nichts dagegen, ich will nicht eifersüchtig sein. Sie liebt ihn, ich meine Bovillard, das ist ihre Krank¬ heit, die verborgene, die an ihr zehrt. Sie muß her¬ aus, die Krisis ist nothwendig; darum wird sie kom¬ men, ohne daß wir etwas dazu thun. Verstehen Sie mich, wir lassen die Natur walten."
"Und dann?"
"Wenn Sie die Bibel läsen, würden Sie wis¬ sen, man soll nicht für den andern Morgen sorgen. Sein Sie heut Abend liebenswürdig, Herr Lega¬ tionsrath."
"Ich bin nicht ganz disponirt."
"Sie sollen es sein. Sie können es sein. Herr von Bovillard hat nur zwei Augen, und die gehören jetzt nicht ihm."
Die Wagen fingen an vorzurollen; die Fürstin verschwand mit dem wiederholten Befehl: "Sein Sie liebenswürdig!" -- Sie hatte kaum Zeit, ihre Toi¬ lette zu ändern, aber Niemand hat den Blutfleck an ihrem Aermel gesehen.
nichts dagegen, ich will nicht eiferſüchtig ſein. Sie liebt ihn, ich meine Bovillard, das iſt ihre Krank¬ heit, die verborgene, die an ihr zehrt. Sie muß her¬ aus, die Kriſis iſt nothwendig; darum wird ſie kom¬ men, ohne daß wir etwas dazu thun. Verſtehen Sie mich, wir laſſen die Natur walten.“
„Und dann?“
„Wenn Sie die Bibel läſen, würden Sie wiſ¬ ſen, man ſoll nicht für den andern Morgen ſorgen. Sein Sie heut Abend liebenswürdig, Herr Lega¬ tionsrath.“
„Ich bin nicht ganz disponirt.“
„Sie ſollen es ſein. Sie können es ſein. Herr von Bovillard hat nur zwei Augen, und die gehören jetzt nicht ihm.“
Die Wagen fingen an vorzurollen; die Fürſtin verſchwand mit dem wiederholten Befehl: „Sein Sie liebenswürdig!“ — Sie hatte kaum Zeit, ihre Toi¬ lette zu ändern, aber Niemand hat den Blutfleck an ihrem Aermel geſehen.
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nichts dagegen, ich will nicht eiferſüchtig ſein. Sie
liebt ihn, ich meine Bovillard, das iſt ihre Krank¬
heit, die verborgene, die an ihr zehrt. Sie muß her¬
aus, die Kriſis iſt nothwendig; darum wird ſie kom¬
men, ohne daß wir etwas dazu thun. Verſtehen
Sie mich, wir laſſen die Natur walten.“
„Und dann?“
„Wenn Sie die Bibel läſen, würden Sie wiſ¬
ſen, man ſoll nicht für den andern Morgen ſorgen.
Sein Sie heut Abend liebenswürdig, Herr Lega¬
tionsrath.“
„Ich bin nicht ganz disponirt.“
„Sie ſollen es ſein. Sie können es ſein. Herr
von Bovillard hat nur zwei Augen, und die gehören
jetzt nicht ihm.“
Die Wagen fingen an vorzurollen; die Fürſtin
verſchwand mit dem wiederholten Befehl: „Sein Sie
liebenswürdig!“ — Sie hatte kaum Zeit, ihre Toi¬
lette zu ändern, aber Niemand hat den Blutfleck an
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/112>, abgerufen am 21.11.2024.
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