Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906.der Körper unbewusst gegen die angebliche "seelische Erlösung"! Im letzten Grunde ist die Liebe eine hygienisch-diätetische Angelegenheit. "Ich habe Otto sehr, sehr gern, aber meine Verdauungstätigkeiten lassen dennoch nach - - -." "Wenn Georg bei mir ist, werde ich frisch und unbedenklich." "Ich war sehr strenge gegen meine Dienstboten; aber seit ich Karl kenne, bin ich ungeheuer milde mit ihnen." "Wir sind alle Kanaillen, solange wir nicht unser "Ideal" gefunden haben. Dann erst beruhigen wir uns." Der liebende Mann sagt: "Ich habe alles getan, was in meinen Kräften steht - - -." Aber was nicht in seinen Kräften steht?!? Da erst begänne vielleicht ihr Glück! [Abbildung]"Ich erfinde soeben, mein Herr, eine neue warme Fisch-Sauce; habe daher keine Zeit, Ihren Liebesbrief zu beantworten - - -." [Abbildung]Und dein Antlitz sei das vom Schicksal ausgestellte Zeugnis deiner Menschlichkeiten! Im Spiegel liest du deine Gott-Ähnlichkeiten ab - - - [Abbildung]der Körper unbewusst gegen die angebliche „seelische Erlösung“! Im letzten Grunde ist die Liebe eine hygienisch-diätetische Angelegenheit. „Ich habe Otto sehr, sehr gern, aber meine Verdauungstätigkeiten lassen dennoch nach – – –.“ „Wenn Georg bei mir ist, werde ich frisch und unbedenklich.“ „Ich war sehr strenge gegen meine Dienstboten; aber seit ich Karl kenne, bin ich ungeheuer milde mit ihnen.“ „Wir sind alle Kanaillen, solange wir nicht unser „Ideal“ gefunden haben. Dann erst beruhigen wir uns.“ Der liebende Mann sagt: „Ich habe alles getan, was in meinen Kräften steht – – –.“ Aber was nicht in seinen Kräften steht?!? Da erst begänne vielleicht ihr Glück! [Abbildung]„Ich erfinde soeben, mein Herr, eine neue warme Fisch-Sauce; habe daher keine Zeit, Ihren Liebesbrief zu beantworten – – –.“ [Abbildung]Und dein Antlitz sei das vom Schicksal ausgestellte Zeugnis deiner Menschlichkeiten! Im Spiegel liest du deine Gott-Ähnlichkeiten ab – – – [Abbildung]<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0176" n="176"/> der Körper unbewusst gegen die angebliche „seelische Erlösung“! Im letzten Grunde ist die Liebe eine hygienisch-diätetische Angelegenheit.</p> <p>„Ich habe Otto sehr, sehr gern, aber meine Verdauungstätigkeiten lassen dennoch nach – – –.“</p> <p>„Wenn Georg bei mir ist, werde ich frisch und unbedenklich.“</p> <p>„Ich war sehr strenge gegen meine Dienstboten; aber seit ich Karl kenne, bin ich ungeheuer milde mit ihnen.“</p> <p>„Wir sind alle Kanaillen, solange wir nicht unser „Ideal“ gefunden haben. Dann erst beruhigen wir uns.“</p> <p>Der liebende Mann sagt: „Ich habe alles getan, was in meinen Kräften steht – – –.“ Aber was nicht in seinen Kräften steht?!? Da erst begänne vielleicht ihr Glück!</p> <figure/><lb/> <p>„Ich erfinde soeben, mein Herr, eine neue warme Fisch-Sauce; habe daher keine Zeit, Ihren Liebesbrief zu beantworten – – –.“</p> <figure/><lb/> <p>Und dein Antlitz sei das vom Schicksal ausgestellte Zeugnis deiner Menschlichkeiten!</p> <p>Im Spiegel liest du deine Gott-Ähnlichkeiten ab – – –</p> <figure/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [176/0176]
der Körper unbewusst gegen die angebliche „seelische Erlösung“! Im letzten Grunde ist die Liebe eine hygienisch-diätetische Angelegenheit.
„Ich habe Otto sehr, sehr gern, aber meine Verdauungstätigkeiten lassen dennoch nach – – –.“
„Wenn Georg bei mir ist, werde ich frisch und unbedenklich.“
„Ich war sehr strenge gegen meine Dienstboten; aber seit ich Karl kenne, bin ich ungeheuer milde mit ihnen.“
„Wir sind alle Kanaillen, solange wir nicht unser „Ideal“ gefunden haben. Dann erst beruhigen wir uns.“
Der liebende Mann sagt: „Ich habe alles getan, was in meinen Kräften steht – – –.“ Aber was nicht in seinen Kräften steht?!? Da erst begänne vielleicht ihr Glück!
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„Ich erfinde soeben, mein Herr, eine neue warme Fisch-Sauce; habe daher keine Zeit, Ihren Liebesbrief zu beantworten – – –.“
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Und dein Antlitz sei das vom Schicksal ausgestellte Zeugnis deiner Menschlichkeiten!
Im Spiegel liest du deine Gott-Ähnlichkeiten ab – – –
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