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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.

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Sechstes Kapitel.
Die Eine gehörte schon einem Andern.

Auf Louisens Gesicht schien jede Spur der
Agitation verschwunden, als sie näher kam. Sie
ging auf Beide zu.

"Ihre Majestät entschuldigen, wollte die Schadow
anfangen, es ist zufällig eine liebe junge Freundin --"

"Es ist eine alte Bekannte und ein lieber Be¬
such, unterbrach die Fürstin. Wir sind ja hier unter
uns, wozu die Komödie! -- Es freut mich, Sie
wieder zu sehen, liebes Kind, so wie Sie sind. Ich
meine, setzte sie lächelnd hinzu, wie Sie bei Gottes
schönem Sonnenlicht aussehen. Das Lampenlicht
täuscht immer, und es ist mir lieb, daß ich mich nicht
getäuscht habe."

Eine gebietende, aber graziöse Bewegung hatte,
wie sie vorhin den Rockkuß abgewehrt, Adelheid auf¬
gefordert, an ihrer Seite weiter zu gehen.

Der Schadow schien es zweifelhaft, ob sie nach
diesem Empfange respectvoll unter dem Baume stehen
bleiben, oder in ebenso respectvoller Entfernung fol¬

Sechstes Kapitel.
Die Eine gehörte ſchon einem Andern.

Auf Louiſens Geſicht ſchien jede Spur der
Agitation verſchwunden, als ſie näher kam. Sie
ging auf Beide zu.

„Ihre Majeſtät entſchuldigen, wollte die Schadow
anfangen, es iſt zufällig eine liebe junge Freundin —“

„Es iſt eine alte Bekannte und ein lieber Be¬
ſuch, unterbrach die Fürſtin. Wir ſind ja hier unter
uns, wozu die Komödie! — Es freut mich, Sie
wieder zu ſehen, liebes Kind, ſo wie Sie ſind. Ich
meine, ſetzte ſie lächelnd hinzu, wie Sie bei Gottes
ſchönem Sonnenlicht ausſehen. Das Lampenlicht
täuſcht immer, und es iſt mir lieb, daß ich mich nicht
getäuſcht habe.“

Eine gebietende, aber graziöſe Bewegung hatte,
wie ſie vorhin den Rockkuß abgewehrt, Adelheid auf¬
gefordert, an ihrer Seite weiter zu gehen.

Der Schadow ſchien es zweifelhaft, ob ſie nach
dieſem Empfange reſpectvoll unter dem Baume ſtehen
bleiben, oder in ebenſo reſpectvoller Entfernung fol¬

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[[109]/0119] Sechstes Kapitel. Die Eine gehörte ſchon einem Andern. Auf Louiſens Geſicht ſchien jede Spur der Agitation verſchwunden, als ſie näher kam. Sie ging auf Beide zu. „Ihre Majeſtät entſchuldigen, wollte die Schadow anfangen, es iſt zufällig eine liebe junge Freundin —“ „Es iſt eine alte Bekannte und ein lieber Be¬ ſuch, unterbrach die Fürſtin. Wir ſind ja hier unter uns, wozu die Komödie! — Es freut mich, Sie wieder zu ſehen, liebes Kind, ſo wie Sie ſind. Ich meine, ſetzte ſie lächelnd hinzu, wie Sie bei Gottes ſchönem Sonnenlicht ausſehen. Das Lampenlicht täuſcht immer, und es iſt mir lieb, daß ich mich nicht getäuſcht habe.“ Eine gebietende, aber graziöſe Bewegung hatte, wie ſie vorhin den Rockkuß abgewehrt, Adelheid auf¬ gefordert, an ihrer Seite weiter zu gehen. Der Schadow ſchien es zweifelhaft, ob ſie nach dieſem Empfange reſpectvoll unter dem Baume ſtehen bleiben, oder in ebenſo reſpectvoller Entfernung fol¬

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. [109]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/119>, abgerufen am 23.11.2024.