Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874.
ich traf Dich do, is mer recht, muß gleich wieder furt mit meine Roß, -- geht eahner wie mir -- kinnen net lang stehn. Dusterer. Was gibt's? Leonhardt. Vorerst liegt a klein Faßel Essig für Dich in der Kreisstadt, möchst'n bald abhol'n -- ja -- da hast vom Spediteur n'Frachtbrief. (Gibt ihm einen rothen Zettel.) Dusterer. Was hast'n nöt glei mitbracht? Leonhardt. Weil er no net zahlt is! Dusterer (steckt den Frachtbrief zu sich.) Noch was? Leonhardt. A Seitel Wachholder hon i mir verdient, mein ich. Dusterer. Dös war dös Fassel nöt werth. Leonhardt. Ah, wer redt hizt vom Essig. Hast a schlecht's Angedenken! Vor ein' halben Jahrl host mer's versprochen, wonn ich Dir was auskundschaft. Dusterer (fährt vom Sitz empor). Was sagst? So, so, no da kimm nur glei mit hoam. Leonhardt. Kumm eh g'rad her, wonn ich so viel uma- nand renn', wird mer schwindli, no jo, bin nur s'Fahren g'wohnt. Bleib'n mer da -- is jo nur der Grillhofer, Dein Schwager! Dusterer (ungeduldig). Sakra h'nein! Mitkimmst, sog ich! Leonhardt (steht ihn starr an). Wos?! Dusterer. Sunst verspielst'n Wachholder! Leonhardt. So redt's? -- Wer -- wer bist denn Du? Bist leicht mei Herr, daß'd mit mir so h'rumschreist? Han, schau Dich an nothiger Ding! Möcht's es jetzt gern ablaug- nen? Wann'd mer a so kimmst brauch ich'n gar net Dein Wachholder, brauch'n net! Ein ander Mal such Der Anderne aus zu sölchene G'schäften, mich net! (Zu Grillhofer.) Schau Der'n an -- a Seidel Wachholder hat's golten, um d'Ries- ler Magdalen is gangen, was vor fünf und zwanz'g Jahr in Dein Dienst war .... Grillhofer (fährt empor)) Was sagst, um d'Magdalen'? Leonhardt. Jo, wo's verblieb'n is, ob's no lebt, oder schon verstorb'n is. Jo. Seit oan halben Jahr, zeit- und randweis hon ich nachg'fragt. Und hizt reut's ihm, hizt reut ihm dös Seidel Branntwein ..... Grillhofer (aufgeregt). No red, red, Lenhardt ...
ich traf Dich do, is mer recht, muß gleich wieder furt mit meine Roß, — geht eahner wie mir — kinnen net lang ſtehn. Duſterer. Was gibt’s? Leonhardt. Vorerſt liegt a klein Faßel Eſſig für Dich in der Kreisſtadt, möchſt’n bald abhol’n — ja — da haſt vom Spediteur n’Frachtbrief. (Gibt ihm einen rothen Zettel.) Duſterer. Was haſt’n nöt glei mitbracht? Leonhardt. Weil er no net zahlt is! Duſterer (ſteckt den Frachtbrief zu ſich.) Noch was? Leonhardt. A Seitel Wachholder hon i mir verdient, mein ich. Duſterer. Dös war dös Faſſel nöt werth. Leonhardt. Ah, wer redt hizt vom Eſſig. Haſt a ſchlecht’s Angedenken! Vor ein’ halben Jahrl hoſt mer’s verſprochen, wonn ich Dir was auskundſchaft. Duſterer (fährt vom Sitz empor). Was ſagſt? So, ſo, no da kimm nur glei mit hoam. Leonhardt. Kumm eh g’rad her, wonn ich ſo viel uma- nand renn’, wird mer ſchwindli, no jo, bin nur s’Fahren g’wohnt. Bleib’n mer da — is jo nur der Grillhofer, Dein Schwager! Duſterer (ungeduldig). Sakra h’nein! Mitkimmſt, ſog ich! Leonhardt (ſteht ihn ſtarr an). Wos?! Duſterer. Sunſt verſpielſt’n Wachholder! Leonhardt. So redt’s? — Wer — wer biſt denn Du? Biſt leicht mei Herr, daß’d mit mir ſo h’rumſchreiſt? Han, ſchau Dich an nothiger Ding! Möcht’s es jetzt gern ablaug- nen? Wann’d mer a ſo kimmſt brauch ich’n gar net Dein Wachholder, brauch’n net! Ein ander Mal ſuch Der Anderne aus zu ſölchene G’ſchäften, mich net! (Zu Grillhofer.) Schau Der’n an — a Seidel Wachholder hat’s golten, um d’Ries- ler Magdalen is gangen, was vor fünf und zwanz’g Jahr in Dein Dienſt war .... Grillhofer (fährt empor)) Was ſagſt, um d’Magdalen’? Leonhardt. Jo, wo’s verblieb’n is, ob’s no lebt, oder ſchon verſtorb’n is. Jo. Seit oan halben Jahr, zeit- und randweis hon ich nachg’fragt. Und hizt reut’s ihm, hizt reut ihm dös Seidel Brañtwein ..... Grillhofer (aufgeregt). 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Leonhardt. Vorerſt liegt a klein Faßel Eſſig für Dich
in der Kreisſtadt, möchſt’n bald abhol’n — ja — da haſt
vom Spediteur n’Frachtbrief. (Gibt ihm einen rothen Zettel.)
Duſterer. Was haſt’n nöt glei mitbracht?
Leonhardt. Weil er no net zahlt is!
Duſterer (ſteckt den Frachtbrief zu ſich.) Noch was?
Leonhardt. A Seitel Wachholder hon i mir verdient,
mein ich.
Duſterer. Dös war dös Faſſel nöt werth.
Leonhardt. Ah, wer redt hizt vom Eſſig. Haſt a ſchlecht’s
Angedenken! Vor ein’ halben Jahrl hoſt mer’s verſprochen,
wonn ich Dir was auskundſchaft.
Duſterer (fährt vom Sitz empor). Was ſagſt? So, ſo, no da
kimm nur glei mit hoam.
Leonhardt. Kumm eh g’rad her, wonn ich ſo viel uma-
nand renn’, wird mer ſchwindli, no jo, bin nur s’Fahren
g’wohnt. Bleib’n mer da — is jo nur der Grillhofer, Dein
Schwager!
Duſterer (ungeduldig). Sakra h’nein! Mitkimmſt, ſog ich!
Leonhardt (ſteht ihn ſtarr an). Wos?!
Duſterer. Sunſt verſpielſt’n Wachholder!
Leonhardt. So redt’s? — Wer — wer biſt denn Du?
Biſt leicht mei Herr, daß’d mit mir ſo h’rumſchreiſt? Han,
ſchau Dich an nothiger Ding! Möcht’s es jetzt gern ablaug-
nen? Wann’d mer a ſo kimmſt brauch ich’n gar net Dein
Wachholder, brauch’n net! Ein ander Mal ſuch Der Anderne
aus zu ſölchene G’ſchäften, mich net! (Zu Grillhofer.) Schau
Der’n an — a Seidel Wachholder hat’s golten, um d’Ries-
ler Magdalen is gangen, was vor fünf und zwanz’g Jahr
in Dein Dienſt war ....
Grillhofer (fährt empor)) Was ſagſt, um d’Magdalen’?
Leonhardt. Jo, wo’s verblieb’n is, ob’s no lebt, oder
ſchon verſtorb’n is. Jo. Seit oan halben Jahr, zeit- und
randweis hon ich nachg’fragt. Und hizt reut’s ihm, hizt reut
ihm dös Seidel Brañtwein .....
Grillhofer (aufgeregt). No red, red, Lenhardt …
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