin kund geben wollte, ſo bemerkte
es Niemand, Charlotte am wenigſten, denn helle
Trompetenſtöße lockten jetzt aufs Neue und unwider¬
ſtehlich an die Fenſter. Jeder ſtürzte dahin, wo er
Platz fand; Charlotte hatte einen, der ihr wohl nicht
zukam, eingenommen, Arm an Arm mit der Baronin
Eitelbach. Keine ſah die andre, keine gab auf die
andre Acht.
„Ach da reitet er!“ rief Charlotte, den Blick auf
eine Schwadron der Gensdarmen gerichtet, die um
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