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Andolt, Ernst [d. i. Bernhard Abeken]: Eine Nacht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–287. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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n überging. Jetzt kam der schweigsame Mann an die Reihe. Der Polizeibeamte betrachtete abwechselnd ihn und seinen Paß aufmerksam, legte dann den letzteren ruhig zusammen und sagte eben so ruhig: Herr Hauptmann, folgen Sie mir aufs Bureau; Sie können nicht weiter reisen. -- Was haben Sie gegen meine Legitimation zu erinnern? fragte der Officier scharf; ist sie etwa nicht in Ordnung? -- Sie folgen mir aufs Bureau, wiederholte Jener kalt, den Paß in die Brusttasche steckend. -- Was soll das? rief der Hauptmann heftig; ich stehe im Dienste eines mit Ihrem Souverän verbündeten Monarchen, und ich erwarte, daß man mich in dieser Eigenschaft behandle. Mein König wird Genugthuung fordern, wenn -- Er fordere sie! Das ist die Sache meiner Vorgesetzten; ich handle auf höheren Befehl. Wache! -- Zwei Gendarmen traten ein. Führt den Herrn nach dem Bureau, sagte der Beamte, auf den Hauptmann deutend, er ist Arrestant. Habt ihr den Wagen durchsucht? -- Zu Befehl, Herr Commissär, versetzte einer der Gendarmen; wir haben nichts, als diesen Tabaksbeutel gefunden. -- Es ist der meinige, rief ich unwillkürlich, als ich das mir so werthe Kleinod erkannte. Der Polizeimann gab ihn mir zurück und sagte herablassend zu uns:

Sie können abreisen!

Ziemlich aufgeregt über die erlebte Scene stiegen wir wieder in den dunklen Postwagen, mit Ausnahme des Hauptmanns, welcher von den Gendarmen bewacht zurückblieb. Das Posthorn tönte, und fort rollte der Wagen in die beschneite Landschaft hinaus.

In welcher Schreckenszeit leben wir! seufzte die junge Dame kaum hörbar.

Ja wohl eine Zeit des Schreckens! erwiderte ich, erfreut, eine Gelegenheit zu meiner Rechtfertigung zu finden; eine Zeit, in der man mit Götz von Berlichingen sagen mag: "Schließt eure Herzen sorgfältiger als eure Thore."

n überging. Jetzt kam der schweigsame Mann an die Reihe. Der Polizeibeamte betrachtete abwechselnd ihn und seinen Paß aufmerksam, legte dann den letzteren ruhig zusammen und sagte eben so ruhig: Herr Hauptmann, folgen Sie mir aufs Bureau; Sie können nicht weiter reisen. — Was haben Sie gegen meine Legitimation zu erinnern? fragte der Officier scharf; ist sie etwa nicht in Ordnung? — Sie folgen mir aufs Bureau, wiederholte Jener kalt, den Paß in die Brusttasche steckend. — Was soll das? rief der Hauptmann heftig; ich stehe im Dienste eines mit Ihrem Souverän verbündeten Monarchen, und ich erwarte, daß man mich in dieser Eigenschaft behandle. Mein König wird Genugthuung fordern, wenn — Er fordere sie! Das ist die Sache meiner Vorgesetzten; ich handle auf höheren Befehl. Wache! — Zwei Gendarmen traten ein. Führt den Herrn nach dem Bureau, sagte der Beamte, auf den Hauptmann deutend, er ist Arrestant. Habt ihr den Wagen durchsucht? — Zu Befehl, Herr Commissär, versetzte einer der Gendarmen; wir haben nichts, als diesen Tabaksbeutel gefunden. — Es ist der meinige, rief ich unwillkürlich, als ich das mir so werthe Kleinod erkannte. Der Polizeimann gab ihn mir zurück und sagte herablassend zu uns:

Sie können abreisen!

Ziemlich aufgeregt über die erlebte Scene stiegen wir wieder in den dunklen Postwagen, mit Ausnahme des Hauptmanns, welcher von den Gendarmen bewacht zurückblieb. Das Posthorn tönte, und fort rollte der Wagen in die beschneite Landschaft hinaus.

In welcher Schreckenszeit leben wir! seufzte die junge Dame kaum hörbar.

Ja wohl eine Zeit des Schreckens! erwiderte ich, erfreut, eine Gelegenheit zu meiner Rechtfertigung zu finden; eine Zeit, in der man mit Götz von Berlichingen sagen mag: „Schließt eure Herzen sorgfältiger als eure Thore.“

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T12:28:07Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Andolt, Ernst [d. i. Bernhard Abeken]: Eine Nacht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–287. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/andolt_nacht_1910/16>, abgerufen am 24.11.2024.