Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.lächelte der Legationsrath. Sie könnten auch sagen, "Aber Sie calculiren selbst mit Vernunftschlüssen; "Die Coterie tritt nicht schroff genug dem stür¬ "Bis!" "Ja -- bis es sich entschieden hat. In Mähren "Nun und dann?" "Nie zu weit hinausdenken!" "Sie hätten neulich die Radziwill hören sollen." lächelte der Legationsrath. Sie könnten auch ſagen, „Aber Sie calculiren ſelbſt mit Vernunftſchlüſſen; „Die Coterie tritt nicht ſchroff genug dem ſtür¬ „Bis!“ „Ja — bis es ſich entſchieden hat. In Mähren „Nun und dann?“ „Nie zu weit hinausdenken!“ „Sie hätten neulich die Radziwill hören ſollen.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0049" n="39"/> lächelte der Legationsrath. Sie könnten auch ſagen,<lb/> Oeſtreich iſt wohl geſchlagen, aber noch nicht vernichtet,<lb/> die unermeßlichen Colonnen, die Rußland aus ſeinen<lb/> Steppen wälzt, haben ſich noch nicht einmal auf dem<lb/> Felde gezeigt, ſagen, daß Preußen den Tieger ſchon<lb/> gereizt hat, indem es ſeine Krallen ihm zeigte, daß<lb/> es nun an ihm wäre, über Hals und Kopf zu eilen,<lb/> ſich auf ihn zu ſtürzen, während er ſelbſt blutend mit<lb/> ſeiner Beute noch am Boden ringt. Das iſt aber<lb/> alles ſchon geſagt. Es hörts nur keiner, der es hören<lb/> ſollte.“</p><lb/> <p>„Aber Sie calculiren ſelbſt mit Vernunftſchlüſſen;<lb/> die Leidenſchaften, ein Impuls, der Zufall, könnte<lb/> Ihre Rechnung plötzlich zu Schanden machen.“</p><lb/> <p>„Die Coterie tritt nicht ſchroff genug dem ſtür¬<lb/> miſchen Willen entgegen, ſie giebt klug nach. Das<lb/> bürgt mir dafür, daß die Saiten nicht ſpringen werden.<lb/> Und was helfen alle Funken, wenn ſie auf eine Maſſe<lb/> fallen, die keinen Zündſtoff in ſich hat. Man wird<lb/> die Sache hinziehen, vor dem Publicum rüſten, die<lb/> Kriegshelden fluchen und ſchwören laſſen, heimlich<lb/> aber verhandeln, laviren, proponiren, unmögliche und<lb/> mögliche Friedensvorſchläge machen — “<lb/></p> <p>„Bis!“</p><lb/> <p>„Ja — bis es ſich entſchieden hat. In Mähren<lb/> muß es ſich entſcheiden; dann —“</p><lb/> <p>„Nun und dann?“</p><lb/> <p>„Nie zu weit hinausdenken!“</p><lb/> <p>„Sie hätten neulich die Radziwill hören ſollen.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [39/0049]
lächelte der Legationsrath. Sie könnten auch ſagen,
Oeſtreich iſt wohl geſchlagen, aber noch nicht vernichtet,
die unermeßlichen Colonnen, die Rußland aus ſeinen
Steppen wälzt, haben ſich noch nicht einmal auf dem
Felde gezeigt, ſagen, daß Preußen den Tieger ſchon
gereizt hat, indem es ſeine Krallen ihm zeigte, daß
es nun an ihm wäre, über Hals und Kopf zu eilen,
ſich auf ihn zu ſtürzen, während er ſelbſt blutend mit
ſeiner Beute noch am Boden ringt. Das iſt aber
alles ſchon geſagt. Es hörts nur keiner, der es hören
ſollte.“
„Aber Sie calculiren ſelbſt mit Vernunftſchlüſſen;
die Leidenſchaften, ein Impuls, der Zufall, könnte
Ihre Rechnung plötzlich zu Schanden machen.“
„Die Coterie tritt nicht ſchroff genug dem ſtür¬
miſchen Willen entgegen, ſie giebt klug nach. Das
bürgt mir dafür, daß die Saiten nicht ſpringen werden.
Und was helfen alle Funken, wenn ſie auf eine Maſſe
fallen, die keinen Zündſtoff in ſich hat. Man wird
die Sache hinziehen, vor dem Publicum rüſten, die
Kriegshelden fluchen und ſchwören laſſen, heimlich
aber verhandeln, laviren, proponiren, unmögliche und
mögliche Friedensvorſchläge machen — “
„Bis!“
„Ja — bis es ſich entſchieden hat. In Mähren
muß es ſich entſcheiden; dann —“
„Nun und dann?“
„Nie zu weit hinausdenken!“
„Sie hätten neulich die Radziwill hören ſollen.“
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