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Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890.

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Die Secretionserscheinungen in den Zellen.
Athmung auftreten dürften. Indirekt hat man allerdings die
Wirkungen des Sauerstoffs resp. seiner Entziehung schon mehr¬
fach beobachtet. So theilt Kühne mit, dass die Bewegungen
des Protoplasmas nach Entziehung des Sauerstoffes aufhören
und erst auf Zuleitung desselben wieder in Gang kommen; er
kommt hierbei zu dem Schluss, dass "die Berührung mit dem
Sauerstoff der Luft das gewöhnlich wirkende Erregungsmittel
zu sein scheint, dem das erregbare Protoplasma vielleicht über¬
haupt den Antrieb zu seinen Bewegungen verdankt."1

Dann haben wir durch die von Ehrlich2 ausgeführten
Farbstoffinfusionen gelernt, dass die durch das Protoplasma zu
Leukoproducten reducirten Farbstoffe einfach durch das freie
Hinzutreten der Luft wieder oxydirt und gefärbt werden. Aber
am Protoplasma selbst sind Veränderungen und Vorgänge
bei dem Stoffwechsel des Sauerstoffes direkt noch nicht be¬
obachtet worden.

Günstiger für die Beobachtung sind diejenigen Fälle, in
denen durch mikrochemischen Nachweis oder durch anderweitige
sichtbare Veränderungen das Granulum seine Thätigkeiten wirk¬
lich kund giebt. Bei den Fettumsetzungen in den Zellen konnten
wir diese Veränderungen mit Hilfe des Osmiums constatiren;
wir werden bei den Secretionen noch andere Fälle kennen
lernen, in denen durch morphologische Beobachtung das Granu¬
lum als der Ort des Stoffwechsels erkannt werden kann.

Die klarsten Vorstellungen für den Vorgang der Secretion
erhält man an den Fettdrüsen. Nehmen wir zunächst einen
sehr einfachen Fall, die Präputial- oder Clitorisdrüse der Maus.
Nachdem die Bauchhaut vorsichtig entfernt ist, erblickt man
oberhalb der Symphyse, nach beiden Seiten divergirend, zwei
ovale Drüsenkörper, welche aus einem centralen sackartigen
Hohlraum mit kleineren Nebenräumen bestehen, in welche
ringsum eine grosse Zahl von kürzeren Drüsenschläuchen mün¬
den. Fig. 6 Tafel XX giebt uns das Bild eines solchen Drüsen¬
schlauches nach Behandlung mit dem Osmiumgemisch, in Paraffin
geschnitten, und in Paraffinum liquidum eingelegt, wieder. Das

1 l. c. S. 105.
2 P. Ehrlich, Das Sauerstoffbedürfniss etc. Berlin 1885.
7*

Die Secretionserscheinungen in den Zellen.
Athmung auftreten dürften. Indirekt hat man allerdings die
Wirkungen des Sauerstoffs resp. seiner Entziehung schon mehr¬
fach beobachtet. So theilt Kühne mit, dass die Bewegungen
des Protoplasmas nach Entziehung des Sauerstoffes aufhören
und erst auf Zuleitung desselben wieder in Gang kommen; er
kommt hierbei zu dem Schluss, dass „die Berührung mit dem
Sauerstoff der Luft das gewöhnlich wirkende Erregungsmittel
zu sein scheint, dem das erregbare Protoplasma vielleicht über¬
haupt den Antrieb zu seinen Bewegungen verdankt.“1

Dann haben wir durch die von Ehrlich2 ausgeführten
Farbstoffinfusionen gelernt, dass die durch das Protoplasma zu
Leukoproducten reducirten Farbstoffe einfach durch das freie
Hinzutreten der Luft wieder oxydirt und gefärbt werden. Aber
am Protoplasma selbst sind Veränderungen und Vorgänge
bei dem Stoffwechsel des Sauerstoffes direkt noch nicht be¬
obachtet worden.

