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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.

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hören können. Von Andern sagt man, daß sie am
folgenden Tage schon den Ausgang der Schlacht ge¬
wußt. Aufgeklärte meinten, das sei nur die Nach¬
dröhnung gewesen von dem unglücklichen Gefecht von
Saalfeld, die als Vorahnung gespukt.

Nicht Alle waren es, es waren nur Wenige,
darunter zwei, die wir kennen.

Der Rath Fuchsius konnte in der Nacht nicht
schlafen, seine Beängstigung ward gegen Morgen
immer größer. Er hörte die Kanonenschläge, sein
Bett schien unter ihm zu zittern; wie fest er auch die
Augen zudrückte, er sah immer wieder den hellen
Schein, wie ein Nordlicht, das am äußersten Ho¬
rizont aus der Erde quillt. Er zündete das Licht an
und ergriff eine Lecture, es war ein Band des
Shakspeare. Die Stelle aus Macbeth, die er auf¬
schlug, war nicht geeignet, seine Träume zu be¬
schwichtigen:

Die Nacht war stürmisch; wo wir schliefen, heult' es
Den Schlott herab; und wie man sagt, erscholl
Ein Wimmern in der Luft, ein Todesstöhnen,
Ein Prophezein in fürchterlichem Laut,
Von wildem Brand und gräßlichen Geschichten,
Neu ausgebrütet einer Zeit des Leidens.
Der dunkle Vogel schrie die ganze Nacht durch:
Man sagt, die Erde bebte fieberkrank.

Er sah die Schlacht, die meilenweit sich dehnende,
mit ihren wankenden und wogenden Linien, den
dampfenden Batterieen, den Cavallerieattaquen, und
so gewiß er das Herz unter der Brust pochen hörte,

hören können. Von Andern ſagt man, daß ſie am
folgenden Tage ſchon den Ausgang der Schlacht ge¬
wußt. Aufgeklärte meinten, das ſei nur die Nach¬
dröhnung geweſen von dem unglücklichen Gefecht von
Saalfeld, die als Vorahnung geſpukt.

Nicht Alle waren es, es waren nur Wenige,
darunter zwei, die wir kennen.

Der Rath Fuchſius konnte in der Nacht nicht
ſchlafen, ſeine Beängſtigung ward gegen Morgen
immer größer. Er hörte die Kanonenſchläge, ſein
Bett ſchien unter ihm zu zittern; wie feſt er auch die
Augen zudrückte, er ſah immer wieder den hellen
Schein, wie ein Nordlicht, das am äußerſten Ho¬
rizont aus der Erde quillt. Er zündete das Licht an
und ergriff eine Lecture, es war ein Band des
Shakſpeare. Die Stelle aus Macbeth, die er auf¬
ſchlug, war nicht geeignet, ſeine Träume zu be¬
ſchwichtigen:

Die Nacht war ſtürmiſch; wo wir ſchliefen, heult' es
Den Schlott herab; und wie man ſagt, erſcholl
Ein Wimmern in der Luft, ein Todesſtöhnen,
Ein Prophezein in fürchterlichem Laut,
Von wildem Brand und gräßlichen Geſchichten,
Neu ausgebrütet einer Zeit des Leidens.
Der dunkle Vogel ſchrie die ganze Nacht durch:
Man ſagt, die Erde bebte fieberkrank.

Er ſah die Schlacht, die meilenweit ſich dehnende,
mit ihren wankenden und wogenden Linien, den
dampfenden Batterieen, den Cavallerieattaquen, und
ſo gewiß er das Herz unter der Bruſt pochen hörte,

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[312/0322] hören können. Von Andern ſagt man, daß ſie am folgenden Tage ſchon den Ausgang der Schlacht ge¬ wußt. Aufgeklärte meinten, das ſei nur die Nach¬ dröhnung geweſen von dem unglücklichen Gefecht von Saalfeld, die als Vorahnung geſpukt. Nicht Alle waren es, es waren nur Wenige, darunter zwei, die wir kennen. Der Rath Fuchſius konnte in der Nacht nicht ſchlafen, ſeine Beängſtigung ward gegen Morgen immer größer. Er hörte die Kanonenſchläge, ſein Bett ſchien unter ihm zu zittern; wie feſt er auch die Augen zudrückte, er ſah immer wieder den hellen Schein, wie ein Nordlicht, das am äußerſten Ho¬ rizont aus der Erde quillt. Er zündete das Licht an und ergriff eine Lecture, es war ein Band des Shakſpeare. Die Stelle aus Macbeth, die er auf¬ ſchlug, war nicht geeignet, ſeine Träume zu be¬ ſchwichtigen: Die Nacht war ſtürmiſch; wo wir ſchliefen, heult' es Den Schlott herab; und wie man ſagt, erſcholl Ein Wimmern in der Luft, ein Todesſtöhnen, Ein Prophezein in fürchterlichem Laut, Von wildem Brand und gräßlichen Geſchichten, Neu ausgebrütet einer Zeit des Leidens. Der dunkle Vogel ſchrie die ganze Nacht durch: Man ſagt, die Erde bebte fieberkrank. Er ſah die Schlacht, die meilenweit ſich dehnende, mit ihren wankenden und wogenden Linien, den dampfenden Batterieen, den Cavallerieattaquen, und ſo gewiß er das Herz unter der Bruſt pochen hörte,

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/322>, abgerufen am 21.11.2024.