Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874.
is im ewig'n Feuer, rundum 'es höllische Glast.*) O Jesses, es war schreckbar. Heunt Fruh hab' ich glei zu meiner Alten g'sagt, für dö zwei armen Seelen muß was g'scheh'n. Grillhofer. Hast recht, dumm is schon, aber hast recht. No hilft nix, als fleißig fürbitten. Am End hast doch schlecht g'sehn -- na ja -- na ja, -- im Feuer und Rauchen ver- lassen Ein'm ja leicht die Augen, wird am End gar net dö Höll g'wesen sein, sundern nur s'Fegfeuer, wo die Magdalen' hast sitzen g'sehn. Dusterer. Beschwör'n kunnt ich's net, daß's die Höll war! Grillhofer. No so geb'n wir's halt an, wär' mir lieb wann's derer armen Seel a z'Guten kam. Wann mer wieder a Bissel besser is, fahr'n mer nach der Kreisstadt, und da mach mir's halt richtig -- ja -- ja -- Du ziehst auf'n Hof sammt Deine Leut, a kleine Probzeit und ich verschreib Dir'n, aber, daß nichts verabsaumt wird. Dusterer. No nix, gar nix, kannst Dich verlassen. No schau, selb' g'freut mich, Deintweg'n, Schwoger, Deintweg'n! Meiner Seel! Abg'sehn, daß's gute Werk a a Staffel in Himmel is. Aber Deintweg'n schon gar. Hizt wirst schon Herr werd'n über den sakrischen G'wissenswurm, verlaß Dich d'rauf, es is net der Erste, den ich aus'm Nest nimm! -- Ja, -- ja, kannst Dich verlassen! was ich sagen wollt, wann gehts nach der Kreisstadt -- wann Dir leichter is? Sixt, Grillhofer, sixt, schau Schwoger, hizt laß ich Dir a n'Bader hol'n, ja, ja, ma derf nix außer Acht lassen und die Kräuter hab'n ja ihnere Heilsamkeit a vom lieben Gott. Ja, ja weißt, hizt is was anderscht, früher wär' der Bader zu nix net nutz g'wesen, aber hizten hab'n wir zum Anfang n'Wurm s'Zap- peln g'legt dös is s'Erste, wann dös vorbei is, kann a der Bader wieder was richten. Mein Seel, heunt g'freut mich mein Leb'n! (Ist aufgestanden und tätschelt den Grillhofer zärtlich in den Rücken.) Weil ich so ein' Schwagern hab. Ja, ja. Na die Freud' so a bußfertige Seel z'finden bei derer schlechten Zeit! Beispiels- mäßig war der Saul im alten Testament a schlechter Sucher gegen meiner, hat ein Esel g'sucht und a Kron g'funden, mir *) Glast (Feuerschein) von "Gleißen". Der G'wissenswurm. 2
is im ewig’n Feuer, rundum ’es hölliſche Glaſt.*) O Jeſſes, es war ſchreckbar. Heunt Fruh hab’ ich glei zu meiner Alten g’ſagt, für dö zwei armen Seelen muß was g’ſcheh’n. Grillhofer. Haſt recht, dumm is ſchon, aber haſt recht. No hilft nix, als fleißig fürbitten. Am End haſt doch ſchlecht g’ſehn — na ja — na ja, — im Feuer und Rauchen ver- laſſen Ein’m ja leicht die Augen, wird am End gar net dö Höll g’weſen ſein, ſundern nur s’Fegfeuer, wo die Magdalen’ haſt ſitzen g’ſehn. Duſterer. Beſchwör’n kunnt ich’s net, daß’s die Höll war! Grillhofer. No ſo geb’n wir’s halt an, wär’ mir lieb wann’s derer armen Seel a z’Guten kam. Wann mer wieder a Biſſel beſſer is, fahr’n mer nach der Kreisſtadt, und da mach mir’s halt richtig — ja — ja — Du ziehſt auf’n Hof ſammt Deine Leut, a kleine Probzeit und ich verſchreib Dir’n, aber, daß nichts verabſaumt wird. Duſterer. No nix, gar nix, kannſt Dich verlaſſen. No ſchau, ſelb’ g’freut