es mir doch ganz überlassen wollten! -- Aber -- schenken Sie mir das Vertrauen nicht -- dann, nun ja, das versteht sich von selbst. -- Indeß ich schmeichelte mir, in der Hoffnung auf Ihr Vertrauen, grade so zu handeln, wie ich es thue, zur Schonung Ihrer Gefühle Ihnen verschweigen zu dürfen, warum."
"Aber warum denn? Mein Mann --"
"Ist -- ein Mann, den ich kenne, schätze, ich weiß zuweilen nicht, ob ich mehr seinen weltmännischen Freisinn oder seinen Scharfsinn bewundern soll."
"Seinen Scharfsinn?"
"Merken Sie denn nicht, daß er Sie nie mehr mit dem Rittmeister neckt?"
"Ja, aber --"
"Daß der Contact dieser Verhältnisse auch einen Reflex auf Augustens Seelenfrieden werfen muß! Nicht wahr, das ist es, nicht was Sie nicht begrei¬ fen, sondern was Sie nicht begreifen möchten. Ich frage mich ja selbst oft, was ist denn die Centrifugal¬ kraft unsrer Gedanken, wenn sie bei dem Problem stehen bleibt! Was hat eine schöne junge Frau mit den Conflicten der Generalintendantur und Militair¬ controlle zu thun? Aber aus dem Cirkel kann ich nicht heraus. Verdacht ist Verdacht. -- Aus Ver¬ dacht, daß er Verdacht haben könnte, muß er keinen Verdacht zeigen. Aber schon der Schatten des Ver¬ dachts, daß er mit einem einflußreichen Militair -- denn der Rittmeister bleibt doch immer der Neffe des Kriegsministers -- also schon die geringste Collision
es mir doch ganz überlaſſen wollten! — Aber — ſchenken Sie mir das Vertrauen nicht — dann, nun ja, das verſteht ſich von ſelbſt. — Indeß ich ſchmeichelte mir, in der Hoffnung auf Ihr Vertrauen, grade ſo zu handeln, wie ich es thue, zur Schonung Ihrer Gefühle Ihnen verſchweigen zu dürfen, warum.“
„Aber warum denn? Mein Mann —“
„Iſt — ein Mann, den ich kenne, ſchätze, ich weiß zuweilen nicht, ob ich mehr ſeinen weltmänniſchen Freiſinn oder ſeinen Scharfſinn bewundern ſoll.“
„Seinen Scharfſinn?“
„Merken Sie denn nicht, daß er Sie nie mehr mit dem Rittmeiſter neckt?“
„Ja, aber —“
„Daß der Contact dieſer Verhältniſſe auch einen Reflex auf Auguſtens Seelenfrieden werfen muß! Nicht wahr, das iſt es, nicht was Sie nicht begrei¬ fen, ſondern was Sie nicht begreifen möchten. Ich frage mich ja ſelbſt oft, was iſt denn die Centrifugal¬ kraft unſrer Gedanken, wenn ſie bei dem Problem ſtehen bleibt! Was hat eine ſchöne junge Frau mit den Conflicten der Generalintendantur und Militair¬ controlle zu thun? Aber aus dem Cirkel kann ich nicht heraus. Verdacht iſt Verdacht. — Aus Ver¬ dacht, daß er Verdacht haben könnte, muß er keinen Verdacht zeigen. Aber ſchon der Schatten des Ver¬ dachts, daß er mit einem einflußreichen Militair — denn der Rittmeiſter bleibt doch immer der Neffe des Kriegsminiſters — alſo ſchon die geringſte Colliſion
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0156"n="146"/>
es mir doch ganz überlaſſen wollten! — Aber —<lb/>ſchenken Sie mir das Vertrauen nicht — dann, nun<lb/>
ja, das verſteht ſich von ſelbſt. — Indeß ich ſchmeichelte<lb/>
mir, in der Hoffnung auf Ihr Vertrauen, grade ſo<lb/>
zu handeln, wie ich es thue, zur Schonung Ihrer<lb/>
Gefühle Ihnen verſchweigen zu dürfen, warum.“</p><lb/><p>„Aber warum denn? Mein Mann —“</p><lb/><p>„Iſt — ein Mann, den ich kenne, ſchätze, ich<lb/>
weiß zuweilen nicht, ob ich mehr ſeinen weltmänniſchen<lb/>
Freiſinn oder ſeinen Scharfſinn bewundern ſoll.“</p><lb/><p>„Seinen Scharfſinn?“</p><lb/><p>„Merken Sie denn nicht, daß er Sie nie mehr<lb/>
mit dem Rittmeiſter neckt?“</p><lb/><p>„Ja, aber —“</p><lb/><p>„Daß der Contact dieſer Verhältniſſe auch einen<lb/>
Reflex auf Auguſtens Seelenfrieden werfen muß!<lb/>
Nicht wahr, das iſt es, nicht was Sie nicht begrei¬<lb/>
fen, ſondern was Sie nicht begreifen <hirendition="#g">möchten</hi>. Ich<lb/>
frage mich ja ſelbſt oft, was iſt denn die Centrifugal¬<lb/>
kraft unſrer Gedanken, wenn ſie bei dem Problem<lb/>ſtehen bleibt! Was hat eine ſchöne junge Frau mit<lb/>
den Conflicten der Generalintendantur und Militair¬<lb/>
controlle zu thun? Aber aus dem Cirkel kann ich<lb/>
nicht heraus. Verdacht iſt Verdacht. — Aus Ver¬<lb/>
dacht, daß er Verdacht haben könnte, muß er keinen<lb/>
Verdacht zeigen. Aber ſchon der Schatten des Ver¬<lb/>
dachts, daß er mit einem einflußreichen Militair —<lb/>
denn der Rittmeiſter bleibt doch immer der Neffe des<lb/>
Kriegsminiſters — alſo ſchon die geringſte Colliſion<lb/></p></div></body></text></TEI>
[146/0156]
es mir doch ganz überlaſſen wollten! — Aber —
ſchenken Sie mir das Vertrauen nicht — dann, nun
ja, das verſteht ſich von ſelbſt. — Indeß ich ſchmeichelte
mir, in der Hoffnung auf Ihr Vertrauen, grade ſo
zu handeln, wie ich es thue, zur Schonung Ihrer
Gefühle Ihnen verſchweigen zu dürfen, warum.“
„Aber warum denn? Mein Mann —“
„Iſt — ein Mann, den ich kenne, ſchätze, ich
weiß zuweilen nicht, ob ich mehr ſeinen weltmänniſchen
Freiſinn oder ſeinen Scharfſinn bewundern ſoll.“
„Seinen Scharfſinn?“
„Merken Sie denn nicht, daß er Sie nie mehr
mit dem Rittmeiſter neckt?“
„Ja, aber —“
„Daß der Contact dieſer Verhältniſſe auch einen
Reflex auf Auguſtens Seelenfrieden werfen muß!
Nicht wahr, das iſt es, nicht was Sie nicht begrei¬
fen, ſondern was Sie nicht begreifen möchten. Ich
frage mich ja ſelbſt oft, was iſt denn die Centrifugal¬
kraft unſrer Gedanken, wenn ſie bei dem Problem
ſtehen bleibt! Was hat eine ſchöne junge Frau mit
den Conflicten der Generalintendantur und Militair¬
controlle zu thun? Aber aus dem Cirkel kann ich
nicht heraus. Verdacht iſt Verdacht. — Aus Ver¬
dacht, daß er Verdacht haben könnte, muß er keinen
Verdacht zeigen. Aber ſchon der Schatten des Ver¬
dachts, daß er mit einem einflußreichen Militair —
denn der Rittmeiſter bleibt doch immer der Neffe des
Kriegsminiſters — alſo ſchon die geringſte Colliſion
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/156>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.