Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.Der Comteß nickte sie zu: "Geben Sie Ihren Arm "Ich weiß, was ich Ihnen bringe, hatte die "Dankbarkeit? rief die Fürstin mit einem er¬ "Nur von einer Pflicht, gnädigste Fürstin, die "Ach das! -- Ich bitte Sie, kein Wort davon." "Gönnen Sie mir das Wort. Ja, ich bekenne "Egoismus, nichts als Selbstsucht! Weil Adel¬ Die Fürstin fühlte ihre Hand sanft gedrückt: Der Comteß nickte ſie zu: „Geben Sie Ihren Arm „Ich weiß, was ich Ihnen bringe, hatte die „Dankbarkeit? rief die Fürſtin mit einem er¬ „Nur von einer Pflicht, gnädigſte Fürſtin, die „Ach das! — Ich bitte Sie, kein Wort davon.“ „Gönnen Sie mir das Wort. Ja, ich bekenne „Egoismus, nichts als Selbſtſucht! Weil Adel¬ Die Fürſtin fühlte ihre Hand ſanft gedrückt: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0148" n="138"/> Der Comteß nickte ſie zu: „Geben Sie Ihren Arm<lb/> getroſt dem guten Rittmeiſter. Ich verſichere Sie,<lb/> Comteß Laura hat keinen beſſern Freund als Herrn<lb/> von Dohleneck.“</p><lb/> <p>„Ich weiß, was ich Ihnen bringe, hatte die<lb/> Geheimräthin erwiedert. In das Haus der Freude<lb/> eine Trauergeſtalt, aber die Pflicht der Dankbarkeit<lb/> geht über dieſe Rückſicht.“</p><lb/> <p>„Dankbarkeit? rief die Fürſtin mit einem er¬<lb/> ſtaunten Blick, indem ſie die Hand der Geheimräthin<lb/> an ſich zog. Sie ſtehen noch immer, Herr von<lb/> Wandel, wollen Sie nicht neben uns Platz nehmen,<lb/> meine Freude theilen. — Madame Lupinus ſpricht<lb/> von Dankbarkeit!“</p><lb/> <p>„Nur von einer Pflicht, gnädigſte Fürſtin, die<lb/> ich ſo lange aufgeſchoben. Sie haben ſich meiner<lb/> Pflegetochter wie eine wahre Mutter angenommen.“</p><lb/> <p>„Ach das! — Ich bitte Sie, kein Wort davon.“</p><lb/> <p>„Gönnen Sie mir das Wort. Ja, ich bekenne<lb/> es, ich bringe ein Opfer, um endlich auszuſprechen,<lb/> was ich über Ihre Handlungsweiſe denke.“</p><lb/> <p>„Egoismus, nichts als Selbſtſucht! Weil Adel¬<lb/> heid mir gefällt, weil ich mein Haus, meine Geſell¬<lb/> ſchaften durch Ihre Schönheit ſchmücken will.“</p><lb/> <p>Die Fürſtin fühlte ihre Hand ſanft gedrückt:<lb/> „Warum das wiederholen, was der Pöbel über uns<lb/> urtheilt. Adelheids blühende Jugend gehörte nicht<lb/> in mein Krankenhaus. Sie erkannten es — und —<lb/> ich geſtehe es Ihnen, im erſten Augenblick ſchmerzte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [138/0148]
Der Comteß nickte ſie zu: „Geben Sie Ihren Arm
getroſt dem guten Rittmeiſter. Ich verſichere Sie,
Comteß Laura hat keinen beſſern Freund als Herrn
von Dohleneck.“
„Ich weiß, was ich Ihnen bringe, hatte die
Geheimräthin erwiedert. In das Haus der Freude
eine Trauergeſtalt, aber die Pflicht der Dankbarkeit
geht über dieſe Rückſicht.“
„Dankbarkeit? rief die Fürſtin mit einem er¬
ſtaunten Blick, indem ſie die Hand der Geheimräthin
an ſich zog. Sie ſtehen noch immer, Herr von
Wandel, wollen Sie nicht neben uns Platz nehmen,
meine Freude theilen. — Madame Lupinus ſpricht
von Dankbarkeit!“
„Nur von einer Pflicht, gnädigſte Fürſtin, die
ich ſo lange aufgeſchoben. Sie haben ſich meiner
Pflegetochter wie eine wahre Mutter angenommen.“
„Ach das! — Ich bitte Sie, kein Wort davon.“
„Gönnen Sie mir das Wort. Ja, ich bekenne
es, ich bringe ein Opfer, um endlich auszuſprechen,
was ich über Ihre Handlungsweiſe denke.“
„Egoismus, nichts als Selbſtſucht! Weil Adel¬
heid mir gefällt, weil ich mein Haus, meine Geſell¬
ſchaften durch Ihre Schönheit ſchmücken will.“
Die Fürſtin fühlte ihre Hand ſanft gedrückt:
„Warum das wiederholen, was der Pöbel über uns
urtheilt. Adelheids blühende Jugend gehörte nicht
in mein Krankenhaus. Sie erkannten es — und —
ich geſtehe es Ihnen, im erſten Augenblick ſchmerzte
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