Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Richard Kralik. Stolz magst du dein Haupt erheben, Sieh wie Alle um dich streben, Wie sie kommen, wie sie drängen, Wie an deinen Schritten hängen. Doch auf nichts sieht Ricciolella, Tanzt für sich die Tarantella. Tanzt mit Ernst und meisterlich, Sieht nicht vor, nicht neben sich. Doch die andern aller Enden Können nicht den Blick mehr wenden, Können nicht mehr sich bezwingen, Müssen mit im Tanze springen. Wer sprang zuerst in den Tanz hinein? Das war ein ganz kleines Sternelein. Zuerst zwar fiel's aus dem Tact heraus, Doch stand's wieder auf, und macht sich nichts draus Da dies die Engelein erblicken, Fangen sie an sich zum Tanze zu schicken. Ach, sie tanzen ja so gerne! Drauf beginnen alle Sterne. Anfangs traut der Mond sich nicht, Wieget dann langsam sein rundes Gesicht. Artig kommt der Wind ganz leise, Dreht sich sanft um die Schöne im Kreise. Dann beginnt's in den rauschenden Bäumen, Und das Meer braust auf mit Schäumen. Auf und nieder wogt die Welle Nach dem Tact der Tarantelle. Immer größer wird der Reigen, Die Vöglein schaukeln sich auf den Zweigen, Und die Schafe springen darunter. Werden nicht bald die Berge munter? Ja sie wackeln, ja sie humpeln! Wie sie stapfen, wie sie rumpeln! Tanzen gar die Tarantella! Sieh, da lächelt Ricciolella. Richard Kralik. Stolz magſt du dein Haupt erheben, Sieh wie Alle um dich ſtreben, Wie ſie kommen, wie ſie drängen, Wie an deinen Schritten hängen. Doch auf nichts ſieht Ricciolella, Tanzt für ſich die Tarantella. Tanzt mit Ernſt und meiſterlich, Sieht nicht vor, nicht neben ſich. Doch die andern aller Enden Können nicht den Blick mehr wenden, Können nicht mehr ſich bezwingen, Müſſen mit im Tanze ſpringen. Wer ſprang zuerſt in den Tanz hinein? Das war ein ganz kleines Sternelein. Zuerſt zwar fiel’s aus dem Tact heraus, Doch ſtand’s wieder auf, und macht ſich nichts draus Da dies die Engelein erblicken, Fangen ſie an ſich zum Tanze zu ſchicken. Ach, ſie tanzen ja ſo gerne! Drauf beginnen alle Sterne. Anfangs traut der Mond ſich nicht, Wieget dann langſam ſein rundes Geſicht. Artig kommt der Wind ganz leiſe, Dreht ſich ſanft um die Schöne im Kreiſe. Dann beginnt’s in den rauſchenden Bäumen, Und das Meer brauſt auf mit Schäumen. Auf und nieder wogt die Welle Nach dem Tact der Tarantelle. Immer größer wird der Reigen, Die Vöglein ſchaukeln ſich auf den Zweigen, Und die Schafe ſpringen darunter. Werden nicht bald die Berge munter? Ja ſie wackeln, ja ſie humpeln! Wie ſie ſtapfen, wie ſie rumpeln! Tanzen gar die Tarantella! Sieh, da lächelt Ricciolella. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="17"> <pb facs="#f0239" n="221"/> <fw place="top" type="header">Richard Kralik.</fw><lb/> <l>Stolz magſt du dein Haupt erheben,</l><lb/> <l>Sieh wie Alle um dich ſtreben,</l><lb/> <l>Wie ſie kommen, wie ſie drängen,</l><lb/> <l>Wie an deinen Schritten hängen.