Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

Aber traue du der Lüge. Wenn dann der Rechte erscheint! Darum, Herr Advocat des Menschengeschlechts, das um kein Haar besser wird, als es war von Anbeginn, halte ich für besser, zu zögern, damit er nicht erscheine, wenn es zu spät ist. -- Habt Ihr mir etwas aufzutragen nach Mitau?

Behrend hatte ein solches Anliegen. Ihm war heute gelungen, einen günstigen Beschluß für seinen Clienten zu erwirken. Gegen eine starke Caution, die Lauson bestellte, war er aus dem Carcer entlassen und ein Hausarrest verfügt. Dennoch sah der Advocat ein bedenkliches Urtel voraus und hielt es für gerathener, wenn Lauson die Caution opfern wolle, daß Büren sich heimlich auf und davon mache. Auch dies war nicht ohne Schwierigkeiten, und Sacken ward um Beihülfe für seinen Landsmann angegangen.

Haben Sie wieder Einen losgebettelt vom Galgen? sagte Theosophus. Es muß ein schönes Gefühl sein, einem Taugenichts das Leben zu retten.

Herr von Sacken, den Menschen liebe auch ich nicht. Doch ist er Ihr Kommilitone, Ihr Landsmann.

Viel Ehre für mich.

Sie mögen nichts für ihn thun?

Nein.

Wenn wir ihn über Nacht aus der Stadt schafften, möchte er morgen früh in Ihrem Wagen am sichersten über die Grenze und am schnellsten in seine Heimath kommen.

Aber traue du der Lüge. Wenn dann der Rechte erscheint! Darum, Herr Advocat des Menschengeschlechts, das um kein Haar besser wird, als es war von Anbeginn, halte ich für besser, zu zögern, damit er nicht erscheine, wenn es zu spät ist. — Habt Ihr mir etwas aufzutragen nach Mitau?

Behrend hatte ein solches Anliegen. Ihm war heute gelungen, einen günstigen Beschluß für seinen Clienten zu erwirken. Gegen eine starke Caution, die Lauson bestellte, war er aus dem Carcer entlassen und ein Hausarrest verfügt. Dennoch sah der Advocat ein bedenkliches Urtel voraus und hielt es für gerathener, wenn Lauson die Caution opfern wolle, daß Büren sich heimlich auf und davon mache. Auch dies war nicht ohne Schwierigkeiten, und Sacken ward um Beihülfe für seinen Landsmann angegangen.

Haben Sie wieder Einen losgebettelt vom Galgen? sagte Theosophus. Es muß ein schönes Gefühl sein, einem Taugenichts das Leben zu retten.

Herr von Sacken, den Menschen liebe auch ich nicht. Doch ist er Ihr Kommilitone, Ihr Landsmann.

Viel Ehre für mich.

Sie mögen nichts für ihn thun?

Nein.

Wenn wir ihn über Nacht aus der Stadt schafften, möchte er morgen früh in Ihrem Wagen am sichersten über die Grenze und am schnellsten in seine Heimath kommen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="3">
        <p><pb facs="#f0037"/>
Aber traue du der Lüge. Wenn dann der Rechte erscheint!                Darum, Herr Advocat des Menschengeschlechts, das um kein Haar besser wird, als es war                von Anbeginn, halte ich für besser, zu zögern, damit er nicht erscheine, wenn es zu                spät ist. &#x2014; Habt Ihr mir etwas aufzutragen nach Mitau?</p><lb/>
        <p>Behrend hatte ein solches Anliegen. Ihm war heute gelungen, einen günstigen Beschluß                für seinen Clienten zu erwirken. Gegen eine starke Caution, die Lauson bestellte, war                er aus dem Carcer entlassen und ein Hausarrest verfügt. Dennoch sah der Advocat ein                bedenkliches Urtel voraus und hielt es für gerathener, wenn Lauson die Caution opfern                wolle, daß Büren sich heimlich auf und davon mache. Auch dies war nicht ohne                Schwierigkeiten, und Sacken ward um Beihülfe für seinen Landsmann angegangen.</p><lb/>
        <p>Haben Sie wieder Einen losgebettelt vom Galgen? sagte Theosophus. Es muß ein schönes                Gefühl sein, einem Taugenichts das Leben zu retten.</p><lb/>
        <p>Herr von Sacken, den Menschen liebe auch ich nicht. Doch ist er Ihr Kommilitone, Ihr                Landsmann.</p><lb/>
        <p>Viel Ehre für mich.</p><lb/>
        <p>Sie mögen nichts für ihn thun?</p><lb/>
        <p>Nein.</p><lb/>
        <p>Wenn wir ihn über Nacht aus der Stadt schafften, möchte er morgen früh in Ihrem Wagen                am sichersten über die Grenze und am schnellsten in seine Heimath kommen.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0037] Aber traue du der Lüge. Wenn dann der Rechte erscheint! Darum, Herr Advocat des Menschengeschlechts, das um kein Haar besser wird, als es war von Anbeginn, halte ich für besser, zu zögern, damit er nicht erscheine, wenn es zu spät ist. — Habt Ihr mir etwas aufzutragen nach Mitau? Behrend hatte ein solches Anliegen. Ihm war heute gelungen, einen günstigen Beschluß für seinen Clienten zu erwirken. Gegen eine starke Caution, die Lauson bestellte, war er aus dem Carcer entlassen und ein Hausarrest verfügt. Dennoch sah der Advocat ein bedenkliches Urtel voraus und hielt es für gerathener, wenn Lauson die Caution opfern wolle, daß Büren sich heimlich auf und davon mache. Auch dies war nicht ohne Schwierigkeiten, und Sacken ward um Beihülfe für seinen Landsmann angegangen. Haben Sie wieder Einen losgebettelt vom Galgen? sagte Theosophus. Es muß ein schönes Gefühl sein, einem Taugenichts das Leben zu retten. Herr von Sacken, den Menschen liebe auch ich nicht. Doch ist er Ihr Kommilitone, Ihr Landsmann. Viel Ehre für mich. Sie mögen nichts für ihn thun? Nein. Wenn wir ihn über Nacht aus der Stadt schafften, möchte er morgen früh in Ihrem Wagen am sichersten über die Grenze und am schnellsten in seine Heimath kommen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T12:11:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T12:11:53Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: nein; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910/37
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910/37>, abgerufen am 21.11.2024.