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Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890.

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Die Fettumsetzungen in den Zellen.
granulirten Fettbildungszellen des neugeborenen Kätzchens, die
an sich schon ein ausgezeichnetes Object für die Beobachtung
von Granulastructuren abgeben und deshalb auch die in ihnen
sich vollziehende Fetthäufung in mancher Beziehung klar be¬
obachten lassen.

Zunächst konnte Dr. Metzner die makroskopischen Angaben
von Kölliker und Toldt1 über die Entstehung des Fettgewebes
insofern bestätigen, als er fand, dass bei neugeborenen Kätzchen
und Hündchen erst nach der Geburt, beim Kaninchen und Meer¬
schweinchen, ähnlich wie beim Menschen, schon vor der Geburt,
aber auch hier erst lange nach der vollständigen Ausbildung der
Bindegewebsplatte das Wachsthum des Fettgewebes von bestimm¬
ten Punkten des Gefässsystems aus mit in sich geschlossenen
Gefässbezirken erfolgt. Die ersten Anlagen dafür finden sich
schon früher, die eigentliche Ausbreitung im Organismus jedoch
tritt erst dann ein, wenn die definitive Fettablagerung in den
Bildungszellen anfängt und schreitet mit dieser Ablagerung
schnell vorwärts.

Es ist jedenfalls eigentümlich, dass diejenigen Zellen, welche
vorzugsweise die Fette des Thierkörpers zu assimiliren haben,
sich auch durch ihr morphologisches Verhalten von den Binde¬
gewebszellen trennen und deshalb als eine besondere Gruppe
der Bindesubstanzzellen aufgefasst werden können, trotzdem sie
innerhalb des Bindegewebes sich ausbreiten und mit ihm mischen.
Die Fettbildungszellen sind, sowohl was ihre mikroskopische
Structur, wie auch was ihre makroskopische Entwicklung be¬
trifft, von specifischem Charakter, und deshalb wohl von den
Bindegewebszellen zu unterscheiden. Toldt's Behauptung, dass
das Fettgewebe der Wirbelthiere ein Organ eigener Art ist, und
weder nach seiner Entwicklung, noch nach seinem histologischen
Verhalten, noch nach seiner Funktion dem Bindegewebe zuge¬
rechnet werden darf, muss deshalb als zu Recht bestehend an¬
erkannt werden; wenn Flemming die Fettzelle als einfache Binde¬
gewebszelle auffasst, so ist dem zu widersprechen.

die Funktion der Milz. Würzburger Verhandlungen. 1856. Bd. VII. -- Der¬
selbe, Zur Entwickelung des Fettgewebes. Anatomischer Anzeiger. 1886.
1 C. Toldt, Beiträge zur Histologie und Physiologie des Fettgewebes.
Wiener Sitzungsberichte. 1870. Bd. LXII.

Die Fettumsetzungen in den Zellen.
granulirten Fettbildungszellen des neugeborenen Kätzchens, die
an sich schon ein ausgezeichnetes Object für die Beobachtung
von Granulastructuren abgeben und deshalb auch die in ihnen
sich vollziehende Fetthäufung in mancher Beziehung klar be¬
obachten lassen.

Zunächst konnte Dr. Metzner die makroskopischen Angaben
von Kölliker und Toldt1 über die Entstehung des Fettgewebes
insofern bestätigen, als er fand, dass bei neugeborenen Kätzchen
und Hündchen erst nach der Geburt, beim Kaninchen und Meer¬
schweinchen, ähnlich wie beim Menschen, schon vor der Geburt,
aber auch hier erst lange nach der vollständigen Ausbildung der
Bindegewebsplatte das Wachsthum des Fettgewebes von bestimm¬
ten Punkten des Gefässsystems aus mit in sich geschlossenen
Gefässbezirken erfolgt. Die ersten Anlagen dafür finden sich
schon früher, die eigentliche Ausbreitung im Organismus jedoch
tritt erst dann ein, wenn die definitive Fettablagerung in den
Bildungszellen anfängt und schreitet mit dieser Ablagerung
schnell vorwärts.

