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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.

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sie vielleicht waren. Sprach man doch auch, daß die
Geheimräthin sich scheiden lassen und ihn heirathen
wolle. Da, so viel mir bekannt, ihre Verbindung
seit dem Tode des Geheimraths sich gelöst hat, so
war auch das gewiß ein falsches Gerücht."

"Um so mehr, als jetzt verlautet, daß Herr von
Wandel auf Freiersfüßen bei der reichen Braunbiegler
aus und ein geht."

"In der That?"

Der Rath faßte freundlich Walters Hand und
mit demselben Tone sagte er: "Herr van Asten, ver¬
zeihen Sie die Indiscretion, an der Börse meint
man, daß Ihres Herrn Vaters Angelegenheiten
schlimm stehen. Er hat sich in einer Speculation
verrechnet --"

"Und wird hoffentlich, wenn sie fehlschlägt, der
Mann sein, der seinen ehrlichen Namen mit dem
Letzten, was er besitzt, löst."

"Daran zweifle ich nicht, und wünsche ihm, daß er
ohne dieses Opfer sich aus der Klemme zieht. Aber
er steht in Geschäftsverkehr mit Wandel, er hat
Wechsel von ihm, er hat Mittel gefunden, während
man glaubte, daß Wandel auf Prolongation dringen
werde, ihn zu bestimmen, daß er diese Wechsel in
andere auf kürzere Sicht umschrieb. Schon das ist
merkwürdig. Noch auffälliger, daß, während man
Ursach hatte, an des Legationsraths Verlegenheit zu
glauben, dieser aus Mitteln, die man nicht kennt,
Ihren Vater prompt befriedigt hat."

ſie vielleicht waren. Sprach man doch auch, daß die
Geheimräthin ſich ſcheiden laſſen und ihn heirathen
wolle. Da, ſo viel mir bekannt, ihre Verbindung
ſeit dem Tode des Geheimraths ſich gelöſt hat, ſo
war auch das gewiß ein falſches Gerücht.“

„Um ſo mehr, als jetzt verlautet, daß Herr von
Wandel auf Freiersfüßen bei der reichen Braunbiegler
aus und ein geht.“

„In der That?“

Der Rath faßte freundlich Walters Hand und
mit demſelben Tone ſagte er: „Herr van Aſten, ver¬
zeihen Sie die Indiscretion, an der Börſe meint
man, daß Ihres Herrn Vaters Angelegenheiten
ſchlimm ſtehen. Er hat ſich in einer Speculation
verrechnet —“

„Und wird hoffentlich, wenn ſie fehlſchlägt, der
Mann ſein, der ſeinen ehrlichen Namen mit dem
Letzten, was er beſitzt, löſt.“

„Daran zweifle ich nicht, und wünſche ihm, daß er
ohne dieſes Opfer ſich aus der Klemme zieht. Aber
er ſteht in Geſchäftsverkehr mit Wandel, er hat
Wechſel von ihm, er hat Mittel gefunden, während
man glaubte, daß Wandel auf Prolongation dringen
werde, ihn zu beſtimmen, daß er dieſe Wechſel in
andere auf kürzere Sicht umſchrieb. Schon das iſt
merkwürdig. Noch auffälliger, daß, während man
Urſach hatte, an des Legationsraths Verlegenheit zu
glauben, dieſer aus Mitteln, die man nicht kennt,
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[26/0036] ſie vielleicht waren. Sprach man doch auch, daß die Geheimräthin ſich ſcheiden laſſen und ihn heirathen wolle. Da, ſo viel mir bekannt, ihre Verbindung ſeit dem Tode des Geheimraths ſich gelöſt hat, ſo war auch das gewiß ein falſches Gerücht.“ „Um ſo mehr, als jetzt verlautet, daß Herr von Wandel auf Freiersfüßen bei der reichen Braunbiegler aus und ein geht.“ „In der That?“ Der Rath faßte freundlich Walters Hand und mit demſelben Tone ſagte er: „Herr van Aſten, ver¬ zeihen Sie die Indiscretion, an der Börſe meint man, daß Ihres Herrn Vaters Angelegenheiten ſchlimm ſtehen. Er hat ſich in einer Speculation verrechnet —“ „Und wird hoffentlich, wenn ſie fehlſchlägt, der Mann ſein, der ſeinen ehrlichen Namen mit dem Letzten, was er beſitzt, löſt.“ „Daran zweifle ich nicht, und wünſche ihm, daß er ohne dieſes Opfer ſich aus der Klemme zieht. Aber er ſteht in Geſchäftsverkehr mit Wandel, er hat Wechſel von ihm, er hat Mittel gefunden, während man glaubte, daß Wandel auf Prolongation dringen werde, ihn zu beſtimmen, daß er dieſe Wechſel in andere auf kürzere Sicht umſchrieb. Schon das iſt merkwürdig. Noch auffälliger, daß, während man Urſach hatte, an des Legationsraths Verlegenheit zu glauben, dieſer aus Mitteln, die man nicht kennt, Ihren Vater prompt befriedigt hat.“

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/36>, abgerufen am 23.11.2024.