Treue nicht halt macht. Sie geben heuch- lerisch vor, die Ehe in dieser Beziehung verbessern und unsern Zeitbedürfnissen an- passen zu wollen. Christliche Frau, eine solche Verbesserung schafft nur Trüm- mer und unglückliche Herzen und Ehen. Halte darum dein Ohr stets verschlossen vor allen verführerischen Zu- mutungen und Anträgen, selbst dann, wenn dein eigener Mann dir treulos ist oder dich vernachlässigt. Solltest du daher selbst unter diesen Umständen in der Verblendung eines schwachen Augenblickes den Zuflüsterungen eines Schmeichlers unterliegen, so wäre deine Schuld und Sünde groß und be- klagenswert; dein Trauring hätte eine Makel, die auch die heißesten Reuetränen nicht abwaschen könnten. Wie aber erst, wenn dein Mann dir gut ist, wenn du liebe Kinder hast! In Angst und Bangen müßtest du leben, dein Gatte könnte es erfahren: es ist ja nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen. Und wenn die Verfehlung an den Tag kommt, welche Beschämung, welche Schande, welche Gefahr, durch harte Be- handlung seitens des Mannes, durch Quä- lereien und Martern, vielleicht sogar durch Verstoßung die Schwachheit büßen zu müssen! - Am schlimmsten aber würde eine Frau gegen die eheliche Treue fehlen,
Treue nicht halt macht. Sie geben heuch- lerisch vor, die Ehe in dieser Beziehung verbessern und unsern Zeitbedürfnissen an- passen zu wollen. Christliche Frau, eine solche Verbesserung schafft nur Trüm- mer und unglückliche Herzen und Ehen. Halte darum dein Ohr stets verschlossen vor allen verführerischen Zu- mutungen und Anträgen, selbst dann, wenn dein eigener Mann dir treulos ist oder dich vernachlässigt. Solltest du daher selbst unter diesen Umständen in der Verblendung eines schwachen Augenblickes den Zuflüsterungen eines Schmeichlers unterliegen, so wäre deine Schuld und Sünde groß und be- klagenswert; dein Trauring hätte eine Makel, die auch die heißesten Reuetränen nicht abwaschen könnten. Wie aber erst, wenn dein Mann dir gut ist, wenn du liebe Kinder hast! In Angst und Bangen müßtest du leben, dein Gatte könnte es erfahren: es ist ja nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen. Und wenn die Verfehlung an den Tag kommt, welche Beschämung, welche Schande, welche Gefahr, durch harte Be- handlung seitens des Mannes, durch Quä- lereien und Martern, vielleicht sogar durch Verstoßung die Schwachheit büßen zu müssen! – Am schlimmsten aber würde eine Frau gegen die eheliche Treue fehlen,
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Treue nicht halt macht. Sie geben heuch-
lerisch vor, die Ehe in dieser Beziehung
verbessern und unsern Zeitbedürfnissen an-
passen zu wollen. Christliche Frau, eine
solche Verbesserung schafft nur Trüm-
mer und unglückliche Herzen
und Ehen. Halte darum dein Ohr stets
verschlossen vor allen verführerischen Zu-
mutungen und Anträgen, selbst dann,
wenn dein eigener Mann dir
treulos ist oder dich vernachlässigt.
Solltest du daher selbst unter diesen
Umständen in der Verblendung eines
schwachen Augenblickes den Zuflüsterungen
eines Schmeichlers unterliegen, so wäre
deine Schuld und Sünde groß und be-
klagenswert; dein Trauring hätte eine
Makel, die auch die heißesten Reuetränen
nicht abwaschen könnten. Wie aber erst,
wenn dein Mann dir gut ist, wenn
du liebe Kinder hast! In Angst und
Bangen müßtest du leben, dein Gatte
könnte es erfahren: es ist ja nichts so fein
gesponnen, es kommt doch ans Licht der
Sonnen. Und wenn die Verfehlung an
den Tag kommt, welche Beschämung, welche
Schande, welche Gefahr, durch harte Be-
handlung seitens des Mannes, durch Quä-
lereien und Martern, vielleicht sogar durch
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Anonym: Führer zum Himmel. Gebet- und Belehrungsbuch für christliche Eheleute, hrsg. von einem Priester des Redemptoristenordens. Dülmen, 1921, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anonym_fuehrer_1921/257>, abgerufen am 17.09.2024.
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