Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Es thut mir leid, wenn Euer Durchlaucht sich für diese Hochzeit interessiren; aber sie unterbleibt. Wollen Sie Einspruch thun? Ich. Weßhalb? Ich finde die Braut reizend. Mich dünkt, auch Sie müssen sie kennen von früher. Oder lieben Sie durchaus nicht, an frühere Verbindlichkeiten erinnert zu werden? Ich widerspreche, weil mein Neffe ohne meine Zustimmung heirathen will, der ich sein Oheim, Vormund und Familiensenior bin; weil die Verlobung hinter meinem Rücken geschah, wider meinen Willen, weil es mir zuwider ist, wenn gemeines Blut sich in edle Familien drängt. Darum widerspreche ich und werde es nicht dulden. Hm! hm! sagte der Herzog mit unterschlagenen Armen, ich liebe die Männer mit Grundsätzen. Schade nur, die jungen Leute freuten sich so sehr, Sie als Hochzeitsgast zu sehen. Aber als Pathe beim ersten Kindtaufen darf man doch auf Sie hoffen? Theosophus ließ sich aus seiner Ruhe durch die des Fürsten bringen. Dazu wird und soll es nicht kommen, denn ich verbiete unbedingt meinem Neffen die Heirath. Wie mögen Sie das? Er ist mein Erbe; ohne meinen Willen hat er nichts. Sie vergessen, Baron, daß er Ihre Schenkung Es thut mir leid, wenn Euer Durchlaucht sich für diese Hochzeit interessiren; aber sie unterbleibt. Wollen Sie Einspruch thun? Ich. Weßhalb? Ich finde die Braut reizend. Mich dünkt, auch Sie müssen sie kennen von früher. Oder lieben Sie durchaus nicht, an frühere Verbindlichkeiten erinnert zu werden? Ich widerspreche, weil mein Neffe ohne meine Zustimmung heirathen will, der ich sein Oheim, Vormund und Familiensenior bin; weil die Verlobung hinter meinem Rücken geschah, wider meinen Willen, weil es mir zuwider ist, wenn gemeines Blut sich in edle Familien drängt. Darum widerspreche ich und werde es nicht dulden. Hm! hm! sagte der Herzog mit unterschlagenen Armen, ich liebe die Männer mit Grundsätzen. Schade nur, die jungen Leute freuten sich so sehr, Sie als Hochzeitsgast zu sehen. Aber als Pathe beim ersten Kindtaufen darf man doch auf Sie hoffen? Theosophus ließ sich aus seiner Ruhe durch die des Fürsten bringen. Dazu wird und soll es nicht kommen, denn ich verbiete unbedingt meinem Neffen die Heirath. Wie mögen Sie das? Er ist mein Erbe; ohne meinen Willen hat er nichts. Sie vergessen, Baron, daß er Ihre Schenkung <TEI> <text> <body> <div n="6"> <pb facs="#f0082"/> <p>Es thut mir leid, wenn Euer Durchlaucht sich für diese Hochzeit interessiren; aber sie unterbleibt.</p><lb/> <p>Wollen Sie Einspruch thun?</p><lb/> <p>Ich.</p><lb/> <p>Weßhalb? Ich finde die Braut reizend. Mich dünkt, auch Sie müssen sie kennen von früher. Oder lieben Sie durchaus nicht, an frühere Verbindlichkeiten erinnert zu werden?</p><lb/> <p>Ich widerspreche, weil mein Neffe ohne meine Zustimmung heirathen will, der ich sein Oheim, Vormund und Familiensenior bin; weil die Verlobung hinter meinem Rücken geschah, wider meinen Willen, weil es mir zuwider ist, wenn gemeines Blut sich in edle Familien drängt. Darum widerspreche ich und werde es nicht dulden.</p><lb/> <p>Hm! hm! sagte der Herzog mit unterschlagenen Armen, ich liebe die Männer mit Grundsätzen. Schade nur, die jungen Leute freuten sich so sehr, Sie als Hochzeitsgast zu sehen. Aber als Pathe beim ersten Kindtaufen darf man doch auf Sie hoffen?</p><lb/> <p>Theosophus ließ sich aus seiner Ruhe durch die des Fürsten bringen. Dazu wird und soll es nicht kommen, denn ich verbiete unbedingt meinem Neffen die Heirath.</p><lb/> <p>Wie mögen Sie das?</p><lb/> <p>Er ist mein Erbe; ohne meinen Willen hat er nichts.</p><lb/> <p>Sie vergessen, Baron, daß er Ihre Schenkung<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0082]
Es thut mir leid, wenn Euer Durchlaucht sich für diese Hochzeit interessiren; aber sie unterbleibt.
Wollen Sie Einspruch thun?
Ich.
Weßhalb? Ich finde die Braut reizend. Mich dünkt, auch Sie müssen sie kennen von früher. Oder lieben Sie durchaus nicht, an frühere Verbindlichkeiten erinnert zu werden?
Ich widerspreche, weil mein Neffe ohne meine Zustimmung heirathen will, der ich sein Oheim, Vormund und Familiensenior bin; weil die Verlobung hinter meinem Rücken geschah, wider meinen Willen, weil es mir zuwider ist, wenn gemeines Blut sich in edle Familien drängt. Darum widerspreche ich und werde es nicht dulden.
Hm! hm! sagte der Herzog mit unterschlagenen Armen, ich liebe die Männer mit Grundsätzen. Schade nur, die jungen Leute freuten sich so sehr, Sie als Hochzeitsgast zu sehen. Aber als Pathe beim ersten Kindtaufen darf man doch auf Sie hoffen?
Theosophus ließ sich aus seiner Ruhe durch die des Fürsten bringen. Dazu wird und soll es nicht kommen, denn ich verbiete unbedingt meinem Neffen die Heirath.
Wie mögen Sie das?
Er ist mein Erbe; ohne meinen Willen hat er nichts.
Sie vergessen, Baron, daß er Ihre Schenkung
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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-14T12:11:53Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-14T12:11:53Z)
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