keit, die einen entzückten Liebhaber vielleicht er¬ schreckt hätte:
"Aber, gnädigste Königin, ich bin nicht aus fürstlichem Blute, und weiß daher nicht, warum ich Opfer dem Allgemeinwohl bringen sollte. Das hat von einem unbedeutenden Mädchen nichts zu erwar¬ ten und nichts zu fürchten; ein Tropfen im Meere mehr oder weniger, das Meer merkt es nicht. -- Soll ich für Andere entsagen? Wem helfe ich, wen tränke ich? Etwa den Vater meines Geliebten, weil er diese Verbindung nicht wünscht? Er hat sich nie um seinen Sohn gekümmert, er hatte ihn so gut wie verstoßen. Was Louis Bovillard ist, verdankt er sich selbst. Er steht frei gegen seinen Vater, ja, er ist noch freier von ihm, als ich gegen meine EI¬ tern. Kann dieser Vater mir etwas vorwerfen, was nicht alle Welt weiß, was selbst vor den Lästerzun¬ gen derselben rein gestempelt ist, seit Ihre Majestät mir öffentlich Ihre Huld gezeigt?"
"O nichts von dem! sprach die Königin mit abwehrender Handbewegung. Er könnte sich glücklich schätzen, eine so reine Schwiegertochter in sein be¬ flecktes Haus zu bekommen. Dazu ist er jetzt ein Narr! Dieser profligate Mensch, der sein Leben durch nichts gethan, als den Adel seiner Menschen¬ würde herabzusetzen, pikirt sich jetzt, aus vermoder¬ ten Pergamenten einen uralten Adel zu beweisen. Lächerlich und empörend!"
"Gegen wen, erlauchte Frau, wäre es dann
keit, die einen entzückten Liebhaber vielleicht er¬ ſchreckt hätte:
„Aber, gnädigſte Königin, ich bin nicht aus fürſtlichem Blute, und weiß daher nicht, warum ich Opfer dem Allgemeinwohl bringen ſollte. Das hat von einem unbedeutenden Mädchen nichts zu erwar¬ ten und nichts zu fürchten; ein Tropfen im Meere mehr oder weniger, das Meer merkt es nicht. — Soll ich für Andere entſagen? Wem helfe ich, wen tränke ich? Etwa den Vater meines Geliebten, weil er dieſe Verbindung nicht wünſcht? Er hat ſich nie um ſeinen Sohn gekümmert, er hatte ihn ſo gut wie verſtoßen. Was Louis Bovillard iſt, verdankt er ſich ſelbſt. Er ſteht frei gegen ſeinen Vater, ja, er iſt noch freier von ihm, als ich gegen meine EI¬ tern. Kann dieſer Vater mir etwas vorwerfen, was nicht alle Welt weiß, was ſelbſt vor den Läſterzun¬ gen derſelben rein geſtempelt iſt, ſeit Ihre Majeſtät mir öffentlich Ihre Huld gezeigt?“
„O nichts von dem! ſprach die Königin mit abwehrender Handbewegung. Er könnte ſich glücklich ſchätzen, eine ſo reine Schwiegertochter in ſein be¬ flecktes Haus zu bekommen. Dazu iſt er jetzt ein Narr! Dieſer profligate Menſch, der ſein Leben durch nichts gethan, als den Adel ſeiner Menſchen¬ würde herabzuſetzen, pikirt ſich jetzt, aus vermoder¬ ten Pergamenten einen uralten Adel zu beweiſen. Lächerlich und empörend!“
„Gegen wen, erlauchte Frau, wäre es dann
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keit, die einen entzückten Liebhaber vielleicht er¬
ſchreckt hätte:
„Aber, gnädigſte Königin, ich bin nicht aus
fürſtlichem Blute, und weiß daher nicht, warum ich
Opfer dem Allgemeinwohl bringen ſollte. Das hat
von einem unbedeutenden Mädchen nichts zu erwar¬
ten und nichts zu fürchten; ein Tropfen im Meere
mehr oder weniger, das Meer merkt es nicht. — Soll
ich für Andere entſagen? Wem helfe ich, wen tränke
ich? Etwa den Vater meines Geliebten, weil er
dieſe Verbindung nicht wünſcht? Er hat ſich nie
um ſeinen Sohn gekümmert, er hatte ihn ſo gut
wie verſtoßen. Was Louis Bovillard iſt, verdankt
er ſich ſelbſt. Er ſteht frei gegen ſeinen Vater, ja,
er iſt noch freier von ihm, als ich gegen meine EI¬
tern. Kann dieſer Vater mir etwas vorwerfen, was
nicht alle Welt weiß, was ſelbſt vor den Läſterzun¬
gen derſelben rein geſtempelt iſt, ſeit Ihre Majeſtät
mir öffentlich Ihre Huld gezeigt?“
„O nichts von dem! ſprach die Königin mit
abwehrender Handbewegung. Er könnte ſich glücklich
ſchätzen, eine ſo reine Schwiegertochter in ſein be¬
flecktes Haus zu bekommen. Dazu iſt er jetzt ein
Narr! Dieſer profligate Menſch, der ſein Leben
durch nichts gethan, als den Adel ſeiner Menſchen¬
würde herabzuſetzen, pikirt ſich jetzt, aus vermoder¬
ten Pergamenten einen uralten Adel zu beweiſen.
Lächerlich und empörend!“
„Gegen wen, erlauchte Frau, wäre es dann
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/142>, abgerufen am 27.11.2024.
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