Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].

Bild:
<< vorherige Seite
Heinrich Hart.
Wenn Du es wüßtest,
Was bangen heißt
In einsamen Nächten,
Umschauert vom Sturm,
Da Niemand tröstet
Milden Mundes
Die kampfmüde Seele --
Wenn Du es wüßtest,
Du kämest zu mir.
Wenn Du es wüßtest,
Was leben heißt
Umhaucht von der Gottheit
Weltschaffendem Athem,
Zu schweben empor
Lichtgetragen
Zu seligen Höhen --
Wenn Du es wüßtest,
Du lebtest mit mir.


Abendgang zur Geliebten.
1884.

Originalbeitrag.

Nun ist der Abend kommen,
Die Sterne sind entglommen,
Die Straßen schlummern mählig ein.
Abwerf' ich all' mein Mühen
Und laß in mir erblühen
Der Liebe Sehnsucht ganz allein.
Rings grüßen von den Zweigen
Die Vögel und es neigen
Sich flüsternd Busch und Blume mir;
So festlich ist mein Wesen,
Sie mögen leicht es lesen,
Wie meine Seele fliegt zu Dir.

Heinrich Hart.
Wenn Du es wüßteſt,
Was bangen heißt
In einſamen Nächten,
Umſchauert vom Sturm,
Da Niemand tröſtet
Milden Mundes
Die kampfmüde Seele —
Wenn Du es wüßteſt,
Du kämeſt zu mir.
Wenn Du es wüßteſt,
Was leben heißt
Umhaucht von der Gottheit
Weltſchaffendem Athem,
Zu ſchweben empor
Lichtgetragen
Zu ſeligen Höhen —
Wenn Du es wüßteſt,
Du lebteſt mit mir.


Abendgang zur Geliebten.
1884.

Originalbeitrag.

Nun iſt der Abend kommen,
Die Sterne ſind entglommen,
Die Straßen ſchlummern mählig ein.
Abwerf’ ich all’ mein Mühen
Und laß in mir erblühen
Der Liebe Sehnſucht ganz allein.
Rings grüßen von den Zweigen
Die Vögel und es neigen
Sich flüſternd Buſch und Blume mir;
So feſtlich iſt mein Weſen,
Sie mögen leicht es leſen,
Wie meine Seele fliegt zu Dir.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0207" n="189"/>
            <fw place="top" type="header">Heinrich Hart.</fw><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Wenn Du es wüßte&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Was bangen heißt</l><lb/>
              <l>In ein&#x017F;amen Nächten,</l><lb/>
              <l>Um&#x017F;chauert vom Sturm,</l><lb/>
              <l>Da Niemand trö&#x017F;tet</l><lb/>
              <l>Milden Mundes</l><lb/>
              <l>Die kampfmüde Seele &#x2014;</l><lb/>
              <l>Wenn Du es wüßte&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Du käme&#x017F;t zu mir.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Wenn Du es wüßte&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Was leben heißt</l><lb/>
              <l>Umhaucht von der Gottheit</l><lb/>
              <l>Welt&#x017F;chaffendem Athem,</l><lb/>
              <l>Zu &#x017F;chweben empor</l><lb/>
              <l>Lichtgetragen</l><lb/>
              <l>Zu &#x017F;eligen Höhen &#x2014;</l><lb/>
              <l>Wenn Du es wüßte&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Du lebte&#x017F;t mit mir.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b">Abendgang zur Geliebten.</hi><lb/>
1884.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Nun i&#x017F;t der Abend kommen,</l><lb/>
              <l>Die Sterne &#x017F;ind entglommen,</l><lb/>
              <l>Die Straßen &#x017F;chlummern mählig ein.</l><lb/>
              <l>Abwerf&#x2019; ich all&#x2019; mein Mühen</l><lb/>
              <l>Und laß in mir erblühen</l><lb/>
              <l>Der Liebe Sehn&#x017F;ucht ganz allein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Rings grüßen von den Zweigen</l><lb/>
              <l>Die Vögel und es neigen</l><lb/>
              <l>Sich flü&#x017F;ternd Bu&#x017F;ch und Blume mir;</l><lb/>
              <l>So fe&#x017F;tlich i&#x017F;t mein We&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Sie mögen leicht es le&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Wie meine Seele fliegt zu Dir.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0207] Heinrich Hart. Wenn Du es wüßteſt, Was bangen heißt In einſamen Nächten, Umſchauert vom Sturm, Da Niemand tröſtet Milden Mundes Die kampfmüde Seele — Wenn Du es wüßteſt, Du kämeſt zu mir. Wenn Du es wüßteſt, Was leben heißt Umhaucht von der Gottheit Weltſchaffendem Athem, Zu ſchweben empor Lichtgetragen Zu ſeligen Höhen — Wenn Du es wüßteſt, Du lebteſt mit mir. Abendgang zur Geliebten. 1884. Originalbeitrag. Nun iſt der Abend kommen, Die Sterne ſind entglommen, Die Straßen ſchlummern mählig ein. Abwerf’ ich all’ mein Mühen Und laß in mir erblühen Der Liebe Sehnſucht ganz allein. Rings grüßen von den Zweigen Die Vögel und es neigen Sich flüſternd Buſch und Blume mir; So feſtlich iſt mein Weſen, Sie mögen leicht es leſen, Wie meine Seele fliegt zu Dir.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/207
Zitationshilfe: Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885], S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/207>, abgerufen am 21.11.2024.