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Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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ander aufopfern, denkt Jeder daran, den Andern zu hintergehen. Da ist keine Ausnahme. Auch du betrügst mich in diesem Augenblick, deine Wünsche schweifen anderwärts hin, die plötzliche Röthe verräth es mir. O gieb dir keine Mühe, keine Betheuerungen! Ich erwartete dich und ich verlange dich nicht besser. Du liebst mich, weil es die Natur mit sich bringt, daß das Weib Einen lieben muß, ich dich, weil ich es mir von Jugend auf vorgesagt; und wir sind uns beide treu, wir verrathen uns nicht, weil die Motive zu der Umwandlung fehlen. So mögen wir auch glücklich werden, weil eben zu dem, was wir Glück nennen, nichts mehr gehört, als unsere Mangelhaftigkeit mit etwas Einbildung ausgestattet.

Er hatte nicht bemerkt, wie auf ihrem immer ruhigen Antlitz die Röthe der Scham mit der Röthe des Zorns wechselte. -- Wird es da nun nicht unsere Pflicht, sprach sie, als er gegangen, mit Schreck die Anzeichen ihrer Aufregung im Spiegel wahrnehmend, die Männer, die betrogen sein wollen, wieder zu betrügen? Wenn sie Tugend von uns nicht erwarten, weßhalb ihnen ein Geschenk aufdringen, das sie nicht zu würdigen wissen? -- Sie wischte eine Thräne aus dem Auge. Es soll die letzte gewesen sein. Mein Oheim verlangt für seinen klugen, gefühllosen Rath keine Empfindungen des Dankes; er ist schon belohnt, wenn man ihm folgt. Wenn wir mit den Männern unterhandeln müssen, so ist es doch am gescheidtesten, mit Denen zu thun zu haben, die am wenigsten fordern und, was wir ihnen gewähren, am

ander aufopfern, denkt Jeder daran, den Andern zu hintergehen. Da ist keine Ausnahme. Auch du betrügst mich in diesem Augenblick, deine Wünsche schweifen anderwärts hin, die plötzliche Röthe verräth es mir. O gieb dir keine Mühe, keine Betheuerungen! Ich erwartete dich und ich verlange dich nicht besser. Du liebst mich, weil es die Natur mit sich bringt, daß das Weib Einen lieben muß, ich dich, weil ich es mir von Jugend auf vorgesagt; und wir sind uns beide treu, wir verrathen uns nicht, weil die Motive zu der Umwandlung fehlen. So mögen wir auch glücklich werden, weil eben zu dem, was wir Glück nennen, nichts mehr gehört, als unsere Mangelhaftigkeit mit etwas Einbildung ausgestattet.

Er hatte nicht bemerkt, wie auf ihrem immer ruhigen Antlitz die Röthe der Scham mit der Röthe des Zorns wechselte. — Wird es da nun nicht unsere Pflicht, sprach sie, als er gegangen, mit Schreck die Anzeichen ihrer Aufregung im Spiegel wahrnehmend, die Männer, die betrogen sein wollen, wieder zu betrügen? Wenn sie Tugend von uns nicht erwarten, weßhalb ihnen ein Geschenk aufdringen, das sie nicht zu würdigen wissen? — Sie wischte eine Thräne aus dem Auge. Es soll die letzte gewesen sein. Mein Oheim verlangt für seinen klugen, gefühllosen Rath keine Empfindungen des Dankes; er ist schon belohnt, wenn man ihm folgt. Wenn wir mit den Männern unterhandeln müssen, so ist es doch am gescheidtesten, mit Denen zu thun zu haben, die am wenigsten fordern und, was wir ihnen gewähren, am

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T12:11:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T12:11:53Z)

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910/63>, abgerufen am 27.11.2024.