Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.gemacht werden. Wie aber ist es möglich, z. B. eine Wurst, Eine Ueberwürzung wäre nur in jenen bedauerlichen Fällen Pilze und Schwämme -- Persoon zählt einundvierzig Uebrigens vertragen die meisten derberen Pilz- und Trotz des Reichthums der schmackhaftesten Einzelheiten, gemacht werden. Wie aber iſt es moͤglich, z. B. eine Wurſt, Eine Ueberwuͤrzung waͤre nur in jenen bedauerlichen Faͤllen Pilze und Schwaͤmme — Perſoon zaͤhlt einundvierzig Uebrigens vertragen die meiſten derberen Pilz- und Trotz des Reichthums der ſchmackhafteſten Einzelheiten, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0236" n="222"/> gemacht werden. Wie aber iſt es moͤglich, z. B. eine Wurſt,<lb/> welche durch Baſilicum, Majoran ꝛc. entſtellt iſt, zu reſtituiren?</p><lb/> <p>Eine Ueberwuͤrzung waͤre nur in jenen bedauerlichen Faͤllen<lb/> raͤthlich, wo man irgend eine widerſtrebende (namentlich Fleiſch-)<lb/> Speiſe durch Verhaͤltniſſe und Ruͤckſichten determinirt, zu eſſen<lb/> ſich gezwungen ſaͤhe. Je mehr Wuͤrze, um ſo weniger reiner<lb/> wahrer Geſchmack. Dieß gilt auch von zu ſtark gezuckerten Lob-<lb/> preißungen, ſo wenig es auch die Geprießenen ſelber merken<lb/> oder glauben.</p><lb/> <p>Pilze und Schwaͤmme — <hi rendition="#g">Perſoon</hi> zaͤhlt einundvierzig<lb/> eßbare Gattungen auf — bilden den Uebergang zum Animali-<lb/> ſchen, koͤnnen dieß ſogar manchmal ergaͤnzen und ſurrogiren.<lb/> Der lohnende Genuß, welchen ſie gewaͤhren, verdient es wohl,<lb/> daß man ſich mit ihrer Naturgeſchichte genau vertraut macht,<lb/> um nicht auf ſchaͤdliche zu ſtoßen. Freilich wird der feingebil-<lb/> dete Geſchmack des Eſſenden am beſten uͤber ihre Gedeihlichkeit<lb/> entſcheiden, indem kein giftiger Pilz gut ſchmeckt. Doch iſt<lb/> dieſe feinere Geſchmacksausbildung nicht bei jedem Eſſer vor-<lb/> auszuſetzen. Schwaͤrzt ſich ein in das aus Schwaͤmmen bereitete<lb/> Gericht getauchter ſilberner Loͤffel, ſo verzichte man auf’s Eſſen.</p><lb/> <p>Uebrigens vertragen die meiſten derberen Pilz- und<lb/> Schwammarten etwas reichlichere Wuͤrzzuſaͤtze, welche man in<lb/> gegebenen Faͤllen nachtraͤglich zu ergaͤnzen ſich nicht geniren<lb/> ſollte. Der nachſalzende oder nachpfeffernde Eſſer ſpricht da-<lb/> durch nicht nur keinen abſoluten Tadel uͤber das concrete Ge-<lb/> richt aus, ſondern er kann ja, nach Bedarf, ſeine (angebliche)<lb/> Gewohnheit nachzuwuͤrzen, ſchlau ſelbſt tadelnd, mit um ſo we-<lb/> niger Anſtoß ſeine Abſicht erreichen.</p><lb/> <p>Trotz des Reichthums der ſchmackhafteſten Einzelheiten,<lb/> welche wir dem Pflanzenreich verdanken, die aber hier nicht<lb/> fuͤglich aufzuzaͤhlen ſind, koͤnnte doch auch dieſer Kreis noch be-<lb/> deutend erweitert werden, wie man z. B. bei <hi rendition="#g">Tiedemann</hi><lb/> finden wird.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [222/0236]
gemacht werden. Wie aber iſt es moͤglich, z. B. eine Wurſt,
welche durch Baſilicum, Majoran ꝛc. entſtellt iſt, zu reſtituiren?
Eine Ueberwuͤrzung waͤre nur in jenen bedauerlichen Faͤllen
raͤthlich, wo man irgend eine widerſtrebende (namentlich Fleiſch-)
Speiſe durch Verhaͤltniſſe und Ruͤckſichten determinirt, zu eſſen
ſich gezwungen ſaͤhe. Je mehr Wuͤrze, um ſo weniger reiner
wahrer Geſchmack. Dieß gilt auch von zu ſtark gezuckerten Lob-
preißungen, ſo wenig es auch die Geprießenen ſelber merken
oder glauben.
Pilze und Schwaͤmme — Perſoon zaͤhlt einundvierzig
eßbare Gattungen auf — bilden den Uebergang zum Animali-
ſchen, koͤnnen dieß ſogar manchmal ergaͤnzen und ſurrogiren.
Der lohnende Genuß, welchen ſie gewaͤhren, verdient es wohl,
daß man ſich mit ihrer Naturgeſchichte genau vertraut macht,
um nicht auf ſchaͤdliche zu ſtoßen. Freilich wird der feingebil-
dete Geſchmack des Eſſenden am beſten uͤber ihre Gedeihlichkeit
entſcheiden, indem kein giftiger Pilz gut ſchmeckt. Doch iſt
dieſe feinere Geſchmacksausbildung nicht bei jedem Eſſer vor-
auszuſetzen. Schwaͤrzt ſich ein in das aus Schwaͤmmen bereitete
Gericht getauchter ſilberner Loͤffel, ſo verzichte man auf’s Eſſen.
Uebrigens vertragen die meiſten derberen Pilz- und
Schwammarten etwas reichlichere Wuͤrzzuſaͤtze, welche man in
gegebenen Faͤllen nachtraͤglich zu ergaͤnzen ſich nicht geniren
ſollte. Der nachſalzende oder nachpfeffernde Eſſer ſpricht da-
durch nicht nur keinen abſoluten Tadel uͤber das concrete Ge-
richt aus, ſondern er kann ja, nach Bedarf, ſeine (angebliche)
Gewohnheit nachzuwuͤrzen, ſchlau ſelbſt tadelnd, mit um ſo we-
niger Anſtoß ſeine Abſicht erreichen.
Trotz des Reichthums der ſchmackhafteſten Einzelheiten,
welche wir dem Pflanzenreich verdanken, die aber hier nicht
fuͤglich aufzuzaͤhlen ſind, koͤnnte doch auch dieſer Kreis noch be-
deutend erweitert werden, wie man z. B. bei Tiedemann
finden wird.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |