Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906.Buchbesprechung. Eine Dame sagte zu mir: "Empfehlen Sie mir ein wunderschönes Buch - - -." "Lesen Sie "Die Hochzeit der Esther Franzenius"!" "Ist es wirklich so besonders schön?!?" "Ich habe es nicht gelesen - - -." "Wie?!?" "Ich hörte nur einen Satz daraus zitiert: "Sie überliess ihm ihre Hände wie einen Trunk und schaute zu - - -." Lesen Sie daher die "Hochzeit der Esther Franzenius"!" [Abbildung]Individualität. Als mein Buch herauskam, 1896, entspann sich bei den wenigen, die überhaupt daran Anteil nahmen, oft eine heftige Auseinandersetzung darüber, ob man zu betonen habe ,Wie ich es sehe' oder ,Wie ich es sehe'!? Die letztere Betonung nun ist die einzig richtige: Denn insofern eine Individualität nach irgend einer Richtung hin eine Berechtigung, ja auch nur den Schein einer Berechtigung hat, darf sie nichts anderes sein als ein Erster, ein Vorläufer in irgend einer organischen Entwicklung des Menschlichen überhaupt, die aber auf dem naturgemässen Wege der möglichen Entwicklung für alle Menschen liegt! Buchbesprechung. Eine Dame sagte zu mir: „Empfehlen Sie mir ein wunderschönes Buch – – –.“ „Lesen Sie „Die Hochzeit der Esther Franzenius“!“ „Ist es wirklich so besonders schön?!?“ „Ich habe es nicht gelesen – – –.“ „Wie?!?“ „Ich hörte nur einen Satz daraus zitiert: „Sie überliess ihm ihre Hände wie einen Trunk und schaute zu – – –.“ Lesen Sie daher die „Hochzeit der Esther Franzenius“!“ [Abbildung]Individualität. Als mein Buch herauskam, 1896, entspann sich bei den wenigen, die überhaupt daran Anteil nahmen, oft eine heftige Auseinandersetzung darüber, ob man zu betonen habe ‚Wie ich es sehe‘ oder ‚Wie ich es sehe‘!? Die letztere Betonung nun ist die einzig richtige: Denn insofern eine Individualität nach irgend einer Richtung hin eine Berechtigung, ja auch nur den Schein einer Berechtigung hat, darf sie nichts anderes sein als ein Erster, ein Vorläufer in irgend einer organischen Entwicklung des Menschlichen überhaupt, die aber auf dem naturgemässen Wege der möglichen Entwicklung für alle Menschen liegt! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0155" n="155"/> <p><hi rendition="#g">Buchbesprechung</hi>.</p> <p>Eine Dame sagte zu mir: „Empfehlen Sie mir ein wunderschönes Buch – – –.“</p> <p>„Lesen Sie „Die Hochzeit der Esther Franzenius“!“</p> <p>„Ist es wirklich so besonders schön?!?“</p> <p>„Ich habe es nicht gelesen – – –.“</p> <p>„Wie?!?“</p> <p>„Ich hörte nur einen Satz daraus zitiert: „Sie überliess ihm ihre Hände wie einen Trunk und schaute zu – – –.“ Lesen Sie daher die „Hochzeit der Esther Franzenius“!“</p> <figure/><lb/> <p><hi rendition="#g">Individualität</hi>.</p> <p>Als mein Buch herauskam, 1896, entspann sich bei den wenigen, die überhaupt daran Anteil nahmen, oft eine heftige Auseinandersetzung darüber, ob man zu betonen habe ‚Wie <hi rendition="#g">ich</hi> es sehe‘ oder ‚Wie ich es <hi rendition="#g">sehe</hi>‘!?</p> <p>Die letztere Betonung nun ist die einzig richtige:</p> <p>Denn insofern eine Individualität nach irgend einer Richtung hin eine Berechtigung, ja auch nur den Schein einer Berechtigung hat, darf sie nichts anderes sein als ein Erster, ein Vorläufer in irgend einer organischen Entwicklung des Menschlichen überhaupt, die aber <hi rendition="#g">auf dem naturgemässen Wege der möglichen Entwicklung für alle Menschen liegt!</hi></p> </div> </body> </text> </TEI> [155/0155]
Buchbesprechung.
Eine Dame sagte zu mir: „Empfehlen Sie mir ein wunderschönes Buch – – –.“
„Lesen Sie „Die Hochzeit der Esther Franzenius“!“
„Ist es wirklich so besonders schön?!?“
„Ich habe es nicht gelesen – – –.“
„Wie?!?“
„Ich hörte nur einen Satz daraus zitiert: „Sie überliess ihm ihre Hände wie einen Trunk und schaute zu – – –.“ Lesen Sie daher die „Hochzeit der Esther Franzenius“!“
[Abbildung]
Individualität.
Als mein Buch herauskam, 1896, entspann sich bei den wenigen, die überhaupt daran Anteil nahmen, oft eine heftige Auseinandersetzung darüber, ob man zu betonen habe ‚Wie ich es sehe‘ oder ‚Wie ich es sehe‘!?
Die letztere Betonung nun ist die einzig richtige:
Denn insofern eine Individualität nach irgend einer Richtung hin eine Berechtigung, ja auch nur den Schein einer Berechtigung hat, darf sie nichts anderes sein als ein Erster, ein Vorläufer in irgend einer organischen Entwicklung des Menschlichen überhaupt, die aber auf dem naturgemässen Wege der möglichen Entwicklung für alle Menschen liegt!
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