Günstiger für die Beobachtung sind diejenigen Fälle, in
denen durch mikrochemischen Nachweis oder durch anderweitige
sichtbare Veränderungen das Granulum seine Thätigkeiten wirk¬
lich kund giebt. Bei den Fettumsetzungen in den Zellen konnten
wir diese Veränderungen mit Hilfe des Osmiums constatiren;
wir werden bei den Secretionen noch andere Fälle kennen
lernen, in denen durch morphologische Beobachtung das Granu¬
lum als der Ort des Stoffwechsels erkannt werden kann.

Die klarsten Vorstellungen für den Vorgang der Secretion
erhält man an den Fettdrüsen. Nehmen wir zunächst einen
sehr einfachen Fall, die Präputial- oder Clitorisdrüse der Maus.
Nachdem die Bauchhaut vorsichtig entfernt ist, erblickt man
oberhalb der Symphyse, nach beiden Seiten divergirend, zwei
ovale Drüsenkörper, welche aus einem centralen sackartigen
Hohlraum mit kleineren Nebenräumen bestehen, in welche
ringsum eine grosse Zahl von kürzeren Drüsenschläuchen mün¬
den. Fig. 6 Tafel XX giebt uns das Bild eines solchen Drüsen¬
schlauches nach Behandlung mit dem Osmiumgemisch, in Paraffin
geschnitten, und in Paraffinum liquidum eingelegt, wieder. Das

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2 P. Ehrlich, Das Sauerstoffbedürfniss etc. Berlin 1885.
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[99/0115] Die Secretionserscheinungen in den Zellen. Athmung auftreten dürften. Indirekt hat man allerdings die Wirkungen des Sauerstoffs resp. seiner Entziehung schon mehr¬ fach beobachtet. So theilt Kühne mit, dass die Bewegungen des Protoplasmas nach Entziehung des Sauerstoffes aufhören und erst auf Zuleitung desselben wieder in Gang kommen; er kommt hierbei zu dem Schluss, dass „die Berührung mit dem Sauerstoff der Luft das gewöhnlich wirkende Erregungsmittel zu sein scheint, dem das erregbare Protoplasma vielleicht über¬ haupt den Antrieb zu seinen Bewegungen verdankt.“ 1 Dann haben wir durch die von Ehrlich 2 ausgeführten Farbstoffinfusionen gelernt, dass die durch das Protoplasma zu Leukoproducten reducirten Farbstoffe einfach durch das freie Hinzutreten der Luft wieder oxydirt und gefärbt werden. Aber am Protoplasma selbst sind Veränderungen und Vorgänge bei dem Stoffwechsel des Sauerstoffes direkt noch nicht be¬ obachtet worden. Günstiger für die Beobachtung sind diejenigen Fälle, in denen durch mikrochemischen Nachweis oder durch anderweitige sichtbare Veränderungen das Granulum seine Thätigkeiten wirk¬ lich kund giebt. Bei den Fettumsetzungen in den Zellen konnten wir diese Veränderungen mit Hilfe des Osmiums constatiren; wir werden bei den Secretionen noch andere Fälle kennen lernen, in denen durch morphologische Beobachtung das Granu¬ lum als der Ort des Stoffwechsels erkannt werden kann. Die klarsten Vorstellungen für den Vorgang der Secretion erhält man an den Fettdrüsen. Nehmen wir zunächst einen sehr einfachen Fall, die Präputial- oder Clitorisdrüse der Maus. Nachdem die Bauchhaut vorsichtig entfernt ist, erblickt man oberhalb der Symphyse, nach beiden Seiten divergirend, zwei ovale Drüsenkörper, welche aus einem centralen sackartigen Hohlraum mit kleineren Nebenräumen bestehen, in welche ringsum eine grosse Zahl von kürzeren Drüsenschläuchen mün¬ den. Fig. 6 Tafel XX giebt uns das Bild eines solchen Drüsen¬ schlauches nach Behandlung mit dem Osmiumgemisch, in Paraffin geschnitten, und in Paraffinum liquidum eingelegt, wieder. Das 1 l. c. S. 105. 2 P. Ehrlich, Das Sauerstoffbedürfniss etc. Berlin 1885. 7*

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Zitationshilfe: Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altmann_elementarorganismen_1890/115>, abgerufen am 24.11.2024.