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Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].

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Ernst von Wildenbruch.
Aus der Ferne scholl's herüber,
Gleich der Windsbraut, die die Meerfluth
Die erstarrte, weckt zum Sturme,
Gleich dem Erzklang der Drommete,
Gleich dem Rasseln der Geschwader,
Wie ein Ruf zu Schlacht und Streit.
Und es scholl zum zweitenmale --
Und zum drittenmal ertönt' es --
"Bringt mein Schwert mir," rief der Emir,
"Sattelt meinen weißen Hengst mir,
Denn ich kenne diese Stimme,
Das ist El Mahran's Gewieh'r!"
Da am Herzen brachen strömend
Auf die Wunden, sterbend sank er,
In den Armen hielt ihn klagend
Gülnahar, doch er mit Lächeln
Sprach: nun fand ich das Verlor'ne --
Weine nicht, -- ich bin gesund."


Ernſt von Wildenbruch.
Aus der Ferne ſcholl’s herüber,
Gleich der Windsbraut, die die Meerfluth
Die erſtarrte, weckt zum Sturme,
Gleich dem Erzklang der Drommete,
Gleich dem Raſſeln der Geſchwader,
Wie ein Ruf zu Schlacht und Streit.
Und es ſcholl zum zweitenmale —
Und zum drittenmal ertönt’ es —
„Bringt mein Schwert mir,“ rief der Emir,
„Sattelt meinen weißen Hengſt mir,
Denn ich kenne dieſe Stimme,
Das iſt El Mahran’s Gewieh’r!“
Da am Herzen brachen ſtrömend
Auf die Wunden, ſterbend ſank er,
In den Armen hielt ihn klagend
Gülnahar, doch er mit Lächeln
Sprach: nun fand ich das Verlor’ne —
Weine nicht, — ich bin geſund.“


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[256/0274] Ernſt von Wildenbruch. Aus der Ferne ſcholl’s herüber, Gleich der Windsbraut, die die Meerfluth Die erſtarrte, weckt zum Sturme, Gleich dem Erzklang der Drommete, Gleich dem Raſſeln der Geſchwader, Wie ein Ruf zu Schlacht und Streit. Und es ſcholl zum zweitenmale — Und zum drittenmal ertönt’ es — „Bringt mein Schwert mir,“ rief der Emir, „Sattelt meinen weißen Hengſt mir, Denn ich kenne dieſe Stimme, Das iſt El Mahran’s Gewieh’r!“ Da am Herzen brachen ſtrömend Auf die Wunden, ſterbend ſank er, In den Armen hielt ihn klagend Gülnahar, doch er mit Lächeln Sprach: nun fand ich das Verlor’ne — Weine nicht, — ich bin geſund.“

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Zitationshilfe: Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885], S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/274>, abgerufen am 26.11.2024.