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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.

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"Ich werde eine Sonne dort untergehen sehen."

"Wenn ich Ihnen nun meine Meinung sagte,
daß Sie dieser Procedur überhoben sind! Die Re¬
miniscenzen an die Pariser Laternen sind in der
Armee nicht beliebt. Daß man es bis jetzt nicht
executirt, was da in Kahla im ersten Aufbrausen
dictirt ward, könnte Ihnen sagen, daß man sich die
Hände mit der Strickarbeit nicht beschmutzen will.
Es ist wahrscheinlich schon beschlossen, wenn die
Sonne aufgeht, Sie hier unter dem Baume zu fü¬
siliren. Sie gehen dann aus dieser Welt, wie viel¬
leicht eine Viertelstunde später die, welche Ihnen
den letzten Dienst erwiesen, vielleicht wie der, welcher
jetzt die Ehre hat, die letzte Conversation mit Ihnen
zu führen, gewiß wie Hunderte, welche Zeugen sind,
daß Sie muthig sterben. Denn ich traue Ihnen das zu."

"Ich freue mich auf den Tod."

"Wenn diese Freude Ihnen nun vergällt würde,
sagte der Officier nach einer Weile. Ich spreche
darin nur eine Vermuthung aus. Aber es ist son¬
derbar, daß man Sie nicht unten abthat, daß man
Ihnen und uns noch die Mühe machte, Sie diesen
verteufelten Weg herauf zu schleppen. In welcher
Absicht konnte das sein?"

"Vielleicht um Nachrichten aus mir zu pressen,
die meine Unterthanenpflicht zu geben mir verbietet.
Man irrt sich."

"Pah! rief der Officier. Aus Ihren Papieren,
so weit sie von Ihnen nicht vernichtet sind, ersieht

„Ich werde eine Sonne dort untergehen ſehen.“

„Wenn ich Ihnen nun meine Meinung ſagte,
daß Sie dieſer Procedur überhoben ſind! Die Re¬
miniscenzen an die Pariſer Laternen ſind in der
Armee nicht beliebt. Daß man es bis jetzt nicht
executirt, was da in Kahla im erſten Aufbrauſen
dictirt ward, könnte Ihnen ſagen, daß man ſich die
Hände mit der Strickarbeit nicht beſchmutzen will.
Es iſt wahrſcheinlich ſchon beſchloſſen, wenn die
Sonne aufgeht, Sie hier unter dem Baume zu fü¬
ſiliren. Sie gehen dann aus dieſer Welt, wie viel¬
leicht eine Viertelſtunde ſpäter die, welche Ihnen
den letzten Dienſt erwieſen, vielleicht wie der, welcher
jetzt die Ehre hat, die letzte Converſation mit Ihnen
zu führen, gewiß wie Hunderte, welche Zeugen ſind,
daß Sie muthig ſterben. Denn ich traue Ihnen das zu.“

„Ich freue mich auf den Tod.“

„Wenn dieſe Freude Ihnen nun vergällt würde,
ſagte der Officier nach einer Weile. Ich ſpreche
darin nur eine Vermuthung aus. Aber es iſt ſon¬
derbar, daß man Sie nicht unten abthat, daß man
Ihnen und uns noch die Mühe machte, Sie dieſen
verteufelten Weg herauf zu ſchleppen. In welcher
Abſicht konnte das ſein?“

„Vielleicht um Nachrichten aus mir zu preſſen,
die meine Unterthanenpflicht zu geben mir verbietet.
Man irrt ſich.“

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[278/0288] „Ich werde eine Sonne dort untergehen ſehen.“ „Wenn ich Ihnen nun meine Meinung ſagte, daß Sie dieſer Procedur überhoben ſind! Die Re¬ miniscenzen an die Pariſer Laternen ſind in der Armee nicht beliebt. Daß man es bis jetzt nicht executirt, was da in Kahla im erſten Aufbrauſen dictirt ward, könnte Ihnen ſagen, daß man ſich die Hände mit der Strickarbeit nicht beſchmutzen will. Es iſt wahrſcheinlich ſchon beſchloſſen, wenn die Sonne aufgeht, Sie hier unter dem Baume zu fü¬ ſiliren. Sie gehen dann aus dieſer Welt, wie viel¬ leicht eine Viertelſtunde ſpäter die, welche Ihnen den letzten Dienſt erwieſen, vielleicht wie der, welcher jetzt die Ehre hat, die letzte Converſation mit Ihnen zu führen, gewiß wie Hunderte, welche Zeugen ſind, daß Sie muthig ſterben. Denn ich traue Ihnen das zu.“ „Ich freue mich auf den Tod.“ „Wenn dieſe Freude Ihnen nun vergällt würde, ſagte der Officier nach einer Weile. Ich ſpreche darin nur eine Vermuthung aus. Aber es iſt ſon¬ derbar, daß man Sie nicht unten abthat, daß man Ihnen und uns noch die Mühe machte, Sie dieſen verteufelten Weg herauf zu ſchleppen. In welcher Abſicht konnte das ſein?“ „Vielleicht um Nachrichten aus mir zu preſſen, die meine Unterthanenpflicht zu geben mir verbietet. Man irrt ſich.“ „Pah! rief der Officier. Aus Ihren Papieren, ſo weit ſie von Ihnen nicht vernichtet ſind, erſieht

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/288>, abgerufen am 24.11.2024.