Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.so an. Die alte Zeit ist abgelaufen, aller Widerstand "Und doch, sprach Walter, ihm nachblickend, als Seltsam, als Walter in das Haus des Geheim¬ Er fand den gealterten Mann kränkelnd. Er Der Geheimrath hörte ihn mit Freundlichkeit an. "Gewöhnen wir uns doch daran, das Leben als 4*
ſo an. Die alte Zeit iſt abgelaufen, aller Widerſtand „Und doch, ſprach Walter, ihm nachblickend, als Seltſam, als Walter in das Haus des Geheim¬ Er fand den gealterten Mann kränkelnd. Er Der Geheimrath hörte ihn mit Freundlichkeit an. „Gewöhnen wir uns doch daran, das Leben als 4*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0061" n="51"/> ſo an. Die alte Zeit iſt abgelaufen, aller Widerſtand<lb/> iſt Thorheit — der neue Titane zerſchlägt dem alten<lb/> Sonnengott den Karren, die Splitter und Funken<lb/> fliegen durchs Weltall. Duck Dich in eine Höhle,<lb/> wenn Du eine findeſt, und wenn Du lebendig bleibſt,<lb/> gaffe ihm nach, wohin er ſeinen Feuerball peitſcht.<lb/> Ich weiß es nicht.“</p><lb/> <p>„Und doch, ſprach Walter, ihm nachblickend, als<lb/> er ohne Abſchiedsgruß nach der Stadt gegangen, doch<lb/> würdeſt Du der Erſte ſein, wenn —“ Er folgte ihm.</p><lb/> <p>Seltſam, als Walter in das Haus des Geheim¬<lb/> rath Lupinus trat, ſollte er eine Unterhaltung über¬<lb/> ſtehen, die denſelben Gegenſtand hatte.</p><lb/> <p>Er fand den gealterten Mann kränkelnd. Er<lb/> huſtete viel. Walter meinte, das Zimmer ſei wohl<lb/> lange nicht gelüftet, der Bücherſtaub habe etwas<lb/> Drückendes.</p><lb/> <p>Der Geheimrath hörte ihn mit Freundlichkeit an.</p><lb/> <p>„Gewöhnen wir uns doch daran, das Leben als<lb/> eine Gewohnheit zu betrachten, dann fällt ſo Vieles<lb/> fort, was uns ſonſt quält und ängſtet. Iſt nicht der<lb/> am glücklichſten, der nichts in ſeiner Lebensweiſe än¬<lb/> dert? Wer immer ändert, ſtellt damit nur ein Te¬<lb/> ſtimonium aus, daß er nie zufrieden war. Ich weiß<lb/> es, ich werde ſterben, vielleicht bald, aber Sie werden<lb/> noch lange leben; nun laſſen Sie uns von Ihnen<lb/> reden. Da iſt Herr Niebuhr nun angekommen. Er<lb/> wird beſtimmt angeſtellt, und wahrſcheinlich in eini¬<lb/> gen Wochen ſchon iſt er Bancodirector mit dem Titel<lb/> <fw place="bottom" type="sig">4*<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [51/0061]
ſo an. Die alte Zeit iſt abgelaufen, aller Widerſtand
iſt Thorheit — der neue Titane zerſchlägt dem alten
Sonnengott den Karren, die Splitter und Funken
fliegen durchs Weltall. Duck Dich in eine Höhle,
wenn Du eine findeſt, und wenn Du lebendig bleibſt,
gaffe ihm nach, wohin er ſeinen Feuerball peitſcht.
Ich weiß es nicht.“
„Und doch, ſprach Walter, ihm nachblickend, als
er ohne Abſchiedsgruß nach der Stadt gegangen, doch
würdeſt Du der Erſte ſein, wenn —“ Er folgte ihm.
Seltſam, als Walter in das Haus des Geheim¬
rath Lupinus trat, ſollte er eine Unterhaltung über¬
ſtehen, die denſelben Gegenſtand hatte.
Er fand den gealterten Mann kränkelnd. Er
huſtete viel. Walter meinte, das Zimmer ſei wohl
lange nicht gelüftet, der Bücherſtaub habe etwas
Drückendes.
Der Geheimrath hörte ihn mit Freundlichkeit an.
„Gewöhnen wir uns doch daran, das Leben als
eine Gewohnheit zu betrachten, dann fällt ſo Vieles
fort, was uns ſonſt quält und ängſtet. Iſt nicht der
am glücklichſten, der nichts in ſeiner Lebensweiſe än¬
dert? Wer immer ändert, ſtellt damit nur ein Te¬
ſtimonium aus, daß er nie zufrieden war. Ich weiß
es, ich werde ſterben, vielleicht bald, aber Sie werden
noch lange leben; nun laſſen Sie uns von Ihnen
reden. Da iſt Herr Niebuhr nun angekommen. Er
wird beſtimmt angeſtellt, und wahrſcheinlich in eini¬
gen Wochen ſchon iſt er Bancodirector mit dem Titel
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