sich günstig über ihn geäußert, zu Andern aber spitz gesagt, er müsse wohl viele Feinde haben, da er ihr ganz anders geschildert worden. Er war Tages darauf zum Legationssecretair, Andre meinten sogar zum Legationsrath ernannt worden, beauftragt zu gewissen Vorträgen im Cabinet und in der persön¬ lichen Nähe der höchsten Herrschaften.
Man war getheilter Meinung, ob dahinter eine Intrigue des neuen Ministers stecke oder des alten Bovillard. Fuchsius lächelte, als eine Dame mit einem andern: Wissen Sie schon? hereinplatzte. Die Alltag ist zur Gesellschafterin der Viereck ernannt. Sie zieht in's Palais! -- In's Palais! -- Was das zu bedeuten hatte, darüber war Niemand im Zwei¬ fel, als man auch von der gnädigen Audienz erfuhr, welche die Königin dem schönen Mädchen gewährt. -- "Nun wird's ja Alles klipp und klar. Ja, wer nur 'ne hübsche Larve hat und Connexionen, dem fehlt's nicht."
So hatte Madame Braunbiegler gesagt. Ma¬ dame Braunbiegler war ihrer Zeit eine berühmte Persönlichkeit in Berlin, was man heut nennen würde ein öffentlicher Character, von der sehr viele Dicta noch umgehen. Wenn der Raum unserer Erzählung, die zu Ende geht, es erlaubte, hätte sie das Recht und die Anwartschaft auf eine bedeutendere Rolle darin, als wir ihr angewiesen, aber der Rahmen schließt sich, und die Rücksicht auf den deutschen Stil und die Grammatik, die wir bis da nach unsern
ſich günſtig über ihn geäußert, zu Andern aber ſpitz geſagt, er müſſe wohl viele Feinde haben, da er ihr ganz anders geſchildert worden. Er war Tages darauf zum Legationsſecretair, Andre meinten ſogar zum Legationsrath ernannt worden, beauftragt zu gewiſſen Vorträgen im Cabinet und in der perſön¬ lichen Nähe der höchſten Herrſchaften.
Man war getheilter Meinung, ob dahinter eine Intrigue des neuen Miniſters ſtecke oder des alten Bovillard. Fuchſius lächelte, als eine Dame mit einem andern: Wiſſen Sie ſchon? hereinplatzte. Die Alltag iſt zur Geſellſchafterin der Viereck ernannt. Sie zieht in's Palais! — In's Palais! — Was das zu bedeuten hatte, darüber war Niemand im Zwei¬ fel, als man auch von der gnädigen Audienz erfuhr, welche die Königin dem ſchönen Mädchen gewährt. — „Nun wird's ja Alles klipp und klar. Ja, wer nur 'ne hübſche Larve hat und Connexionen, dem fehlt's nicht.“
So hatte Madame Braunbiegler geſagt. Ma¬ dame Braunbiegler war ihrer Zeit eine berühmte Perſönlichkeit in Berlin, was man heut nennen würde ein öffentlicher Character, von der ſehr viele Dicta noch umgehen. Wenn der Raum unſerer Erzählung, die zu Ende geht, es erlaubte, hätte ſie das Recht und die Anwartſchaft auf eine bedeutendere Rolle darin, als wir ihr angewieſen, aber der Rahmen ſchließt ſich, und die Rückſicht auf den deutſchen Stil und die Grammatik, die wir bis da nach unſern
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ſich günſtig über ihn geäußert, zu Andern aber ſpitz
geſagt, er müſſe wohl viele Feinde haben, da er ihr
ganz anders geſchildert worden. Er war Tages
darauf zum Legationsſecretair, Andre meinten ſogar
zum Legationsrath ernannt worden, beauftragt zu
gewiſſen Vorträgen im Cabinet und in der perſön¬
lichen Nähe der höchſten Herrſchaften.
Man war getheilter Meinung, ob dahinter eine
Intrigue des neuen Miniſters ſtecke oder des alten
Bovillard. Fuchſius lächelte, als eine Dame mit
einem andern: Wiſſen Sie ſchon? hereinplatzte. Die
Alltag iſt zur Geſellſchafterin der Viereck ernannt.
Sie zieht in's Palais! — In's Palais! — Was
das zu bedeuten hatte, darüber war Niemand im Zwei¬
fel, als man auch von der gnädigen Audienz erfuhr,
welche die Königin dem ſchönen Mädchen gewährt.
— „Nun wird's ja Alles klipp und klar. Ja, wer
nur 'ne hübſche Larve hat und Connexionen, dem
fehlt's nicht.“
So hatte Madame Braunbiegler geſagt. Ma¬
dame Braunbiegler war ihrer Zeit eine berühmte
Perſönlichkeit in Berlin, was man heut nennen würde
ein öffentlicher Character, von der ſehr viele Dicta
noch umgehen. Wenn der Raum unſerer Erzählung,
die zu Ende geht, es erlaubte, hätte ſie das Recht
und die Anwartſchaft auf eine bedeutendere Rolle
darin, als wir ihr angewieſen, aber der Rahmen
ſchließt ſich, und die Rückſicht auf den deutſchen Stil
und die Grammatik, die wir bis da nach unſern
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/151>, abgerufen am 23.11.2024.
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