Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Carl Bleibtreu. II. Lobet seinen heiligen Namen, Ihn, der nie sein Thun bereut, Der des Glückes goldnen Samen Auf den Lebenspfad dir streut. Denn so hoch der Himmel waltet Ueber diesem Erdenball -- Also seine Gnade schaltet Ueber seine Diener all'. Und so fern der frühe Morgen Von dem späten Abendlicht -- So entrückt er alle Sorgen Fern von unserm Angesicht. Denn er weiß vom Menschenthume, Daß wir ja nur eitel Staub, Daß wir blühen wie die Blume, Die gar bald des Windes Raub. Und die Stätte, wo sie blühte, Ist verwischt für alle Zeit -- Aber Gottes Gnad' und Güte Währt durch alle Ewigkeit. III. Die Helden sind gewichen aus der Welt Und Zwerge herrschen, wo die Riesen stritten. O Israel, du Ceder fest und stark, Hochragend stolz in aller Völker Mitten, Dein Wipfel sinkt, du bist verdorrt im Mark. Der Blätterschmuck des Ruhmes dir entfällt -- O Zebaoth, wie hast du das gelitten? Dort ruhn, wo sich zum Thal Gilboa neigt, Die Edelsten in Israel erschlagen; Die Königsblume hat der Tod gepflückt. Umsonst die Eichen ja gen Himmel ragen: Carl Bleibtreu. II. Lobet ſeinen heiligen Namen, Ihn, der nie ſein Thun bereut, Der des Glückes goldnen Samen Auf den Lebenspfad dir ſtreut. Denn ſo hoch der Himmel waltet Ueber dieſem Erdenball — Alſo ſeine Gnade ſchaltet Ueber ſeine Diener all’. Und ſo fern der frühe Morgen Von dem ſpäten Abendlicht — So entrückt er alle Sorgen Fern von unſerm Angeſicht. Denn er weiß vom Menſchenthume, Daß wir ja nur eitel Staub, Daß wir blühen wie die Blume, Die gar bald des Windes Raub. Und die Stätte, wo ſie blühte, Iſt verwiſcht für alle Zeit — Aber Gottes Gnad’ und Güte Währt durch alle Ewigkeit. III. Die Helden ſind gewichen aus der Welt Und Zwerge herrſchen, wo die Rieſen ſtritten. O Iſrael, du Ceder feſt und ſtark, Hochragend ſtolz in aller Völker Mitten, Dein Wipfel ſinkt, du biſt verdorrt im Mark. Der Blätterſchmuck des Ruhmes dir entfällt — O Zebaoth, wie haſt du das gelitten? Dort ruhn, wo ſich zum Thal Gilboa neigt, Die Edelſten in Iſrael erſchlagen; Die Königsblume hat der Tod gepflückt. Umſonſt die Eichen ja gen Himmel ragen: <TEI> <text> <back> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0327" n="5"/> <fw place="top" type="header">Carl Bleibtreu.</fw><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#aq">II.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Lobet ſeinen heiligen Namen,</l><lb/> <l>Ihn, der nie ſein Thun bereut,</l><lb/> <l>Der des Glückes goldnen Samen</l><lb/> <l>Auf den Lebenspfad dir ſtreut.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Denn ſo hoch der Himmel waltet</l><lb/> <l>Ueber dieſem Erdenball —</l><lb/> <l>Alſo ſeine Gnade ſchaltet</l><lb/> <l>Ueber ſeine Diener all’.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und ſo fern der frühe Morgen</l><lb/> <l>Von dem ſpäten Abendlicht —</l><lb/> <l>So entrückt er alle Sorgen</l><lb/> <l>Fern von unſerm Angeſicht.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Denn er weiß vom Menſchenthume,</l><lb/> <l>Daß wir ja nur eitel Staub,</l><lb/> <l>Daß wir blühen wie die Blume,</l><lb/> <l>Die gar bald des Windes Raub.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Und die Stätte, wo ſie blühte,</l><lb/> <l>Iſt verwiſcht für alle Zeit —</l><lb/> <l>Aber Gottes Gnad’ und Güte</l><lb/> <l>Währt durch alle Ewigkeit.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#aq">III.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Helden ſind gewichen aus der Welt</l><lb/> <l>Und Zwerge herrſchen, wo die Rieſen ſtritten.</l><lb/> <l>O Iſrael, du Ceder feſt und ſtark,</l><lb/> <l>Hochragend ſtolz in aller Völker Mitten,</l><lb/> <l>Dein Wipfel ſinkt, du biſt verdorrt im Mark.</l><lb/> <l>Der Blätterſchmuck des Ruhmes dir entfällt —</l><lb/> <l>O Zebaoth, wie haſt du das gelitten?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dort ruhn, wo ſich zum Thal Gilboa neigt,</l><lb/> <l>Die Edelſten in Iſrael erſchlagen;</l><lb/> <l>Die Königsblume hat der Tod gepflückt.</l><lb/> <l>Umſonſt die Eichen ja gen Himmel ragen:</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </div> </back> </text> </TEI> [5/0327]
Carl Bleibtreu.
II.
Lobet ſeinen heiligen Namen,
Ihn, der nie ſein Thun bereut,
Der des Glückes goldnen Samen
Auf den Lebenspfad dir ſtreut.
Denn ſo hoch der Himmel waltet
Ueber dieſem Erdenball —
Alſo ſeine Gnade ſchaltet
Ueber ſeine Diener all’.
Und ſo fern der frühe Morgen
Von dem ſpäten Abendlicht —
So entrückt er alle Sorgen
Fern von unſerm Angeſicht.
Denn er weiß vom Menſchenthume,
Daß wir ja nur eitel Staub,
Daß wir blühen wie die Blume,
Die gar bald des Windes Raub.
Und die Stätte, wo ſie blühte,
Iſt verwiſcht für alle Zeit —
Aber Gottes Gnad’ und Güte
Währt durch alle Ewigkeit.
III.
Die Helden ſind gewichen aus der Welt
Und Zwerge herrſchen, wo die Rieſen ſtritten.
O Iſrael, du Ceder feſt und ſtark,
Hochragend ſtolz in aller Völker Mitten,
Dein Wipfel ſinkt, du biſt verdorrt im Mark.
Der Blätterſchmuck des Ruhmes dir entfällt —
O Zebaoth, wie haſt du das gelitten?
Dort ruhn, wo ſich zum Thal Gilboa neigt,
Die Edelſten in Iſrael erſchlagen;
Die Königsblume hat der Tod gepflückt.
Umſonſt die Eichen ja gen Himmel ragen:
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