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Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].

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Julius Hart.
Und was ich wollte, Lieber du? Ich wollte nur, sei nicht betrübt,
Du hast nicht Schuld, ich segne dich, ich hab' dich ja so sehr geliebt!
Ich segne dich für jedes Wort, für jeden Kuß von deinem Mund,
Und treff' dich nie so harter Schmerz und furche deine Seele wund!
Die Sonne steigt, die Sonne glüht ... still, armes Herz, die Glocke schlägt,
Der Wagen rollt, der Wagen rollt, der dich auf ewig von mir trägt.
Noch einmal lass' mich deine Hand inbrünstig küssen heiß und schwer,
Nicht deinen Mund! Nicht deinen Mund! Ich ließe sonst dich nimmermehr.


Nachtwache.
1884.

Originalbeitrag.

Um Haupt und Leib mir wallen
Dunkle Nebel der Nacht,
Auf Herz und Sinne fallen
Finsternisse mit Macht.
Die düst'ren Wolken schreiten
Drohend über das Land,
Schatten vorübergleiten
Und fassen mein Gewand.
Sie fassen an meine Seele
Und greifen in mein Hirn,
O lösche in Nacht und Schwele --
Verlösche nicht mein Gestirn.
O wasche mit Feuerwellen
Von meinem Busen die Schuld,
Ström' über mich den hellen
Glanz deiner Gnade und Huld.
Ich bin eine zitternde Leuchte,
Ich bin ein schwaches Rohr --
Du, schau meiner Augen Feuchte,
Gnade führ' mich empor!


Julius Hart.
Und was ich wollte, Lieber du? Ich wollte nur, ſei nicht betrübt,
Du haſt nicht Schuld, ich ſegne dich, ich hab’ dich ja ſo ſehr geliebt!
Ich ſegne dich für jedes Wort, für jeden Kuß von deinem Mund,
Und treff’ dich nie ſo harter Schmerz und furche deine Seele wund!
Die Sonne ſteigt, die Sonne glüht … ſtill, armes Herz, die Glocke ſchlägt,
Der Wagen rollt, der Wagen rollt, der dich auf ewig von mir trägt.
Noch einmal laſſ’ mich deine Hand inbrünſtig küſſen heiß und ſchwer,
Nicht deinen Mund! Nicht deinen Mund! Ich ließe ſonſt dich nimmermehr.


Nachtwache.
1884.

Originalbeitrag.

Um Haupt und Leib mir wallen
Dunkle Nebel der Nacht,
Auf Herz und Sinne fallen
Finſterniſſe mit Macht.
Die düſt’ren Wolken ſchreiten
Drohend über das Land,
Schatten vorübergleiten
Und faſſen mein Gewand.
Sie faſſen an meine Seele
Und greifen in mein Hirn,
O löſche in Nacht und Schwele —
Verlöſche nicht mein Geſtirn.
O waſche mit Feuerwellen
Von meinem Buſen die Schuld,
Ström’ über mich den hellen
Glanz deiner Gnade und Huld.
Ich bin eine zitternde Leuchte,
Ich bin ein ſchwaches Rohr —
Du, ſchau meiner Augen Feuchte,
Gnade führ’ mich empor!


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[71/0089] Julius Hart. Und was ich wollte, Lieber du? Ich wollte nur, ſei nicht betrübt, Du haſt nicht Schuld, ich ſegne dich, ich hab’ dich ja ſo ſehr geliebt! Ich ſegne dich für jedes Wort, für jeden Kuß von deinem Mund, Und treff’ dich nie ſo harter Schmerz und furche deine Seele wund! Die Sonne ſteigt, die Sonne glüht … ſtill, armes Herz, die Glocke ſchlägt, Der Wagen rollt, der Wagen rollt, der dich auf ewig von mir trägt. Noch einmal laſſ’ mich deine Hand inbrünſtig küſſen heiß und ſchwer, Nicht deinen Mund! Nicht deinen Mund! Ich ließe ſonſt dich nimmermehr. Nachtwache. 1884. Originalbeitrag. Um Haupt und Leib mir wallen Dunkle Nebel der Nacht, Auf Herz und Sinne fallen Finſterniſſe mit Macht. Die düſt’ren Wolken ſchreiten Drohend über das Land, Schatten vorübergleiten Und faſſen mein Gewand. Sie faſſen an meine Seele Und greifen in mein Hirn, O löſche in Nacht und Schwele — Verlöſche nicht mein Geſtirn. O waſche mit Feuerwellen Von meinem Buſen die Schuld, Ström’ über mich den hellen Glanz deiner Gnade und Huld. Ich bin eine zitternde Leuchte, Ich bin ein ſchwaches Rohr — Du, ſchau meiner Augen Feuchte, Gnade führ’ mich empor!

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Zitationshilfe: Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885], S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/89>, abgerufen am 28.11.2024.