Männern vor den Frauen zugesteht, son- dern ein Recht und ein Gesetz für alle ver- langt. Nichts entschuldigt oder berechtigt die Untreue, nicht Alter, Krankheit, Eigen- sinn des andern Eheteils, nicht Unglück in der Wahl deiner Lebensgefährtin, nicht die Wahrnehmung, daß viele andere es auch so machen. Denke auch an die schlimmen Folgen, die die Un- treue oft für die Gesundheit hat. "Wie mancher hat sich infolge seiner Treulosigkeit eine ansteckende Krankheit zugezogen! Mit Recht ruft ein Arzt aus: ,Wie viel Fluch und Unsegen ist aus einem einmaligen Verkehr mit einer Dirne ent- standen!' Ja, ein Kuß, eine Umarmung hat unzählige Male schon genügt, um die Keime der Ansteckung weiterzupflanzen. Könnte so ein Unglücklicher selbst dir seine Leiden, seine Schmerzen schildern! Mir klingt noch immer in den Ohren, was einst so ein armer Mensch mir sagte: O, hätte ich es gewußt, hätte ich nur geahnt, was diese Tat für Folgen nach sich zieht, ich hätte sie nie begangen - nie, nie. Aber wenn die eigene Erfahrung uns belehrt, dann ist's zu spät. Glaubst du, ich übertreibe, dann laß dir vom Arzte sagen, wie viele Krank- heiten die eine nach sich zieht, wie viele Krankheiten sie nährt und fördert; laß ihn dir berichten, wie oft ein früher Tod die Sünde straft. Frag ihn, ob's wahr ist -
Männern vor den Frauen zugesteht, son- dern ein Recht und ein Gesetz für alle ver- langt. Nichts entschuldigt oder berechtigt die Untreue, nicht Alter, Krankheit, Eigen- sinn des andern Eheteils, nicht Unglück in der Wahl deiner Lebensgefährtin, nicht die Wahrnehmung, daß viele andere es auch so machen. Denke auch an die schlimmen Folgen, die die Un- treue oft für die Gesundheit hat. „Wie mancher hat sich infolge seiner Treulosigkeit eine ansteckende Krankheit zugezogen! Mit Recht ruft ein Arzt aus: ‚Wie viel Fluch und Unsegen ist aus einem einmaligen Verkehr mit einer Dirne ent- standen!‛ Ja, ein Kuß, eine Umarmung hat unzählige Male schon genügt, um die Keime der Ansteckung weiterzupflanzen. Könnte so ein Unglücklicher selbst dir seine Leiden, seine Schmerzen schildern! Mir klingt noch immer in den Ohren, was einst so ein armer Mensch mir sagte: O, hätte ich es gewußt, hätte ich nur geahnt, was diese Tat für Folgen nach sich zieht, ich hätte sie nie begangen – nie, nie. Aber wenn die eigene Erfahrung uns belehrt, dann ist's zu spät. Glaubst du, ich übertreibe, dann laß dir vom Arzte sagen, wie viele Krank- heiten die eine nach sich zieht, wie viele Krankheiten sie nährt und fördert; laß ihn dir berichten, wie oft ein früher Tod die Sünde straft. Frag ihn, ob's wahr ist –
<TEI><text><body><divn="2"><div><div><p><pbfacs="#f0236"xml:id="F9_001_1921_pb0235_0001"n="235"/>
Männern vor den Frauen zugesteht, son-<lb/>
dern <hirendition="#b">ein</hi> Recht und <hirendition="#b">ein</hi> Gesetz für alle ver-<lb/>
langt. Nichts entschuldigt oder berechtigt<lb/>
die Untreue, nicht Alter, Krankheit, Eigen-<lb/>
sinn des andern Eheteils, nicht Unglück in<lb/>
der Wahl deiner Lebensgefährtin, nicht die<lb/>
Wahrnehmung, daß viele andere es auch<lb/>
so machen. <hirendition="#g">Denke auch an die<lb/>
schlimmen Folgen, die die Un-<lb/>
treue oft für die Gesundheit<lb/>
hat</hi>. <q>„Wie mancher hat sich infolge seiner<lb/>
Treulosigkeit eine ansteckende Krankheit<lb/>
zugezogen! Mit Recht ruft ein Arzt aus:<lb/><q>‚Wie viel Fluch und Unsegen ist aus einem<lb/>
einmaligen Verkehr mit einer Dirne ent-<lb/>
standen!‛</q> Ja, ein Kuß, eine Umarmung<lb/>
hat unzählige Male schon genügt, um die<lb/>
Keime der Ansteckung weiterzupflanzen.<lb/>
Könnte so ein Unglücklicher selbst dir seine<lb/>
Leiden, seine Schmerzen schildern! Mir<lb/>
klingt noch immer in den Ohren, was einst<lb/>
so ein armer Mensch mir sagte: O, hätte<lb/>
ich es gewußt, hätte ich nur geahnt, was<lb/>
diese Tat für Folgen nach sich zieht, ich hätte<lb/>
sie nie begangen – nie, nie. Aber wenn<lb/>
die eigene Erfahrung uns belehrt, dann ist's<lb/>
zu spät. Glaubst du, ich übertreibe, dann<lb/>
laß dir vom Arzte sagen, wie viele Krank-<lb/>
heiten die eine nach sich zieht, wie viele<lb/>
Krankheiten sie nährt und fördert; laß ihn<lb/>
dir berichten, wie oft ein früher Tod die<lb/>
Sünde straft. Frag ihn, ob's wahr ist –<lb/></q></p></div></div></div></body></text></TEI>
[235/0236]
Männern vor den Frauen zugesteht, son-
dern ein Recht und ein Gesetz für alle ver-
langt. Nichts entschuldigt oder berechtigt
die Untreue, nicht Alter, Krankheit, Eigen-
sinn des andern Eheteils, nicht Unglück in
der Wahl deiner Lebensgefährtin, nicht die
Wahrnehmung, daß viele andere es auch
so machen. Denke auch an die
schlimmen Folgen, die die Un-
treue oft für die Gesundheit
hat. „Wie mancher hat sich infolge seiner
Treulosigkeit eine ansteckende Krankheit
zugezogen! Mit Recht ruft ein Arzt aus:
‚Wie viel Fluch und Unsegen ist aus einem
einmaligen Verkehr mit einer Dirne ent-
standen!‛ Ja, ein Kuß, eine Umarmung
hat unzählige Male schon genügt, um die
Keime der Ansteckung weiterzupflanzen.
Könnte so ein Unglücklicher selbst dir seine
Leiden, seine Schmerzen schildern! Mir
klingt noch immer in den Ohren, was einst
so ein armer Mensch mir sagte: O, hätte
ich es gewußt, hätte ich nur geahnt, was
diese Tat für Folgen nach sich zieht, ich hätte
sie nie begangen – nie, nie. Aber wenn
die eigene Erfahrung uns belehrt, dann ist's
zu spät. Glaubst du, ich übertreibe, dann
laß dir vom Arzte sagen, wie viele Krank-
heiten die eine nach sich zieht, wie viele
Krankheiten sie nährt und fördert; laß ihn
dir berichten, wie oft ein früher Tod die
Sünde straft. Frag ihn, ob's wahr ist –
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Anonym: Führer zum Himmel. Gebet- und Belehrungsbuch für christliche Eheleute, hrsg. von einem Priester des Redemptoristenordens. Dülmen, 1921, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anonym_fuehrer_1921/236>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.