Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.Die Königin schien noch immer in derselben "Er sieht die ganze Gefahr, klar und deutlich. Aus Hoyms Antwort konnte man nur die Worte Die Schadow hatte Adelheid tiefer in's Gebüsch "Das ist ihr Hauptkummer jetzt. Unsereins darf "Ihre Majestät wünscht den Freiherrn von Stein Die Kammerfrau sah Adelheid verwundert an: "Aber wenn die Königin --" "Es ist das Schlimme, liebe Demoiselle, daß der Die Königin ſchien noch immer in derſelben „Er ſieht die ganze Gefahr, klar und deutlich. Aus Hoyms Antwort konnte man nur die Worte Die Schadow hatte Adelheid tiefer in's Gebüſch „Das iſt ihr Hauptkummer jetzt. Unſereins darf „Ihre Majeſtät wünſcht den Freiherrn von Stein Die Kammerfrau ſah Adelheid verwundert an: „Aber wenn die Königin —“ „Es iſt das Schlimme, liebe Demoiſelle, daß der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0111" n="101"/> <p>Die Königin ſchien noch immer in derſelben<lb/> Stimmung:</p><lb/> <p>„Er ſieht die ganze Gefahr, klar und deutlich.<lb/> Er könnte retten, und dieſen einzigen Mann, der<lb/> retten könnte, ihn läßt man brach liegen.“</p><lb/> <p>Aus Hoyms Antwort konnte man nur die Worte<lb/> hören: „Aber der Freiherr von Stein —“</p><lb/> <p>Die Schadow hatte Adelheid tiefer in's Gebüſch<lb/> gezogen.</p><lb/> <p>„Das iſt ihr Hauptkummer jetzt. Unſereins darf<lb/> freilich nichts davon wiſſen, und noch weniger ſich<lb/> darum kümmern, aber man müßte ja nicht Ohren<lb/> und Augen haben. Je mehr es eine hohe Perſon<lb/> ſchmerzt, um ſo heftiger bricht es unwillkürlich heraus,<lb/> und uns beachten ſie doch eigentlich nicht als Ge¬<lb/> ſchöpfe, die es angeht und die es verſtehen.“</p><lb/> <p>„Ihre Majeſtät wünſcht den Freiherrn von Stein<lb/> zum Rathgeber des Königs?“</p><lb/> <p>Die Kammerfrau ſah Adelheid verwundert an:<lb/> „Das wiſſen Sie auch! — Man mag im Publikum<lb/> freilich manches wiſſen, von dem die hohen Herr¬<lb/> ſchaften glauben, daß ſie es allein beſitzen. Es iſt<lb/> ſo. Der Herr hat ſich aber bei Hofe nicht beliebt<lb/> gemacht; er hat viel Feinde. Das geht bis zu den<lb/> Lackeien hinunter. Sie wiſſen nicht, wie das bei uns<lb/> iſt. Wen ſie oben von Einfluß ſehen, deſſen Worte<lb/> ſprechen ſie nach.“</p><lb/> <p>„Aber wenn die Königin —“</p><lb/> <p>„Es iſt das Schlimme, liebe Demoiſelle, daß der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [101/0111]
Die Königin ſchien noch immer in derſelben
Stimmung:
„Er ſieht die ganze Gefahr, klar und deutlich.
Er könnte retten, und dieſen einzigen Mann, der
retten könnte, ihn läßt man brach liegen.“
Aus Hoyms Antwort konnte man nur die Worte
hören: „Aber der Freiherr von Stein —“
Die Schadow hatte Adelheid tiefer in's Gebüſch
gezogen.
„Das iſt ihr Hauptkummer jetzt. Unſereins darf
freilich nichts davon wiſſen, und noch weniger ſich
darum kümmern, aber man müßte ja nicht Ohren
und Augen haben. Je mehr es eine hohe Perſon
ſchmerzt, um ſo heftiger bricht es unwillkürlich heraus,
und uns beachten ſie doch eigentlich nicht als Ge¬
ſchöpfe, die es angeht und die es verſtehen.“
„Ihre Majeſtät wünſcht den Freiherrn von Stein
zum Rathgeber des Königs?“
Die Kammerfrau ſah Adelheid verwundert an:
„Das wiſſen Sie auch! — Man mag im Publikum
freilich manches wiſſen, von dem die hohen Herr¬
ſchaften glauben, daß ſie es allein beſitzen. Es iſt
ſo. Der Herr hat ſich aber bei Hofe nicht beliebt
gemacht; er hat viel Feinde. Das geht bis zu den
Lackeien hinunter. Sie wiſſen nicht, wie das bei uns
iſt. Wen ſie oben von Einfluß ſehen, deſſen Worte
ſprechen ſie nach.“
„Aber wenn die Königin —“
„Es iſt das Schlimme, liebe Demoiſelle, daß der
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