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Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890.

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Die Methoden der Granulauntersuchung.
Auffinden der Granulamethoden in mancher Hinsicht wesentlich
erleichtert.

Wendet man bei diesem Trocknen höhere Temperaturen
an, vielleicht solche von --10 ° bis --15 °C., so tritt der be¬
schriebene Effekt nicht ein; die Objecte backen nach einiger
Zeit zu spröden, geschrumpften Stückchen so zusammen, wie
dieses ja auch beim Trocknen bei gewöhnlicher Temperatur ge¬
schieht. Die Ursache hierfür ist jedenfalls die, dass, wenn
durch Verdunsten des Wassers im Object die in diesem vorhande¬
nen Lösungen allmählich concentrirter werden, auch der Schmelz¬
punkt derselben sinkt, so dass schliesslich die Präparate, bevor
sie trocken sind, aufweichen und bei dem weiteren Wasserverlust
schrumpfen und zusammenbacken, während wir unter --20 °C.
diejenige kritische Temperatur haben, bei welcher auch z. B.
concentrirte Kochsalzlösungen fest werden und bleiben.

Dieses Austrocknen unterhalb der kritischen Temperatur
hat nur den einen Nachtheil, dass bei der Behandlung der Ob¬
jecte mit geschmolzenem Paraffin und Xylol die in diesen Flüs¬
sigkeiten löslichen Substanzen verloren gehen; die übrigen Theile
dürften dagegen wenig alterirt werden, denn wir wissen es auch
von anderweitigen Erfahrungen her, dass selbst trockene Fer¬
mente und Eiweisskörper durch höhere Temperatur, wie sie
dem geschmolzenen Paraffin eigen sind, nicht geschädigt werden.

Man hat dem Gefrieren der frischen Gewebe den Vorwurf
gemacht, dass es durch Krystallbildung Zerreissungen in den¬
selben hervorrufe; ich habe darüber bei irgend eiweissreichen
Organen nicht zu klagen gehabt, wenngleich viele Pflanzenobjecte
für diese Behandlung allerdings wenig geeignet sein dürften.
Wenn man vor dem Durchtränken der trockenen Organstückchen
mit geschmolzenem Paraffin dieselben verschieden hohen Luft¬
temperaturen aussetzt, so scheint hierin selbst eine sehr variable
Reihe von Fixirungen zu liegen, welche alle bekannten Fixi¬
rungsmittel
an Feinheit bei Weitem übertreffen dürften; ich
habe jedoch hiervon bis jetzt einen weiteren Gebrauch noch wenig
gemacht, sondern mich damit begnügt, an den Paraffinschnitten
der ausgetrockneten Objecte feuchte Fixirungen und Färbungen
in kurzer Aufeinanderfolge durchzuversuchen und die auf diese
Weise gewonnenen Erfahrungen an frischen Organstückchen

Die Methoden der Granulauntersuchung.
Auffinden der Granulamethoden in mancher Hinsicht wesentlich
erleichtert.

Wendet man bei diesem Trocknen höhere Temperaturen
an, vielleicht solche von —10 ° bis —15 °C., so tritt der be¬
schriebene Effekt nicht ein; die Objecte backen nach einiger
Zeit zu spröden, geschrumpften Stückchen so zusammen, wie
dieses ja auch beim Trocknen bei gewöhnlicher Temperatur ge¬
schieht. Die Ursache hierfür ist jedenfalls die, dass, wenn
durch Verdunsten des Wassers im Object die in diesem vorhande¬
nen Lösungen allmählich concentrirter werden, auch der Schmelz¬
punkt derselben sinkt, so dass schliesslich die Präparate, bevor
sie trocken sind, aufweichen und bei dem weiteren Wasserverlust
schrumpfen und zusammenbacken, während wir unter —20 °C.
diejenige kritische Temperatur haben, bei welcher auch z. B.
concentrirte Kochsalzlösungen fest werden und bleiben.

Dieses Austrocknen unterhalb der kritischen Temperatur
hat nur den einen Nachtheil, dass bei der Behandlung der Ob¬
jecte mit geschmolzenem Paraffin und Xylol die in diesen Flüs¬
sigkeiten löslichen Substanzen verloren gehen; die übrigen Theile
dürften dagegen wenig alterirt werden, denn wir wissen es auch
von anderweitigen Erfahrungen her, dass selbst trockene Fer¬
mente und Eiweisskörper durch höhere Temperatur, wie sie
dem geschmolzenen Paraffin eigen sind, nicht geschädigt werden.

