dem Gesicht der Geheimräthin bemerken können, das sich endlich in ein feines ironisches Lächeln um ihre Lippen auflöste:
"Sie haben die Prüfung gut bestanden, Herr van Asten; ganz wie ich erwartete. Hoffen wir Alle auf dem Wege der Geduld und Entsagung zu unserm Recht zu kommen. Ich habe Geduld. Nicht wahr! Und ich habe entsagt -- sogar dem Glück, verstanden zu werden. Kann man mehr? Leben Sie wohl --"
Sie war gegangen, um an der Thür wieder stehen zu bleiben: "Sahen Sie Adelheid seit Ihrem Ehrenhandel?"
"Sie hatte einen Rückfall, als ich nach meiner Genesung ansprach."
"Sie werden auch in dieser Entsagung sich einen Lorbeer erwerben können."
"Wenn ich um den Sinn der Worte bitten darf?"
"Daß Adelheids Sinn, seit sie bei der Fürstin ist, sich geändert hat, brauche ich Ihnen doch nicht zu sagen."
"Die Fürstin hat so wenig Macht, als irgend eine Frau auf Erden, Adelheids Sinn zu beugen."
"Freilich, da ein Andrer ihn schon gebeugt hatte."
"Ich werde mich selbst zu beugen wissen vor dem Unabänderlichen, wenn es entschieden ist."
"Eine seltsame Bezeichnung für den jungen Bovillard."
"Bovillard!"
IV. 5
dem Geſicht der Geheimräthin bemerken können, das ſich endlich in ein feines ironiſches Lächeln um ihre Lippen auflöſte:
„Sie haben die Prüfung gut beſtanden, Herr van Aſten; ganz wie ich erwartete. Hoffen wir Alle auf dem Wege der Geduld und Entſagung zu unſerm Recht zu kommen. Ich habe Geduld. Nicht wahr! Und ich habe entſagt — ſogar dem Glück, verſtanden zu werden. Kann man mehr? Leben Sie wohl —“
Sie war gegangen, um an der Thür wieder ſtehen zu bleiben: „Sahen Sie Adelheid ſeit Ihrem Ehrenhandel?“
„Sie hatte einen Rückfall, als ich nach meiner Geneſung anſprach.“
„Sie werden auch in dieſer Entſagung ſich einen Lorbeer erwerben können.“
„Wenn ich um den Sinn der Worte bitten darf?“
„Daß Adelheids Sinn, ſeit ſie bei der Fürſtin iſt, ſich geändert hat, brauche ich Ihnen doch nicht zu ſagen.“
„Die Fürſtin hat ſo wenig Macht, als irgend eine Frau auf Erden, Adelheids Sinn zu beugen.“
„Freilich, da ein Andrer ihn ſchon gebeugt hatte.“
„Ich werde mich ſelbſt zu beugen wiſſen vor dem Unabänderlichen, wenn es entſchieden iſt.“
„Eine ſeltſame Bezeichnung für den jungen Bovillard.“
„Bovillard!“
IV. 5
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dem Geſicht der Geheimräthin bemerken können, das
ſich endlich in ein feines ironiſches Lächeln um ihre
Lippen auflöſte:
„Sie haben die Prüfung gut beſtanden, Herr
van Aſten; ganz wie ich erwartete. Hoffen wir Alle
auf dem Wege der Geduld und Entſagung zu unſerm
Recht zu kommen. Ich habe Geduld. Nicht wahr!
Und ich habe entſagt — ſogar dem Glück, verſtanden
zu werden. Kann man mehr? Leben Sie wohl —“
Sie war gegangen, um an der Thür wieder
ſtehen zu bleiben: „Sahen Sie Adelheid ſeit Ihrem
Ehrenhandel?“
„Sie hatte einen Rückfall, als ich nach meiner
Geneſung anſprach.“
„Sie werden auch in dieſer Entſagung ſich einen
Lorbeer erwerben können.“
„Wenn ich um den Sinn der Worte bitten
darf?“
„Daß Adelheids Sinn, ſeit ſie bei der Fürſtin
iſt, ſich geändert hat, brauche ich Ihnen doch nicht zu
ſagen.“
„Die Fürſtin hat ſo wenig Macht, als irgend
eine Frau auf Erden, Adelheids Sinn zu beugen.“
„Freilich, da ein Andrer ihn ſchon gebeugt hatte.“
„Ich werde mich ſelbſt zu beugen wiſſen vor dem
Unabänderlichen, wenn es entſchieden iſt.“
„Eine ſeltſame Bezeichnung für den jungen
Bovillard.“
„Bovillard!“
IV. 5
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/75>, abgerufen am 16.07.2024.
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