Der Spion oder der Gefangene sank auch jetzt nicht auf die Knie, er zitterte nicht, er ertrug den kaiserlichen Blick, fest, ruhig. Vier Augen, die sich begegneten, ohne zu zücken.
"Ihre Generale lassen die Spione hängen, ich lasse sie laufen."
Der Gefangene stürzte dem Großmüthigen nicht zu Füßen, er umfaßte nicht seine Knie, er küßte nicht seine Füße. Der Angriff war fehlgeschlagen. Son¬ derbar, und doch stimmten Beide in ihren Empfin¬ dungen. Als der Kaiser jetzt wieder mit dem Tubus an's Fenster trat, glaubte der Adjutant ein Lächeln über seine Lippen schweben zu sehen. Auch über Bo¬ villards Gesicht flog unwillkürlich eine Bewegung, die man so hätte deuten können.
Wieder stand im Vorübergehen, wie zufällig, der Imperator vor dem Gefangenen still:
"Ihr König hat Krieg gegen mich angefangen; ich weiß nicht, warum."
"Ich gehöre nicht zu den Vertrauten Seiner Majestät, meines gnädigsten Königs, auch nicht zu seinen Räthen," entgegnete Bovillard.
"Meine Räthe haben mir ein gedrucktes Papier aus Erfurt gezeigt. Da steht lauter Unsinn drin. Ich kann nicht glauben, daß der König von Preußen darum weiß."
Der Gefangene schwieg. Der Kaiser winkte einigen Generalen und gab ihnen leise Befehle. Es lichtete sich vor der Hütte.
Der Spion oder der Gefangene ſank auch jetzt nicht auf die Knie, er zitterte nicht, er ertrug den kaiſerlichen Blick, feſt, ruhig. Vier Augen, die ſich begegneten, ohne zu zücken.
„Ihre Generale laſſen die Spione hängen, ich laſſe ſie laufen.“
Der Gefangene ſtürzte dem Großmüthigen nicht zu Füßen, er umfaßte nicht ſeine Knie, er küßte nicht ſeine Füße. Der Angriff war fehlgeſchlagen. Son¬ derbar, und doch ſtimmten Beide in ihren Empfin¬ dungen. Als der Kaiſer jetzt wieder mit dem Tubus an's Fenſter trat, glaubte der Adjutant ein Lächeln über ſeine Lippen ſchweben zu ſehen. Auch über Bo¬ villards Geſicht flog unwillkürlich eine Bewegung, die man ſo hätte deuten können.
Wieder ſtand im Vorübergehen, wie zufällig, der Imperator vor dem Gefangenen ſtill:
„Ihr König hat Krieg gegen mich angefangen; ich weiß nicht, warum.“
„Ich gehöre nicht zu den Vertrauten Seiner Majeſtät, meines gnädigſten Königs, auch nicht zu ſeinen Räthen,“ entgegnete Bovillard.
„Meine Räthe haben mir ein gedrucktes Papier aus Erfurt gezeigt. Da ſteht lauter Unſinn drin. Ich kann nicht glauben, daß der König von Preußen darum weiß.“
Der Gefangene ſchwieg. Der Kaiſer winkte einigen Generalen und gab ihnen leiſe Befehle. Es lichtete ſich vor der Hütte.
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Der Spion oder der Gefangene ſank auch jetzt
nicht auf die Knie, er zitterte nicht, er ertrug den
kaiſerlichen Blick, feſt, ruhig. Vier Augen, die ſich
begegneten, ohne zu zücken.
„Ihre Generale laſſen die Spione hängen, ich
laſſe ſie laufen.“
Der Gefangene ſtürzte dem Großmüthigen nicht
zu Füßen, er umfaßte nicht ſeine Knie, er küßte nicht
ſeine Füße. Der Angriff war fehlgeſchlagen. Son¬
derbar, und doch ſtimmten Beide in ihren Empfin¬
dungen. Als der Kaiſer jetzt wieder mit dem Tubus
an's Fenſter trat, glaubte der Adjutant ein Lächeln
über ſeine Lippen ſchweben zu ſehen. Auch über Bo¬
villards Geſicht flog unwillkürlich eine Bewegung,
die man ſo hätte deuten können.
Wieder ſtand im Vorübergehen, wie zufällig,
der Imperator vor dem Gefangenen ſtill:
„Ihr König hat Krieg gegen mich angefangen;
ich weiß nicht, warum.“
„Ich gehöre nicht zu den Vertrauten Seiner
Majeſtät, meines gnädigſten Königs, auch nicht zu
ſeinen Räthen,“ entgegnete Bovillard.
„Meine Räthe haben mir ein gedrucktes Papier
aus Erfurt gezeigt. Da ſteht lauter Unſinn drin.
Ich kann nicht glauben, daß der König von Preußen
darum weiß.“
Der Gefangene ſchwieg. Der Kaiſer winkte
einigen Generalen und gab ihnen leiſe Befehle. Es
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/297>, abgerufen am 22.11.2024.
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