Man hat dem Gefrieren der frischen Gewebe den Vorwurf
gemacht, dass es durch Krystallbildung Zerreissungen in den¬
selben hervorrufe; ich habe darüber bei irgend eiweissreichen
Organen nicht zu klagen gehabt, wenngleich viele Pflanzenobjecte
für diese Behandlung allerdings wenig geeignet sein dürften.
Wenn man vor dem Durchtränken der trockenen Organstückchen
mit geschmolzenem Paraffin dieselben verschieden hohen Luft¬
temperaturen aussetzt, so scheint hierin selbst eine sehr variable
Reihe von Fixirungen zu liegen, welche alle bekannten Fixi¬
rungsmittel
an Feinheit bei Weitem übertreffen dürften; ich
habe jedoch hiervon bis jetzt einen weiteren Gebrauch noch wenig
gemacht, sondern mich damit begnügt, an den Paraffinschnitten
der ausgetrockneten Objecte feuchte Fixirungen und Färbungen
in kurzer Aufeinanderfolge durchzuversuchen und die auf diese
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[23/0039] Die Methoden der Granulauntersuchung. Auffinden der Granulamethoden in mancher Hinsicht wesentlich erleichtert. Wendet man bei diesem Trocknen höhere Temperaturen an, vielleicht solche von —10 ° bis —15 °C., so tritt der be¬ schriebene Effekt nicht ein; die Objecte backen nach einiger Zeit zu spröden, geschrumpften Stückchen so zusammen, wie dieses ja auch beim Trocknen bei gewöhnlicher Temperatur ge¬ schieht. Die Ursache hierfür ist jedenfalls die, dass, wenn durch Verdunsten des Wassers im Object die in diesem vorhande¬ nen Lösungen allmählich concentrirter werden, auch der Schmelz¬ punkt derselben sinkt, so dass schliesslich die Präparate, bevor sie trocken sind, aufweichen und bei dem weiteren Wasserverlust schrumpfen und zusammenbacken, während wir unter —20 °C. diejenige kritische Temperatur haben, bei welcher auch z. B. concentrirte Kochsalzlösungen fest werden und bleiben. Dieses Austrocknen unterhalb der kritischen Temperatur hat nur den einen Nachtheil, dass bei der Behandlung der Ob¬ jecte mit geschmolzenem Paraffin und Xylol die in diesen Flüs¬ sigkeiten löslichen Substanzen verloren gehen; die übrigen Theile dürften dagegen wenig alterirt werden, denn wir wissen es auch von anderweitigen Erfahrungen her, dass selbst trockene Fer¬ mente und Eiweisskörper durch höhere Temperatur, wie sie dem geschmolzenen Paraffin eigen sind, nicht geschädigt werden. Man hat dem Gefrieren der frischen Gewebe den Vorwurf gemacht, dass es durch Krystallbildung Zerreissungen in den¬ selben hervorrufe; ich habe darüber bei irgend eiweissreichen Organen nicht zu klagen gehabt, wenngleich viele Pflanzenobjecte für diese Behandlung allerdings wenig geeignet sein dürften. Wenn man vor dem Durchtränken der trockenen Organstückchen mit geschmolzenem Paraffin dieselben verschieden hohen Luft¬ temperaturen aussetzt, so scheint hierin selbst eine sehr variable Reihe von Fixirungen zu liegen, welche alle bekannten Fixi¬ rungsmittel an Feinheit bei Weitem übertreffen dürften; ich habe jedoch hiervon bis jetzt einen weiteren Gebrauch noch wenig gemacht, sondern mich damit begnügt, an den Paraffinschnitten der ausgetrockneten Objecte feuchte Fixirungen und Färbungen in kurzer Aufeinanderfolge durchzuversuchen und die auf diese Weise gewonnenen Erfahrungen an frischen Organstückchen

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Zitationshilfe: Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altmann_elementarorganismen_1890/39>, abgerufen am 23.04.2024.