Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906.gesündigt haben. Er rächt sich - an den besseren unter ihnen. Es schämt sich ausserdem heute ein jeder, begeistert zu sein, aus sich selbst für Augenblicke herauszutreten, einfach ausser sich zu sein! Jeder hat im Kampf ums Dasein irgendwo eine schäbige Würde zu bewahren, eine Stellung zu berücksichtigen! Einer Lüge seine Wahrhaftigkeit zum Opfer zu bringen! Nur die Würde seiner menschenfreundlichen Begeisterung achtet er nicht! Er hat nicht den Mut, in diesen Mädchen ein tiefes Künstlertum zu erlauschen, zu entdecken. Es sind eben noch keine "protokollierten Firmen" a la Cleo, Otero, Cavalieri, Paquerette. Für Blumenmädel und Champagnermädel setzt man sich noch nicht ein. Die verführt man und nützt sie aus, wirft sie dann weg wie Krebsschalen und Zitronenschalen. Feiges, duckmäuserisches Gesindel der Männer! Nur vor immens bezahlten "Sternen" habt ihr den Mut, begeistert zu sein? Weshalb? Weil ein Variete-Direktor ihnen 6000 Kronen monatlich bezahlt? Das, das treibt euch, Hohlköpfe, zu Schulden und Verbrechen? In unbeschreiblich rührender Weise bieten Wally, Steffi, Tertschi ihre Künste gratis dem Zuschauer dar im Cafe, 3 Uhr morgens. Keine Brettl-Diva könnte je so wirken. Man erlebt Menschenschicksale. Schweigende Not des Herzens und wiederum daneben die kreischende gesündigt haben. Er rächt sich – an den besseren unter ihnen. Es schämt sich ausserdem heute ein jeder, begeistert zu sein, aus sich selbst für Augenblicke herauszutreten, einfach ausser sich zu sein! Jeder hat im Kampf ums Dasein irgendwo eine schäbige Würde zu bewahren, eine Stellung zu berücksichtigen! Einer Lüge seine Wahrhaftigkeit zum Opfer zu bringen! Nur die Würde seiner menschenfreundlichen Begeisterung achtet er nicht! Er hat nicht den Mut, in diesen Mädchen ein tiefes Künstlertum zu erlauschen, zu entdecken. Es sind eben noch keine „protokollierten Firmen“ à la Cleo, Otero, Cavalieri, Paquerette. Für Blumenmädel und Champagnermädel setzt man sich noch nicht ein. Die verführt man und nützt sie aus, wirft sie dann weg wie Krebsschalen und Zitronenschalen. Feiges, duckmäuserisches Gesindel der Männer! Nur vor immens bezahlten „Sternen“ habt ihr den Mut, begeistert zu sein? Weshalb? Weil ein Variété-Direktor ihnen 6000 Kronen monatlich bezahlt? Das, das treibt euch, Hohlköpfe, zu Schulden und Verbrechen? In unbeschreiblich rührender Weise bieten Wally, Steffi, Tertschi ihre Künste gratis dem Zuschauer dar im Café, 3 Uhr morgens. Keine Brettl-Diva könnte je so wirken. Man erlebt Menschenschicksale. Schweigende Not des Herzens und wiederum daneben die kreischende <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0199" n="199"/> gesündigt haben. Er rächt sich – an den <hi rendition="#g">besseren</hi> unter ihnen.</p> <p>Es schämt sich ausserdem heute ein jeder, begeistert zu sein, aus sich selbst für Augenblicke herauszutreten, einfach <hi rendition="#g">ausser sich zu sein</hi>! Jeder hat im Kampf ums Dasein irgendwo eine schäbige Würde zu bewahren, eine Stellung zu berücksichtigen! <hi rendition="#g">Einer Lüge seine Wahrhaftigkeit zum Opfer zu bringen!</hi></p> <p>Nur die Würde seiner menschenfreundlichen Begeisterung achtet er nicht! Er hat nicht den Mut, in diesen Mädchen ein tiefes Künstlertum zu <hi rendition="#g">erlauschen,</hi> zu <hi rendition="#g">entdecken</hi>. Es sind eben noch keine „<hi rendition="#g">protokollierten Firmen</hi>“ à la Cleo, Otero, Cavalieri, Paquerette. Für Blumenmädel und Champagnermädel <hi rendition="#g">setzt man sich noch nicht ein</hi>. Die <hi rendition="#g">verführt</hi> man und <hi rendition="#g">nützt sie aus,</hi> wirft sie dann weg wie Krebsschalen und Zitronenschalen. <hi rendition="#g">Feiges, duckmäuserisches Gesindel der Männer!</hi> Nur vor immens bezahlten „<hi rendition="#g">Sternen</hi>“ habt ihr den Mut, begeistert zu sein? Weshalb? Weil ein Variété-Direktor ihnen 6000 Kronen monatlich bezahlt? Das, das treibt euch, <hi rendition="#g">Hohlköpfe</hi>, zu Schulden und Verbrechen?</p> <p>In unbeschreiblich rührender Weise bieten <hi rendition="#g">Wally, Steffi, Tertschi</hi> ihre Künste gratis dem Zuschauer dar im Café, 3 Uhr morgens.</p> <p>Keine Brettl-Diva könnte je so wirken. Man erlebt Menschenschicksale. <hi rendition="#g">Schweigende Not des Herzens</hi> und wiederum daneben die <hi rendition="#g">kreischende </hi></p> </div> </body> </text> </TEI> [199/0199]
gesündigt haben. Er rächt sich – an den besseren unter ihnen.
Es schämt sich ausserdem heute ein jeder, begeistert zu sein, aus sich selbst für Augenblicke herauszutreten, einfach ausser sich zu sein! Jeder hat im Kampf ums Dasein irgendwo eine schäbige Würde zu bewahren, eine Stellung zu berücksichtigen! Einer Lüge seine Wahrhaftigkeit zum Opfer zu bringen!
Nur die Würde seiner menschenfreundlichen Begeisterung achtet er nicht! Er hat nicht den Mut, in diesen Mädchen ein tiefes Künstlertum zu erlauschen, zu entdecken. Es sind eben noch keine „protokollierten Firmen“ à la Cleo, Otero, Cavalieri, Paquerette. Für Blumenmädel und Champagnermädel setzt man sich noch nicht ein. Die verführt man und nützt sie aus, wirft sie dann weg wie Krebsschalen und Zitronenschalen. Feiges, duckmäuserisches Gesindel der Männer! Nur vor immens bezahlten „Sternen“ habt ihr den Mut, begeistert zu sein? Weshalb? Weil ein Variété-Direktor ihnen 6000 Kronen monatlich bezahlt? Das, das treibt euch, Hohlköpfe, zu Schulden und Verbrechen?
In unbeschreiblich rührender Weise bieten Wally, Steffi, Tertschi ihre Künste gratis dem Zuschauer dar im Café, 3 Uhr morgens.
Keine Brettl-Diva könnte je so wirken. Man erlebt Menschenschicksale. Schweigende Not des Herzens und wiederum daneben die kreischende
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