Es ist jedenfalls eigentümlich, dass diejenigen Zellen, welche
vorzugsweise die Fette des Thierkörpers zu assimiliren haben,
sich auch durch ihr morphologisches Verhalten von den Binde¬
gewebszellen trennen und deshalb als eine besondere Gruppe
der Bindesubstanzzellen aufgefasst werden können, trotzdem sie
innerhalb des Bindegewebes sich ausbreiten und mit ihm mischen.
Die Fettbildungszellen sind, sowohl was ihre mikroskopische
Structur, wie auch was ihre makroskopische Entwicklung be¬
trifft, von specifischem Charakter, und deshalb wohl von den
Bindegewebszellen zu unterscheiden. Toldt's Behauptung, dass
das Fettgewebe der Wirbelthiere ein Organ eigener Art ist, und
weder nach seiner Entwicklung, noch nach seinem histologischen
Verhalten, noch nach seiner Funktion dem Bindegewebe zuge¬
rechnet werden darf, muss deshalb als zu Recht bestehend an¬
erkannt werden; wenn Flemming die Fettzelle als einfache Binde¬
gewebszelle auffasst, so ist dem zu widersprechen.

die Funktion der Milz. Würzburger Verhandlungen. 1856. Bd. VII. — Der¬
selbe, Zur Entwickelung des Fettgewebes. Anatomischer Anzeiger. 1886.
1 C. Toldt, Beiträge zur Histologie und Physiologie des Fettgewebes.
Wiener Sitzungsberichte. 1870. Bd. LXII.
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[85/0101] Die Fettumsetzungen in den Zellen. granulirten Fettbildungszellen des neugeborenen Kätzchens, die an sich schon ein ausgezeichnetes Object für die Beobachtung von Granulastructuren abgeben und deshalb auch die in ihnen sich vollziehende Fetthäufung in mancher Beziehung klar be¬ obachten lassen. Zunächst konnte Dr. Metzner die makroskopischen Angaben von Kölliker und Toldt 1 über die Entstehung des Fettgewebes insofern bestätigen, als er fand, dass bei neugeborenen Kätzchen und Hündchen erst nach der Geburt, beim Kaninchen und Meer¬ schweinchen, ähnlich wie beim Menschen, schon vor der Geburt, aber auch hier erst lange nach der vollständigen Ausbildung der Bindegewebsplatte das Wachsthum des Fettgewebes von bestimm¬ ten Punkten des Gefässsystems aus mit in sich geschlossenen Gefässbezirken erfolgt. Die ersten Anlagen dafür finden sich schon früher, die eigentliche Ausbreitung im Organismus jedoch tritt erst dann ein, wenn die definitive Fettablagerung in den Bildungszellen anfängt und schreitet mit dieser Ablagerung schnell vorwärts. Es ist jedenfalls eigentümlich, dass diejenigen Zellen, welche vorzugsweise die Fette des Thierkörpers zu assimiliren haben, sich auch durch ihr morphologisches Verhalten von den Binde¬ gewebszellen trennen und deshalb als eine besondere Gruppe der Bindesubstanzzellen aufgefasst werden können, trotzdem sie innerhalb des Bindegewebes sich ausbreiten und mit ihm mischen. Die Fettbildungszellen sind, sowohl was ihre mikroskopische Structur, wie auch was ihre makroskopische Entwicklung be¬ trifft, von specifischem Charakter, und deshalb wohl von den Bindegewebszellen zu unterscheiden. Toldt's Behauptung, dass das Fettgewebe der Wirbelthiere ein Organ eigener Art ist, und weder nach seiner Entwicklung, noch nach seinem histologischen Verhalten, noch nach seiner Funktion dem Bindegewebe zuge¬ rechnet werden darf, muss deshalb als zu Recht bestehend an¬ erkannt werden; wenn Flemming die Fettzelle als einfache Binde¬ gewebszelle auffasst, so ist dem zu widersprechen. 1 1 C. Toldt, Beiträge zur Histologie und Physiologie des Fettgewebes. Wiener Sitzungsberichte. 1870. Bd. LXII. 1 die Funktion der Milz. Würzburger Verhandlungen. 1856. Bd. VII. — Der¬ selbe, Zur Entwickelung des Fettgewebes. Anatomischer Anzeiger. 1886.

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Zitationshilfe: Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altmann_elementarorganismen_1890/101>, abgerufen am 22.11.2024.