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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.

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sinische Geheimnisse, Constitutionen, als zur Handhabe,
wie man die Lastträger am besten dressirt: die Fahne,
die Feuersäule, das Schiboleth, darauf kommt's ja
nicht an. Als der Herrschaft der Könige in Frank¬
reich das Garaus gemacht schien, wäre nichts dagegen
zu sagen gewesen, denn daß das Volk sich selbst be¬
herrschen sollte, war nichts als eine schöne Chimäre,
wenn nur die klugen Leute, welche die Könige vom
Thron gejagt, sich unter einander verständigt hätten,
wie sich in die Macht theilen! Das ist das Unglück,
daß die Klugen darüber nie in's Klare kommen. Fra¬
gen wir uns: Wer hat denn überhaupt in der Welt
geherrscht? Einige wenige Könige, die Genies waren
oder Feldherren aus Passion; das waren seltene Aus¬
nahmen. In der Regel waren es kluge Minister,
schlaue Favoriten, noch schlauere Maitressen. Sie
herrschten um so sicherer, je feiner sie es zu verstecken
wußten. Oder wollen Sie nach Klassen gehen? Die
Hohenpriester fingen an, dann kamen die Könige,
dann militairischer Adel, dann Priester, Könige und
Feudalritter im bunten Gemisch, bis die Könige wie¬
der glaubten das Oberwasser zu haben; da nahmen
es ihnen die Philosophen. Das Schiboleth, früher
Glauben geheißen, hieß nun Aufklärung. Wer weiß
denn, wenn die Klugen inzwischen nichts Anderes er¬
finden, ob der Mysticismus, der Pfaffenglaube die
Herrschaft der Aufklärung nicht wieder ablöst! Dem
Volke kann das ganz gleichgültig sein. Bei allem
diesem Wechsel bleiben sie und werden bleiben, was

ſiniſche Geheimniſſe, Conſtitutionen, als zur Handhabe,
wie man die Laſtträger am beſten dreſſirt: die Fahne,
die Feuerſäule, das Schiboleth, darauf kommt's ja
nicht an. Als der Herrſchaft der Könige in Frank¬
reich das Garaus gemacht ſchien, wäre nichts dagegen
zu ſagen geweſen, denn daß das Volk ſich ſelbſt be¬
herrſchen ſollte, war nichts als eine ſchöne Chimäre,
wenn nur die klugen Leute, welche die Könige vom
Thron gejagt, ſich unter einander verſtändigt hätten,
wie ſich in die Macht theilen! Das iſt das Unglück,
daß die Klugen darüber nie in's Klare kommen. Fra¬
gen wir uns: Wer hat denn überhaupt in der Welt
geherrſcht? Einige wenige Könige, die Genies waren
oder Feldherren aus Paſſion; das waren ſeltene Aus¬
nahmen. In der Regel waren es kluge Miniſter,
ſchlaue Favoriten, noch ſchlauere Maitreſſen. Sie
herrſchten um ſo ſicherer, je feiner ſie es zu verſtecken
wußten. Oder wollen Sie nach Klaſſen gehen? Die
Hohenprieſter fingen an, dann kamen die Könige,
dann militairiſcher Adel, dann Prieſter, Könige und
Feudalritter im bunten Gemiſch, bis die Könige wie¬
der glaubten das Oberwaſſer zu haben; da nahmen
es ihnen die Philoſophen. Das Schiboleth, früher
Glauben geheißen, hieß nun Aufklärung. Wer weiß
denn, wenn die Klugen inzwiſchen nichts Anderes er¬
finden, ob der Myſticismus, der Pfaffenglaube die
Herrſchaft der Aufklärung nicht wieder ablöſt! Dem
Volke kann das ganz gleichgültig ſein. Bei allem
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[318/0328] ſiniſche Geheimniſſe, Conſtitutionen, als zur Handhabe, wie man die Laſtträger am beſten dreſſirt: die Fahne, die Feuerſäule, das Schiboleth, darauf kommt's ja nicht an. Als der Herrſchaft der Könige in Frank¬ reich das Garaus gemacht ſchien, wäre nichts dagegen zu ſagen geweſen, denn daß das Volk ſich ſelbſt be¬ herrſchen ſollte, war nichts als eine ſchöne Chimäre, wenn nur die klugen Leute, welche die Könige vom Thron gejagt, ſich unter einander verſtändigt hätten, wie ſich in die Macht theilen! Das iſt das Unglück, daß die Klugen darüber nie in's Klare kommen. Fra¬ gen wir uns: Wer hat denn überhaupt in der Welt geherrſcht? Einige wenige Könige, die Genies waren oder Feldherren aus Paſſion; das waren ſeltene Aus¬ nahmen. In der Regel waren es kluge Miniſter, ſchlaue Favoriten, noch ſchlauere Maitreſſen. Sie herrſchten um ſo ſicherer, je feiner ſie es zu verſtecken wußten. Oder wollen Sie nach Klaſſen gehen? Die Hohenprieſter fingen an, dann kamen die Könige, dann militairiſcher Adel, dann Prieſter, Könige und Feudalritter im bunten Gemiſch, bis die Könige wie¬ der glaubten das Oberwaſſer zu haben; da nahmen es ihnen die Philoſophen. Das Schiboleth, früher Glauben geheißen, hieß nun Aufklärung. Wer weiß denn, wenn die Klugen inzwiſchen nichts Anderes er¬ finden, ob der Myſticismus, der Pfaffenglaube die Herrſchaft der Aufklärung nicht wieder ablöſt! Dem Volke kann das ganz gleichgültig ſein. Bei allem dieſem Wechſel bleiben ſie und werden bleiben, was

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/328>, abgerufen am 24.11.2024.