Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.zumitteln konnte. Wie glücklich ist auch das Apercu: Schwei- Dagegen ist's durchaus absurd, theure Speisen eben deß- Wie schon bemerkt, drückt der Mangel der Gabeln Griechen Aber zu welch wirklich schauderhaftem Gebrauch dienten zumitteln konnte. Wie gluͤcklich iſt auch das Aperçu: Schwei- Dagegen iſt’s durchaus abſurd, theure Speiſen eben deß- Wie ſchon bemerkt, druͤckt der Mangel der Gabeln Griechen Aber zu welch wirklich ſchauderhaftem Gebrauch dienten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0048" n="34"/> zumitteln konnte. Wie gluͤcklich iſt auch das Aper<hi rendition="#aq">ç</hi>u: Schwei-<lb/> ne mit trocknen Feigen zu maͤſten! Eben ſo verdienen die innen<lb/> verſilberten kupfernen Kochgeſchirre, wie ſie in Herculano ge-<lb/> funden und, gleich nobel und zweckmaͤßig, neuerdings von den<lb/> Englaͤndern wieder eingefuͤhrt wurden, alles Lob.</p><lb/> <p>Dagegen iſt’s durchaus abſurd, theure Speiſen eben deß-<lb/> halb, und blos weil ſie theuer ſind, fuͤr delicat zu halten,<lb/> Wohlſchmeckendes dagegen deßhalb zu verachten, weil’s wohlfeil<lb/> iſt, und der unſinnige Roͤmiſche Luxus mit Pfauenzungen ꝛc. iſt<lb/> ſattſam bekannt. So wurden Roͤmiſchen Gaͤſten ſelbſt koſtbare<lb/> Perlen, die nach gar nichts ſchmecken, zu trinken gegeben.</p><lb/> <p>Wie ſchon bemerkt, druͤckt der Mangel der Gabeln Griechen<lb/> wie Roͤmer, Letzteren muß jedoch der Fortſchritt zu den Ser-<lb/> vietten zugeſtanden werden. <hi rendition="#g">Winckelmann</hi> bemerkt: wie un-<lb/> ter den Griechen keine Schnupftuͤcher gebraͤuchlich waren, ſon-<lb/> dern ſelbſt Perſonen von Stande mit dem Mantel die Thraͤnen<lb/> abtrockneten, ſo wurden auch die Servietten bei den Roͤmern<lb/> allererſt in den ſpaͤteren Zeiten uͤblich. Der eingeladene Gaſt<lb/> brachte aber dieſes Tuch (<hi rendition="#aq">mappa</hi>) ſelbſt mit.</p><lb/> <p>Aber zu welch wirklich ſchauderhaftem Gebrauch dienten<lb/> dieſe ſogenannten Servietten? Wenn dem Gaſt Speiſen beſon-<lb/> ders ſchmeckten, ſo wickelte er ſie, mit Erlaubniß des Wirths,<lb/> in die Serviette, und ſchickte ſie ſo nach Hauſe. Leider fand<lb/> ſich dieſe widerliche Heimſchlepperei auch bei den Athenern. Je-<lb/> der Gaſt brachte ſeinen Bedienten mit und ließ durch dieſen<lb/> Alles, was er von den verſchiedenen Gerichten, wovon jedem<lb/> Gaſt eine reichliche Portion vorgeſetzt wurde, nicht ſelber aufaß,<lb/> und was irgend transportabel war, z. B. Stuͤcke von gebrate-<lb/> nem Wildpret, Wuͤrſte, Huͤhner, Fiſche, wildes Gefluͤgel, Ku-<lb/> chen ꝛc., in einen, zu dieſem Zwecke mitgebrachten Korb oder<lb/> Sack ſtecken, und nach Hauſe tragen. Bei Spießbuͤrger-Gaſt-<lb/> maͤhlern findet man dieſe Gewohnheit leider noch heutzutage<lb/> auch bei uns.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [34/0048]
zumitteln konnte. Wie gluͤcklich iſt auch das Aperçu: Schwei-
ne mit trocknen Feigen zu maͤſten! Eben ſo verdienen die innen
verſilberten kupfernen Kochgeſchirre, wie ſie in Herculano ge-
funden und, gleich nobel und zweckmaͤßig, neuerdings von den
Englaͤndern wieder eingefuͤhrt wurden, alles Lob.
Dagegen iſt’s durchaus abſurd, theure Speiſen eben deß-
halb, und blos weil ſie theuer ſind, fuͤr delicat zu halten,
Wohlſchmeckendes dagegen deßhalb zu verachten, weil’s wohlfeil
iſt, und der unſinnige Roͤmiſche Luxus mit Pfauenzungen ꝛc. iſt
ſattſam bekannt. So wurden Roͤmiſchen Gaͤſten ſelbſt koſtbare
Perlen, die nach gar nichts ſchmecken, zu trinken gegeben.
Wie ſchon bemerkt, druͤckt der Mangel der Gabeln Griechen
wie Roͤmer, Letzteren muß jedoch der Fortſchritt zu den Ser-
vietten zugeſtanden werden. Winckelmann bemerkt: wie un-
ter den Griechen keine Schnupftuͤcher gebraͤuchlich waren, ſon-
dern ſelbſt Perſonen von Stande mit dem Mantel die Thraͤnen
abtrockneten, ſo wurden auch die Servietten bei den Roͤmern
allererſt in den ſpaͤteren Zeiten uͤblich. Der eingeladene Gaſt
brachte aber dieſes Tuch (mappa) ſelbſt mit.
Aber zu welch wirklich ſchauderhaftem Gebrauch dienten
dieſe ſogenannten Servietten? Wenn dem Gaſt Speiſen beſon-
ders ſchmeckten, ſo wickelte er ſie, mit Erlaubniß des Wirths,
in die Serviette, und ſchickte ſie ſo nach Hauſe. Leider fand
ſich dieſe widerliche Heimſchlepperei auch bei den Athenern. Je-
der Gaſt brachte ſeinen Bedienten mit und ließ durch dieſen
Alles, was er von den verſchiedenen Gerichten, wovon jedem
Gaſt eine reichliche Portion vorgeſetzt wurde, nicht ſelber aufaß,
und was irgend transportabel war, z. B. Stuͤcke von gebrate-
nem Wildpret, Wuͤrſte, Huͤhner, Fiſche, wildes Gefluͤgel, Ku-
chen ꝛc., in einen, zu dieſem Zwecke mitgebrachten Korb oder
Sack ſtecken, und nach Hauſe tragen. Bei Spießbuͤrger-Gaſt-
maͤhlern findet man dieſe Gewohnheit leider noch heutzutage
auch bei uns.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |