Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898.uns zu, früher oder später. Daher sind alle kleinlichen Ich beugte mich, etwas verdutzt, über mein Paket¬ Ich blickte erst wieder verwundert auf, als die Mutter "Aber das ist ja die kleine Baronesse!" rief die "Nicht schön --? -- Uebrigens ist es eigentlich "Das Glück -- ?!" "Ja. So ungefähr schaut es aus. Aus solchen "Arme Daniela," meinte die Mutter, "sie hat es "Ach Mama, kein Mensch weiß ja so recht, was der uns zu, früher oder ſpäter. Daher ſind alle kleinlichen Ich beugte mich, etwas verdutzt, über mein Paket¬ Ich blickte erſt wieder verwundert auf, als die Mutter „Aber das iſt ja die kleine Baroneſſe!“ rief die „Nicht ſchön —? — Uebrigens iſt es eigentlich „Das Glück — ?!“ „Ja. So ungefähr ſchaut es aus. Aus ſolchen „Arme Daniela,“ meinte die Mutter, „ſie hat es „Ach Mama, kein Menſch weiß ja ſo recht, was der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0164" n="160"/><fw type="pageNum" place="top">— 160 —<lb/></fw>uns zu, früher oder ſpäter. Daher ſind alle kleinlichen<lb/> Sorgen um Dein und Mein niedrig. Alles was wir zu<lb/> thun haben iſt, ſelber vorwärts zu gehn; wer zu uns<lb/> gehört, geht mit, wer das nicht thut,“ — ſie hielt inne<lb/> und atmete tief auf, — „der — ja der darf uns auch<lb/> nicht aufhalten.“</p><lb/> <p>Ich beugte mich, etwas verdutzt, über mein Paket¬<lb/> papier. Leidenſchaftsloſigkeit und Ueberzeugungskraft ſind<lb/> gewiß hohe Tugenden. Und ich —? Ach, ich!</p><lb/> <p>Ich blickte erſt wieder verwundert auf, als die Mutter<lb/> wieder eintrat und mir über die Schulter ſah.</p><lb/> <p>„Aber das iſt ja die kleine Baroneſſe!“ rief die<lb/> Mutter überraſcht, „nur gar ſo ſchön, wie du ihren Kopf<lb/> gezeichnet haſt, iſt ſie doch nicht, Kind.“</p><lb/> <p>„Nicht ſchön —? — Uebrigens iſt es eigentlich<lb/> auch nicht grade die Baroneſſe Daniela. Es iſt nur das<lb/> Glück, Mama.“</p><lb/> <p>„Das Glück — ?!“</p><lb/> <p>„Ja. So ungefähr ſchaut es aus. Aus ſolchen<lb/> Augen ſchaut es das Leben an.“</p><lb/> <p>„Arme Daniela,“ meinte die Mutter, „ſie hat es<lb/> ſchwer genug im Leben. Weißt du, daß ſie auch grade<lb/> eine Majorstochter ſein muß, wo ſo viel laute Geſellig¬<lb/> keit im Hauſe herrſcht —. Man möchte ihr ſchon ein<lb/> wenig Glück zu Weihnachten wünſchen, als Chriſt¬<lb/> geſchenk.“</p><lb/> <p>„Ach Mama, kein Menſch weiß ja ſo recht, was der<lb/> andre ſich wünſcht. Ich könnte mir zum Beiſpiel Da¬<lb/> nielas Schickſal wünſchen. Oder einfach zu Weihnachten<lb/> einen ſchön gewölbten Buckel, Mama.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [160/0164]
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uns zu, früher oder ſpäter. Daher ſind alle kleinlichen
Sorgen um Dein und Mein niedrig. Alles was wir zu
thun haben iſt, ſelber vorwärts zu gehn; wer zu uns
gehört, geht mit, wer das nicht thut,“ — ſie hielt inne
und atmete tief auf, — „der — ja der darf uns auch
nicht aufhalten.“
Ich beugte mich, etwas verdutzt, über mein Paket¬
papier. Leidenſchaftsloſigkeit und Ueberzeugungskraft ſind
gewiß hohe Tugenden. Und ich —? Ach, ich!
Ich blickte erſt wieder verwundert auf, als die Mutter
wieder eintrat und mir über die Schulter ſah.
„Aber das iſt ja die kleine Baroneſſe!“ rief die
Mutter überraſcht, „nur gar ſo ſchön, wie du ihren Kopf
gezeichnet haſt, iſt ſie doch nicht, Kind.“
„Nicht ſchön —? — Uebrigens iſt es eigentlich
auch nicht grade die Baroneſſe Daniela. Es iſt nur das
Glück, Mama.“
„Das Glück — ?!“
„Ja. So ungefähr ſchaut es aus. Aus ſolchen
Augen ſchaut es das Leben an.“
„Arme Daniela,“ meinte die Mutter, „ſie hat es
ſchwer genug im Leben. Weißt du, daß ſie auch grade
eine Majorstochter ſein muß, wo ſo viel laute Geſellig¬
keit im Hauſe herrſcht —. Man möchte ihr ſchon ein
wenig Glück zu Weihnachten wünſchen, als Chriſt¬
geſchenk.“
„Ach Mama, kein Menſch weiß ja ſo recht, was der
andre ſich wünſcht. Ich könnte mir zum Beiſpiel Da¬
nielas Schickſal wünſchen. Oder einfach zu Weihnachten
einen ſchön gewölbten Buckel, Mama.“
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