Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.erstarrten Körper, pulsirten. Die Theilnahme war "Aber er stirbt ja wirklich!" schrieen Andere. Der Classicismus mußte in dieser Versammlung Herr Herklotz, der Theaterdichter, man vermuthet, "Um Gottes Willen, Herr Director, bedenken Sie, Der Geheimrath Bovillard, in einem Gespräch erſtarrten Körper, pulſirten. Die Theilnahme war „Aber er ſtirbt ja wirklich!“ ſchrieen Andere. Der Claſſicismus mußte in dieſer Verſammlung Herr Herklotz, der Theaterdichter, man vermuthet, „Um Gottes Willen, Herr Director, bedenken Sie, Der Geheimrath Bovillard, in einem Geſpräch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0286" n="276"/> erſtarrten Körper, pulſirten. Die Theilnahme war<lb/> verſchieden. Eine Stimme rief aus der Mitte heraus:<lb/><hi rendition="#aq">„Ah c'est pittoresque! C'est vraiment antique et<lb/> classique!“</hi><lb/></p> <p>„Aber er ſtirbt ja wirklich!“ ſchrieen Andere.</p><lb/> <p>Der Claſſicismus mußte in dieſer Verſammlung<lb/> noch eingewurzelt ſein, denn es fand ſich Jemand,<lb/> der ſeine Zuhörer an das erhabene Beiſpiel aus dem<lb/> Alterthum erinnerte, wo der Bote einer Siegesnach¬<lb/> richt im Augenblick, wo er ſie überbrachte, aus Er¬<lb/> ſchöpfung zu den Füßen ſeiner Mutter todt nieder¬<lb/> ſtürzte, und die Mutter ward um deshalb als die<lb/> glücklichſte Frau im ganzen Hellas geprieſen.</p><lb/> <p>Herr Herklotz, der Theaterdichter, man vermuthet,<lb/> daß er es geweſen, hatte mit Iffland einige Worte<lb/> geflüſtert, und dieſer, heute in andauernder Aufre¬<lb/> gung, hatte ſchon den breitkrämpigen Hut gezogen,<lb/> und war an die Lampen getreten zu einer neuen pa¬<lb/> triotiſchen Anſprache, muthmaßlich aus jener Ver¬<lb/> gleichung geſchöpft, als Major Eiſenhauch ihn ſanft<lb/> am Arm faßte:</p><lb/> <p>„Um Gottes Willen, Herr Director, bedenken Sie,<lb/> da iſt der Vater des Sterbenden.“</p><lb/> <p>Der Geheimrath Bovillard, in einem Geſpräch<lb/> mit St. Real begriffen, hatte erſt ſpät ſeinen Sohn<lb/> erkannt. <hi rendition="#aq">„Mais enfin, grand Dieu, c'est donc mon<lb/> fils!“</hi> rief er händeringend zu denen, die ihn abhal¬<lb/> ten wollten, ſich auf die Bühne zu ſtürzen, und ar¬<lb/> beitete ſich durch das Gedränge.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [276/0286]
erſtarrten Körper, pulſirten. Die Theilnahme war
verſchieden. Eine Stimme rief aus der Mitte heraus:
„Ah c'est pittoresque! C'est vraiment antique et
classique!“
„Aber er ſtirbt ja wirklich!“ ſchrieen Andere.
Der Claſſicismus mußte in dieſer Verſammlung
noch eingewurzelt ſein, denn es fand ſich Jemand,
der ſeine Zuhörer an das erhabene Beiſpiel aus dem
Alterthum erinnerte, wo der Bote einer Siegesnach¬
richt im Augenblick, wo er ſie überbrachte, aus Er¬
ſchöpfung zu den Füßen ſeiner Mutter todt nieder¬
ſtürzte, und die Mutter ward um deshalb als die
glücklichſte Frau im ganzen Hellas geprieſen.
Herr Herklotz, der Theaterdichter, man vermuthet,
daß er es geweſen, hatte mit Iffland einige Worte
geflüſtert, und dieſer, heute in andauernder Aufre¬
gung, hatte ſchon den breitkrämpigen Hut gezogen,
und war an die Lampen getreten zu einer neuen pa¬
triotiſchen Anſprache, muthmaßlich aus jener Ver¬
gleichung geſchöpft, als Major Eiſenhauch ihn ſanft
am Arm faßte:
„Um Gottes Willen, Herr Director, bedenken Sie,
da iſt der Vater des Sterbenden.“
Der Geheimrath Bovillard, in einem Geſpräch
mit St. Real begriffen, hatte erſt ſpät ſeinen Sohn
erkannt. „Mais enfin, grand Dieu, c'est donc mon
fils!“ rief er händeringend zu denen, die ihn abhal¬
ten wollten, ſich auf die Bühne zu ſtürzen, und ar¬
beitete ſich durch das Gedränge.
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