Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Johannes Bohne. Die sonnigen Tage, die heiteren Stunden, Wie sind sie so hastig dahingeschwunden -- Wie war doch so wenig im Leben geglückt: Nicht konnt' ich euch halten, nicht wieder fassen, Die Geliebte mußt' aus den Armen ich lassen, Habe die Augen ihr zugedrückt. Im wüsten Leben, im Taumel der Lust, Mein wundes Herz in der todtkranken Brust, Das wollte nimmer genesen. -- Verspielt, verjubelt mein Glück und mein Geld Und getauscht dafür ein die Schande der Welt -- Und Disteln von Dornen gelesen! Mich hungert und friert an der kalten Wand Den kahlen Hut in der zitternden Hand; Was kann mich erquicken, was letzen? Und wie mir's gedämmert, so kam's, so kam's, Gebrochen mein Herze und wie mein Wamms Zerrissen in Lumpen und Fetzen! Der Spielmann. Originalbeitrag. Lustig, lustig, alte Fiedel! Sing dein neckisch Zauberliedel, Laß erklingen deine Saiten! Ach, mit jedem Strich vom Bogen Kommen Töne angezogen, Die uns All'n die Seele weiten. Taumel griff beim Zauberklange, Wenn des Spielers dürre, lange Finger an das Griffbrett packten, All' die Dirnen, bald sie liegen In den nerv'gen Armen, fliegen Hin nach feur'ger Weise Takten. Johannes Bohne. Die ſonnigen Tage, die heiteren Stunden, Wie ſind ſie ſo haſtig dahingeſchwunden — Wie war doch ſo wenig im Leben geglückt: Nicht konnt’ ich euch halten, nicht wieder faſſen, Die Geliebte mußt’ aus den Armen ich laſſen, Habe die Augen ihr zugedrückt. Im wüſten Leben, im Taumel der Luſt, Mein wundes Herz in der todtkranken Bruſt, Das wollte nimmer geneſen. — Verſpielt, verjubelt mein Glück und mein Geld Und getauſcht dafür ein die Schande der Welt — Und Diſteln von Dornen geleſen! Mich hungert und friert an der kalten Wand Den kahlen Hut in der zitternden Hand; Was kann mich erquicken, was letzen? Und wie mir’s gedämmert, ſo kam’s, ſo kam’s, Gebrochen mein Herze und wie mein Wamms Zerriſſen in Lumpen und Fetzen! Der Spielmann. Originalbeitrag. Luſtig, luſtig, alte Fiedel! Sing dein neckiſch Zauberliedel, Laß erklingen deine Saiten! Ach, mit jedem Strich vom Bogen Kommen Töne angezogen, Die uns All’n die Seele weiten. Taumel griff beim Zauberklange, Wenn des Spielers dürre, lange Finger an das Griffbrett packten, All’ die Dirnen, bald ſie liegen In den nerv’gen Armen, fliegen Hin nach feur’ger Weiſe Takten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0134" n="116"/> <fw place="top" type="header">Johannes Bohne.</fw><lb/> <lg n="2"> <l>Die ſonnigen Tage, die heiteren Stunden,</l><lb/> <l>Wie ſind ſie ſo haſtig dahingeſchwunden —</l><lb/> <l>Wie war doch ſo wenig im Leben geglückt:</l><lb/> <l>Nicht konnt’ ich euch halten, nicht wieder faſſen,</l><lb/> <l>Die Geliebte mußt’ aus den Armen ich laſſen,</l><lb/> <l>Habe die Augen ihr zugedrückt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Im wüſten Leben, im Taumel der Luſt,</l><lb/> <l>Mein wundes Herz in der todtkranken Bruſt,</l><lb/> <l>Das wollte nimmer geneſen. —</l><lb/> <l>Verſpielt, verjubelt mein Glück und mein Geld</l><lb/> <l>Und getauſcht dafür ein die Schande der Welt —</l><lb/> <l>Und Diſteln von Dornen geleſen!</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Mich hungert und friert an der kalten Wand</l><lb/> <l>Den kahlen Hut in der zitternden Hand;</l><lb/> <l>Was kann mich erquicken, was letzen?</l><lb/> <l>Und wie mir’s gedämmert, ſo kam’s, ſo kam’s,</l><lb/> <l>Gebrochen mein Herze und wie mein Wamms</l><lb/> <l>Zerriſſen in Lumpen und Fetzen!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Der Spielmann.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Luſtig, luſtig, alte Fiedel!</l><lb/> <l>Sing dein neckiſch Zauberliedel,</l><lb/> <l>Laß erklingen deine Saiten!</l><lb/> <l>Ach, mit jedem Strich vom Bogen</l><lb/> <l>Kommen Töne angezogen,</l><lb/> <l>Die uns All’n die Seele weiten.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Taumel griff beim Zauberklange,</l><lb/> <l>Wenn des Spielers dürre, lange</l><lb/> <l>Finger an das Griffbrett packten,</l><lb/> <l>All’ die Dirnen, bald ſie liegen</l><lb/> <l>In den nerv’gen Armen, fliegen</l><lb/> <l>Hin nach feur’ger Weiſe Takten.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [116/0134]
Johannes Bohne.
Die ſonnigen Tage, die heiteren Stunden,
Wie ſind ſie ſo haſtig dahingeſchwunden —
Wie war doch ſo wenig im Leben geglückt:
Nicht konnt’ ich euch halten, nicht wieder faſſen,
Die Geliebte mußt’ aus den Armen ich laſſen,
Habe die Augen ihr zugedrückt.
Im wüſten Leben, im Taumel der Luſt,
Mein wundes Herz in der todtkranken Bruſt,
Das wollte nimmer geneſen. —
Verſpielt, verjubelt mein Glück und mein Geld
Und getauſcht dafür ein die Schande der Welt —
Und Diſteln von Dornen geleſen!
Mich hungert und friert an der kalten Wand
Den kahlen Hut in der zitternden Hand;
Was kann mich erquicken, was letzen?
Und wie mir’s gedämmert, ſo kam’s, ſo kam’s,
Gebrochen mein Herze und wie mein Wamms
Zerriſſen in Lumpen und Fetzen!
Der Spielmann.
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Taumel griff beim Zauberklange,
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In den nerv’gen Armen, fliegen
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