Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

dem Gesicht der Geheimräthin bemerken können, das
sich endlich in ein feines ironisches Lächeln um ihre
Lippen auflöste:

"Sie haben die Prüfung gut bestanden, Herr
van Asten; ganz wie ich erwartete. Hoffen wir Alle
auf dem Wege der Geduld und Entsagung zu unserm
Recht zu kommen. Ich habe Geduld. Nicht wahr!
Und ich habe entsagt -- sogar dem Glück, verstanden
zu werden. Kann man mehr? Leben Sie wohl --"

Sie war gegangen, um an der Thür wieder
stehen zu bleiben: "Sahen Sie Adelheid seit Ihrem
Ehrenhandel?"

"Sie hatte einen Rückfall, als ich nach meiner
Genesung ansprach."

"Sie werden auch in dieser Entsagung sich einen
Lorbeer erwerben können."

"Wenn ich um den Sinn der Worte bitten
darf?"

"Daß Adelheids Sinn, seit sie bei der Fürstin
ist, sich geändert hat, brauche ich Ihnen doch nicht zu
sagen."

"Die Fürstin hat so wenig Macht, als irgend
eine Frau auf Erden, Adelheids Sinn zu beugen."

"Freilich, da ein Andrer ihn schon gebeugt hatte."

"Ich werde mich selbst zu beugen wissen vor dem
Unabänderlichen, wenn es entschieden ist."

"Eine seltsame Bezeichnung für den jungen
Bovillard."

"Bovillard!"

IV. 5

dem Geſicht der Geheimräthin bemerken können, das
ſich endlich in ein feines ironiſches Lächeln um ihre
Lippen auflöſte:

„Sie haben die Prüfung gut beſtanden, Herr
van Aſten; ganz wie ich erwartete. Hoffen wir Alle
auf dem Wege der Geduld und Entſagung zu unſerm
Recht zu kommen. Ich habe Geduld. Nicht wahr!
Und ich habe entſagt — ſogar dem Glück, verſtanden
zu werden. Kann man mehr? Leben Sie wohl —“

Sie war gegangen, um an der Thür wieder
ſtehen zu bleiben: „Sahen Sie Adelheid ſeit Ihrem
Ehrenhandel?“

„Sie hatte einen Rückfall, als ich nach meiner
Geneſung anſprach.“

„Sie werden auch in dieſer Entſagung ſich einen
Lorbeer erwerben können.“

„Wenn ich um den Sinn der Worte bitten
darf?“

„Daß Adelheids Sinn, ſeit ſie bei der Fürſtin
iſt, ſich geändert hat, brauche ich Ihnen doch nicht zu
ſagen.“

„Die Fürſtin hat ſo wenig Macht, als irgend
eine Frau auf Erden, Adelheids Sinn zu beugen.“

„Freilich, da ein Andrer ihn ſchon gebeugt hatte.“

„Ich werde mich ſelbſt zu beugen wiſſen vor dem
Unabänderlichen, wenn es entſchieden iſt.“

„Eine ſeltſame Bezeichnung für den jungen
Bovillard.“

„Bovillard!“

IV. 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0075" n="65"/>
dem Ge&#x017F;icht der Geheimräthin bemerken können, das<lb/>
&#x017F;ich endlich in ein feines ironi&#x017F;ches Lächeln um ihre<lb/>
Lippen auflö&#x017F;te:</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sie haben die Prüfung gut be&#x017F;tanden, Herr<lb/>
van A&#x017F;ten; ganz wie ich erwartete. Hoffen wir Alle<lb/>
auf dem Wege der Geduld und Ent&#x017F;agung zu un&#x017F;erm<lb/>
Recht zu kommen. Ich habe Geduld. Nicht wahr!<lb/>
Und ich habe ent&#x017F;agt &#x2014; &#x017F;ogar dem Glück, ver&#x017F;tanden<lb/>
zu werden. Kann man mehr? Leben Sie wohl &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>Sie war gegangen, um an der Thür wieder<lb/>
&#x017F;tehen zu bleiben: &#x201E;Sahen Sie Adelheid &#x017F;eit Ihrem<lb/>
Ehrenhandel?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sie hatte einen Rückfall, als ich nach meiner<lb/>
Gene&#x017F;ung an&#x017F;prach.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sie werden auch in die&#x017F;er Ent&#x017F;agung &#x017F;ich einen<lb/>
Lorbeer erwerben können.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wenn ich um den Sinn der Worte bitten<lb/>
darf?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Daß Adelheids Sinn, &#x017F;eit &#x017F;ie bei der Für&#x017F;tin<lb/>
i&#x017F;t, &#x017F;ich geändert hat, brauche ich Ihnen doch nicht zu<lb/>
&#x017F;agen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Die Für&#x017F;tin hat &#x017F;o wenig Macht, als irgend<lb/>
eine Frau auf Erden, Adelheids Sinn zu beugen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Freilich, da ein Andrer ihn &#x017F;chon gebeugt hatte.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich werde mich &#x017F;elb&#x017F;t zu beugen wi&#x017F;&#x017F;en vor dem<lb/>
Unabänderlichen, wenn es ent&#x017F;chieden i&#x017F;t.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Eine &#x017F;elt&#x017F;ame Bezeichnung für den jungen<lb/>
Bovillard.&#x201C;<lb/></p>
        <p>&#x201E;Bovillard!&#x201C;<lb/></p>
        <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">IV</hi>. 5<lb/></fw>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0075] dem Geſicht der Geheimräthin bemerken können, das ſich endlich in ein feines ironiſches Lächeln um ihre Lippen auflöſte: „Sie haben die Prüfung gut beſtanden, Herr van Aſten; ganz wie ich erwartete. Hoffen wir Alle auf dem Wege der Geduld und Entſagung zu unſerm Recht zu kommen. Ich habe Geduld. Nicht wahr! Und ich habe entſagt — ſogar dem Glück, verſtanden zu werden. Kann man mehr? Leben Sie wohl —“ Sie war gegangen, um an der Thür wieder ſtehen zu bleiben: „Sahen Sie Adelheid ſeit Ihrem Ehrenhandel?“ „Sie hatte einen Rückfall, als ich nach meiner Geneſung anſprach.“ „Sie werden auch in dieſer Entſagung ſich einen Lorbeer erwerben können.“ „Wenn ich um den Sinn der Worte bitten darf?“ „Daß Adelheids Sinn, ſeit ſie bei der Fürſtin iſt, ſich geändert hat, brauche ich Ihnen doch nicht zu ſagen.“ „Die Fürſtin hat ſo wenig Macht, als irgend eine Frau auf Erden, Adelheids Sinn zu beugen.“ „Freilich, da ein Andrer ihn ſchon gebeugt hatte.“ „Ich werde mich ſelbſt zu beugen wiſſen vor dem Unabänderlichen, wenn es entſchieden iſt.“ „Eine ſeltſame Bezeichnung für den jungen Bovillard.“ „Bovillard!“ IV. 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/75
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/75>, abgerufen am 11.12.2024.