</l> </lg><lb/> <lg n="18"> <l>Doch auf nichts ſieht Ricciolella,</l><lb/> <l>Tanzt für ſich die Tarantella.</l><lb/> <l>Tanzt mit Ernſt und meiſterlich,</l><lb/> <l>Sieht nicht vor, nicht neben ſich.</l><lb/> <l>Doch die andern aller Enden</l><lb/> <l>Können nicht den Blick mehr wenden,</l><lb/> <l>Können nicht mehr ſich bezwingen,</l><lb/> <l>Müſſen mit im Tanze ſpringen.</l> </lg><lb/> <lg n="19"> <l>Wer ſprang zuerſt in den Tanz hinein?</l><lb/> <l>Das war ein ganz kleines Sternelein.</l><lb/> <l>Zuerſt zwar fiel’s aus dem Tact heraus,</l><lb/> <l>Doch ſtand’s wieder auf, und macht ſich nichts draus</l><lb/> <l>Da dies die Engelein erblicken,</l><lb/> <l>Fangen ſie an ſich zum Tanze zu ſchicken.</l><lb/> <l>Ach, ſie tanzen ja ſo gerne!</l><lb/> <l>Drauf beginnen alle Sterne.</l> </lg><lb/> <lg n="20"> <l>Anfangs traut der Mond ſich nicht,</l><lb/> <l>Wieget dann langſam ſein rundes Geſicht.</l><lb/> <l>Artig kommt der Wind ganz leiſe,</l><lb/> <l>Dreht ſich ſanft um die Schöne im Kreiſe.</l><lb/> <l>Dann beginnt’s in den rauſchenden Bäumen,</l><lb/> <l>Und das Meer brauſt auf mit Schäumen.</l><lb/> <l>Auf und nieder wogt die Welle</l><lb/> <l>Nach dem Tact der Tarantelle.</l> </lg><lb/> <lg n="21"> <l>Immer größer wird der Reigen,</l><lb/> <l>Die Vöglein ſchaukeln ſich auf den Zweigen,</l><lb/> <l>Und die Schafe ſpringen darunter.</l><lb/> <l>Werden nicht bald die Berge munter?</l><lb/> <l>Ja ſie wackeln, ja ſie humpeln!</l><lb/> <l>Wie ſie ſtapfen, wie ſie rumpeln!</l><lb/> <l>Tanzen gar die Tarantella!</l><lb/> <l>Sieh, da lächelt Ricciolella.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [221/0239]
Richard Kralik.
Stolz magſt du dein Haupt erheben,
Sieh wie Alle um dich ſtreben,
Wie ſie kommen, wie ſie drängen,
Wie an deinen Schritten hängen.
Doch auf nichts ſieht Ricciolella,
Tanzt für ſich die Tarantella.
Tanzt mit Ernſt und meiſterlich,
Sieht nicht vor, nicht neben ſich.
Doch die andern aller Enden
Können nicht den Blick mehr wenden,
Können nicht mehr ſich bezwingen,
Müſſen mit im Tanze ſpringen.
Wer ſprang zuerſt in den Tanz hinein?
Das war ein ganz kleines Sternelein.
Zuerſt zwar fiel’s aus dem Tact heraus,
Doch ſtand’s wieder auf, und macht ſich nichts draus
Da dies die Engelein erblicken,
Fangen ſie an ſich zum Tanze zu ſchicken.
Ach, ſie tanzen ja ſo gerne!
Drauf beginnen alle Sterne.
Anfangs traut der Mond ſich nicht,
Wieget dann langſam ſein rundes Geſicht.
Artig kommt der Wind ganz leiſe,
Dreht ſich ſanft um die Schöne im Kreiſe.
Dann beginnt’s in den rauſchenden Bäumen,
Und das Meer brauſt auf mit Schäumen.
Auf und nieder wogt die Welle
Nach dem Tact der Tarantelle.
Immer größer wird der Reigen,
Die Vöglein ſchaukeln ſich auf den Zweigen,
Und die Schafe ſpringen darunter.
Werden nicht bald die Berge munter?
Ja ſie wackeln, ja ſie humpeln!
Wie ſie ſtapfen, wie ſie rumpeln!
Tanzen gar die Tarantella!
Sieh, da lächelt Ricciolella.
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