Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Erich Hartleben. Alte Zeiten ... Originalbeitrag. Alte Zeiten sah der Erde Antlitz, Ungezählt durchlief des ewigen Tages Glanzesbahn das rollend Rad der Sonne -- Aber dennoch Scheinet jung und frisch der Frühlingsmorgen, Wann der Feind der Nächte, strahlgewappnet, Wirft des Lichtes Pfeil hin über dunkler Wolken Wälle. Denn das Herz, das menschlich reiche Fühlen Altert nie. Wie oft entzückten Augen Auch geöffnet sich der Rosengarten Erster Liebe, Ewig bleibt sie jung die Lust der Liebe Ewig jung des Mutterherzens Jubel, Ewig jung der Schmerz am Grab des Vaters. Lieben, Leiden Ist des Menschen nievergeßnes Wollen, Nimmer ehrt der Kampf mit solchem Zwange, Nimmer wird ein Mensch, wie sehr er strebt, den Kampf vollenden. Es lebt ein Gott ... Originalbeitrag. "Es lebt ein Gott, der Schöpfer des Weltenrunds," So sagen sie. Doch, geben sie Kunde auch, Ob von dem Funkeln, das den einen Tropfen im Meere des Alls umleuchtet, Erich Hartleben. Alte Zeiten … Originalbeitrag. Alte Zeiten ſah der Erde Antlitz, Ungezählt durchlief des ewigen Tages Glanzesbahn das rollend Rad der Sonne — Aber dennoch Scheinet jung und friſch der Frühlingsmorgen, Wann der Feind der Nächte, ſtrahlgewappnet, Wirft des Lichtes Pfeil hin über dunkler Wolken Wälle. Denn das Herz, das menſchlich reiche Fühlen Altert nie. Wie oft entzückten Augen Auch geöffnet ſich der Roſengarten Erſter Liebe, Ewig bleibt ſie jung die Luſt der Liebe Ewig jung des Mutterherzens Jubel, Ewig jung der Schmerz am Grab des Vaters. Lieben, Leiden Iſt des Menſchen nievergeßnes Wollen, Nimmer ehrt der Kampf mit ſolchem Zwange, Nimmer wird ein Menſch, wie ſehr er ſtrebt, den Kampf vollenden. Es lebt ein Gott … Originalbeitrag. „Es lebt ein Gott, der Schöpfer des Weltenrunds,“ So ſagen ſie. Doch, geben ſie Kunde auch, Ob von dem Funkeln, das den einen Tropfen im Meere des Alls umleuchtet, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0220" n="202"/> <fw place="top" type="header">Erich Hartleben.</fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Alte Zeiten …</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Alte Zeiten ſah der Erde Antlitz,</l><lb/> <l>Ungezählt durchlief des ewigen Tages</l><lb/> <l>Glanzesbahn das rollend Rad der Sonne —</l><lb/> <l>Aber dennoch</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Scheinet jung und friſch der Frühlingsmorgen,</l><lb/> <l>Wann der Feind der Nächte, ſtrahlgewappnet,</l><lb/> <l>Wirft des Lichtes Pfeil hin über dunkler</l><lb/> <l>Wolken Wälle.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Denn das Herz, das menſchlich reiche Fühlen</l><lb/> <l>Altert nie. Wie oft entzückten Augen</l><lb/> <l>Auch geöffnet ſich der Roſengarten</l><lb/> <l>Erſter Liebe,</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ewig bleibt ſie jung die Luſt der Liebe</l><lb/> <l>Ewig jung des Mutterherzens Jubel,</l><lb/> <l>Ewig jung der Schmerz am Grab des Vaters.</l><lb/> <l>Lieben, Leiden</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Iſt des Menſchen nievergeßnes Wollen,</l><lb/> <l>Nimmer ehrt der Kampf mit ſolchem Zwange,</l><lb/> <l>Nimmer wird ein Menſch, wie ſehr er ſtrebt, den</l><lb/> <l>Kampf vollenden.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Es lebt ein Gott …</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>„Es lebt ein Gott, der Schöpfer des Weltenrunds,“</l><lb/> <l>So ſagen ſie. Doch, geben ſie Kunde auch,</l><lb/> <l>Ob von dem Funkeln, das den einen</l><lb/> <l>Tropfen im Meere des Alls umleuchtet,</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [202/0220]
Erich Hartleben.
Alte Zeiten …
Originalbeitrag.
Alte Zeiten ſah der Erde Antlitz,
Ungezählt durchlief des ewigen Tages
Glanzesbahn das rollend Rad der Sonne —
Aber dennoch
Scheinet jung und friſch der Frühlingsmorgen,
Wann der Feind der Nächte, ſtrahlgewappnet,
Wirft des Lichtes Pfeil hin über dunkler
Wolken Wälle.
Denn das Herz, das menſchlich reiche Fühlen
Altert nie. Wie oft entzückten Augen
Auch geöffnet ſich der Roſengarten
Erſter Liebe,
Ewig bleibt ſie jung die Luſt der Liebe
Ewig jung des Mutterherzens Jubel,
Ewig jung der Schmerz am Grab des Vaters.
Lieben, Leiden
Iſt des Menſchen nievergeßnes Wollen,
Nimmer ehrt der Kampf mit ſolchem Zwange,
Nimmer wird ein Menſch, wie ſehr er ſtrebt, den
Kampf vollenden.
Es lebt ein Gott …
Originalbeitrag.
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So ſagen ſie. Doch, geben ſie Kunde auch,
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Zitationshilfe: | Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885], S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/220>, abgerufen am 16.02.2025. |