mich, Deintweg’n, Schwoger, Deintweg’n! Meiner Seel! Abg’ſehn, daß’s gute Werk a a Staffel in Himmel is. Aber Deintweg’n ſchon gar. Hizt wirſt ſchon Herr werd’n über den ſakriſchen G’wiſſenswurm, verlaß Dich d’rauf, es is net der Erſte, den ich aus’m Neſt nimm! — Ja, — ja, kannſt Dich verlaſſen! was ich ſagen wollt, wann gehts nach der Kreisſtadt — wann Dir leichter is? Sixt, Grillhofer, ſixt, ſchau Schwoger, hizt laß ich Dir a n’Bader hol’n, ja, ja, ma derf nix außer Acht laſſen und die Kräuter hab’n ja ihnere Heilſamkeit a vom lieben Gott. Ja, ja weißt, hizt is was anderſcht, früher wär’ der Bader zu nix net nutz g’weſen, aber hizten hab’n wir zum Anfang n’Wurm s’Zap- peln g’legt dös is s’Erſte, wann dös vorbei is, kann a der Bader wieder was richten. Mein Seel, heunt g’freut mich mein Leb’n! (Iſt aufgeſtanden und tätſchelt den Grillhofer zärtlich in den Rücken.) Weil ich ſo ein’ Schwagern hab. Ja, ja. Na die Freud’ ſo a bußfertige Seel z’finden bei derer ſchlechten Zeit! Beiſpiels- mäßig war der Saul im alten Teſtament a ſchlechter Sucher gegen meiner, hat ein Eſel g’ſucht und a Kron g’funden, mir *) Glaſt (Feuerſchein) von „Gleißen“. Der G’wiſſenswurm. 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#DUS"> <p><pb facs="#f0025" n="17"/> is im ewig’n Feuer, rundum ’es hölliſche Glaſt.<note place="foot" n="*)">Glaſt (Feuerſchein) von „Gleißen“.</note> O Jeſſes,<lb/> es war ſchreckbar. Heunt Fruh hab’ ich glei zu meiner Alten<lb/> g’ſagt, für dö zwei armen Seelen muß was g’ſcheh’n.</p> </sp><lb/> <sp who="#GRI"> <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer.</hi> </speaker> <p>Haſt recht, dumm is ſchon, aber haſt recht.<lb/> No hilft nix, als fleißig fürbitten. Am End haſt doch ſchlecht<lb/> g’ſehn — na ja — na ja, — im Feuer und Rauchen ver-<lb/> laſſen Ein’m ja leicht die Augen, wird am End gar net dö<lb/> Höll g’weſen ſein, ſundern nur s’Fegfeuer, wo die Magdalen’<lb/> haſt ſitzen g’ſehn.</p> </sp><lb/> <sp who="#DUS"> <speaker> <hi rendition="#b">Duſterer.</hi> </speaker> <p>Beſchwör’n kunnt ich’s net, daß’s die Höll war!</p> </sp><lb/> <sp who="#GRI"> <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer.</hi> </speaker> <p>No ſo geb’n wir’s halt an, wär’ mir lieb<lb/> wann’s derer armen Seel a z’Guten kam. Wann mer wieder<lb/> a Biſſel beſſer is, fahr’n mer nach der Kreisſtadt, und<lb/> da mach mir’s halt richtig — ja — ja — Du ziehſt auf’n<lb/> Hof ſammt Deine Leut, a kleine Probzeit und ich verſchreib<lb/> Dir’n, aber, daß nichts verabſaumt wird.</p> </sp><lb/> <sp who="#DUS"> <speaker> <hi rendition="#b">Duſterer.</hi> </speaker> <p>No nix, gar nix, kannſt Dich verlaſſen. No<lb/> ſchau, ſelb’ g’freut mich, Deintweg’n, Schwoger, Deintweg’n!<lb/> Meiner Seel! Abg’ſehn, daß’s gute Werk a a Staffel in<lb/> Himmel is. Aber Deintweg’n ſchon gar. Hizt wirſt ſchon<lb/> Herr werd’n über den ſakriſchen G’wiſſenswurm, verlaß Dich<lb/> d’rauf, es is net der Erſte, den ich aus’m Neſt nimm! —<lb/> Ja, — ja, kannſt Dich verlaſſen! was ich ſagen wollt, wann<lb/> gehts nach der Kreisſtadt — wann Dir leichter is? Sixt,<lb/> Grillhofer, ſixt, ſchau Schwoger, hizt laß ich Dir a n’Bader<lb/> hol’n, ja, ja, ma derf nix außer Acht laſſen und die Kräuter<lb/> hab’n ja ihnere Heilſamkeit a vom lieben Gott. Ja, ja weißt,<lb/> hizt is was anderſcht, früher wär’ der Bader zu nix net nutz<lb/> g’weſen, aber hizten hab’n wir zum Anfang n’Wurm s’Zap-<lb/> peln g’legt dös is s’Erſte, wann dös vorbei is, kann a der<lb/> Bader wieder was richten. Mein Seel, heunt g’freut mich<lb/> mein Leb’n!</p> <stage>(Iſt aufgeſtanden und tätſchelt den Grillhofer zärtlich in den Rücken.)</stage><lb/> <p>Weil ich ſo ein’ Schwagern hab. Ja, ja. Na die Freud’ ſo<lb/> a bußfertige Seel z’finden bei derer ſchlechten Zeit! Beiſpiels-<lb/> mäßig war der Saul im alten Teſtament a ſchlechter Sucher<lb/> gegen meiner, hat ein Eſel g’ſucht und a Kron g’funden, mir<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Der G’wiſſenswurm. 2</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [17/0025]
is im ewig’n Feuer, rundum ’es hölliſche Glaſt. *) O Jeſſes,
es war ſchreckbar. Heunt Fruh hab’ ich glei zu meiner Alten
g’ſagt, für dö zwei armen Seelen muß was g’ſcheh’n.
Grillhofer. Haſt recht, dumm is ſchon, aber haſt recht.
No hilft nix, als fleißig fürbitten. Am End haſt doch ſchlecht
g’ſehn — na ja — na ja, — im Feuer und Rauchen ver-
laſſen Ein’m ja leicht die Augen, wird am End gar net dö
Höll g’weſen ſein, ſundern nur s’Fegfeuer, wo die Magdalen’
haſt ſitzen g’ſehn.
Duſterer. Beſchwör’n kunnt ich’s net, daß’s die Höll war!
Grillhofer. No ſo geb’n wir’s halt an, wär’ mir lieb
wann’s derer armen Seel a z’Guten kam. Wann mer wieder
a Biſſel beſſer is, fahr’n mer nach der Kreisſtadt, und
da mach mir’s halt richtig — ja — ja — Du ziehſt auf’n
Hof ſammt Deine Leut, a kleine Probzeit und ich verſchreib
Dir’n, aber, daß nichts verabſaumt wird.
Duſterer. No nix, gar nix, kannſt Dich verlaſſen. No
ſchau, ſelb’ g’freut mich, Deintweg’n, Schwoger, Deintweg’n!
Meiner Seel! Abg’ſehn, daß’s gute Werk a a Staffel in
Himmel is. Aber Deintweg’n ſchon gar. Hizt wirſt ſchon
Herr werd’n über den ſakriſchen G’wiſſenswurm, verlaß Dich
d’rauf, es is net der Erſte, den ich aus’m Neſt nimm! —
Ja, — ja, kannſt Dich verlaſſen! was ich ſagen wollt, wann
gehts nach der Kreisſtadt — wann Dir leichter is? Sixt,
Grillhofer, ſixt, ſchau Schwoger, hizt laß ich Dir a n’Bader
hol’n, ja, ja, ma derf nix außer Acht laſſen und die Kräuter
hab’n ja ihnere Heilſamkeit a vom lieben Gott. Ja, ja weißt,
hizt is was anderſcht, früher wär’ der Bader zu nix net nutz
g’weſen, aber hizten hab’n wir zum Anfang n’Wurm s’Zap-
peln g’legt dös is s’Erſte, wann dös vorbei is, kann a der
Bader wieder was richten. Mein Seel, heunt g’freut mich
mein Leb’n! (Iſt aufgeſtanden und tätſchelt den Grillhofer zärtlich in den Rücken.)
Weil ich ſo ein’ Schwagern hab. Ja, ja. Na die Freud’ ſo
a bußfertige Seel z’finden bei derer ſchlechten Zeit! Beiſpiels-
mäßig war der Saul im alten Teſtament a ſchlechter Sucher
gegen meiner, hat ein Eſel g’ſucht und a Kron g’funden, mir
*) Glaſt (Feuerſchein) von „Gleißen“.
Der G’wiſſenswurm. 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |