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Arnds, Wilhelm Erasmus: Eines zehen-jährigen Knabens Christlieb Leberecht von Exter/ aus Zerbst/ Christlich geführter Lebens-Lauff. Halle (Saale), 1708.

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Lebens-Lauff.
auch bey den zwey letztern Capitibus ab-
brechen müssen/ wie beym eilfften zu-
sehen/ da er sein Gebeth aufs kürtzeste fas-
sen müssen (sintemal er ein jedes Capit-
tel mit einem daraus gezogenen Gebeth
zu schliessen gewohnet) bey dem zwölfften
aber solches nicht beysetzen und verferti-
gen können.

Seine Vermahnungen waren sehr
bescheiden/ geschahen mit Bitten und
guten Worten; wurde ihm eigenwillig
widersprochen/ so trug er Gedult und
schwieg stille. Er nahm auch die Zeit
wohl in acht/ wenn mit der Bestraffung
denen Gemüthern beyzukommen war/
und ließ die Hitze und hefftige Bewe-
gung derselben vorüber gehen. Eins-
mals da er eines von dem Gesinde er-
mahnet/ und diese aus einem verunru-
higten Gemüthe das Wort der Ermah-
nung/ das sie mit Sanfftmuth anneh-
men sollen/ mit einem Fluche von sich
gestossen/ hat er sich sehr gegen seine Ge-
schwister beklaget/ und GOtt diese seine

Unvor-
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Lebens-Lauff.
auch bey den zwey letztern Capitibus ab-
brechen muͤſſen/ wie beym eilfften zu-
ſehen/ da er ſein Gebeth aufs kuͤrtzeſte faſ-
ſen muͤſſen (ſintemal er ein jedes Capit-
tel mit einem daraus gezogenen Gebeth
zu ſchlieſſen gewohnet) bey dem zwoͤlfften
aber ſolches nicht beyſetzen und verferti-
gen koͤnnen.

Seine Vermahnungen waren ſehr
beſcheiden/ geſchahen mit Bitten und
guten Worten; wurde ihm eigenwillig
widerſprochen/ ſo trug er Gedult und
ſchwieg ſtille. Er nahm auch die Zeit
wohl in acht/ wenn mit der Beſtraffung
denen Gemuͤthern beyzukommen war/
und ließ die Hitze und hefftige Bewe-
gung derſelben voruͤber gehen. Eins-
mals da er eines von dem Geſinde er-
mahnet/ und dieſe aus einem verunru-
higten Gemuͤthe das Wort der Ermah-
nung/ das ſie mit Sanfftmuth anneh-
men ſollen/ mit einem Fluche von ſich
geſtoſſen/ hat er ſich ſehr gegen ſeine Ge-
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Unvor-
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[11/0037] Lebens-Lauff. auch bey den zwey letztern Capitibus ab- brechen muͤſſen/ wie beym eilfften zu- ſehen/ da er ſein Gebeth aufs kuͤrtzeſte faſ- ſen muͤſſen (ſintemal er ein jedes Capit- tel mit einem daraus gezogenen Gebeth zu ſchlieſſen gewohnet) bey dem zwoͤlfften aber ſolches nicht beyſetzen und verferti- gen koͤnnen. Seine Vermahnungen waren ſehr beſcheiden/ geſchahen mit Bitten und guten Worten; wurde ihm eigenwillig widerſprochen/ ſo trug er Gedult und ſchwieg ſtille. Er nahm auch die Zeit wohl in acht/ wenn mit der Beſtraffung denen Gemuͤthern beyzukommen war/ und ließ die Hitze und hefftige Bewe- gung derſelben voruͤber gehen. Eins- mals da er eines von dem Geſinde er- mahnet/ und dieſe aus einem verunru- higten Gemuͤthe das Wort der Ermah- nung/ das ſie mit Sanfftmuth anneh- men ſollen/ mit einem Fluche von ſich geſtoſſen/ hat er ſich ſehr gegen ſeine Ge- ſchwiſter beklaget/ und GOtt dieſe ſeine Unvor- A 6

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Zitationshilfe: Arnds, Wilhelm Erasmus: Eines zehen-jährigen Knabens Christlieb Leberecht von Exter/ aus Zerbst/ Christlich geführter Lebens-Lauff. Halle (Saale), 1708, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arends_exter_1708/37>, abgerufen am 21.11.2024.