Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

die mir einst theuer war, gegen die Barbarei der
Gesetze zu schützen. Ja, ihr gehört mein Leben.

""Urtheilen Sie über mich, verdammen Sie
mich, ich werde nie vergessen, was seiner Wohlthä¬
terin, der edelsten Frau des Jahrhunderts, der Für¬
stin Gargazin verdankt
Ihr
unterthänigster -- ""

Die Fürstin zerriß mit einem verächtlichen Lächeln
den Brief in kleine Stücke: "Nun muß ich selbst --"
In ihrem Hause war helle Unruhe. Um Mittag
fuhr ihr Reisewagen, mit vier Courierpferden vor¬
gespannt, aus dem Thore von Berlin. Eine Relais¬
bestellung bis Riga flog ihr voraus. Von der Höhe
draußen wandte sie sich noch einmal um: "Lebe wohl,
Babel! Du und Dein Reich sollen vergehen!"


15 *

die mir einſt theuer war, gegen die Barbarei der
Geſetze zu ſchützen. Ja, ihr gehört mein Leben.

„„Urtheilen Sie über mich, verdammen Sie
mich, ich werde nie vergeſſen, was ſeiner Wohlthä¬
terin, der edelſten Frau des Jahrhunderts, der Für¬
ſtin Gargazin verdankt
Ihr
unterthänigſter — ““

Die Fürſtin zerriß mit einem verächtlichen Lächeln
den Brief in kleine Stücke: „Nun muß ich ſelbſt —“
In ihrem Hauſe war helle Unruhe. Um Mittag
fuhr ihr Reiſewagen, mit vier Courierpferden vor¬
geſpannt, aus dem Thore von Berlin. Eine Relais¬
beſtellung bis Riga flog ihr voraus. Von der Höhe
draußen wandte ſie ſich noch einmal um: „Lebe wohl,
Babel! Du und Dein Reich ſollen vergehen!“


15 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0237" n="227"/>
die mir ein&#x017F;t theuer war, gegen die Barbarei der<lb/>
Ge&#x017F;etze zu &#x017F;chützen. Ja, ihr gehört mein Leben.</p><lb/>
        <p>&#x201E;&#x201E;Urtheilen Sie über mich, verdammen Sie<lb/>
mich, ich werde nie verge&#x017F;&#x017F;en, was &#x017F;einer Wohlthä¬<lb/>
terin, der edel&#x017F;ten Frau des Jahrhunderts, der Für¬<lb/>
&#x017F;tin Gargazin verdankt<lb/><hi rendition="#c">Ihr</hi><lb/><hi rendition="#right">unterthänig&#x017F;ter &#x2014; &#x201C;&#x201C;</hi></p><lb/>
        <p>Die Für&#x017F;tin zerriß mit einem verächtlichen Lächeln<lb/>
den Brief in kleine Stücke: &#x201E;Nun muß ich &#x017F;elb&#x017F;t &#x2014;&#x201C;<lb/>
In ihrem Hau&#x017F;e war helle Unruhe. Um Mittag<lb/>
fuhr ihr Rei&#x017F;ewagen, mit vier Courierpferden vor¬<lb/>
ge&#x017F;pannt, aus dem Thore von Berlin. Eine Relais¬<lb/>
be&#x017F;tellung bis Riga flog ihr voraus. Von der Höhe<lb/>
draußen wandte &#x017F;ie &#x017F;ich noch einmal um: &#x201E;Lebe wohl,<lb/>
Babel! Du und Dein Reich &#x017F;ollen vergehen!&#x201C;</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <fw place="bottom" type="sig">15 *<lb/></fw>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0237] die mir einſt theuer war, gegen die Barbarei der Geſetze zu ſchützen. Ja, ihr gehört mein Leben. „„Urtheilen Sie über mich, verdammen Sie mich, ich werde nie vergeſſen, was ſeiner Wohlthä¬ terin, der edelſten Frau des Jahrhunderts, der Für¬ ſtin Gargazin verdankt Ihr unterthänigſter — ““ Die Fürſtin zerriß mit einem verächtlichen Lächeln den Brief in kleine Stücke: „Nun muß ich ſelbſt —“ In ihrem Hauſe war helle Unruhe. Um Mittag fuhr ihr Reiſewagen, mit vier Courierpferden vor¬ geſpannt, aus dem Thore von Berlin. Eine Relais¬ beſtellung bis Riga flog ihr voraus. Von der Höhe draußen wandte ſie ſich noch einmal um: „Lebe wohl, Babel! Du und Dein Reich ſollen vergehen!“ 15 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/237
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/237>, abgerufen am 21.11.2024.