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Arndt, Johann: Von wahrem Christenthumb. Bd. 1. Magdeburg, 1610.

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Ein Christ muß sich vieler
Beschrei-
bung den
Menschen
Menschen also definirt vnd beschrie-
ben/ das ein Mensch ein Bilde sey/ das
jhm gleich sey/ je vngleicher Gott/ je
minder Mensch/ je mehr sich aber der
Mensch zu Gott wendet/ je gleicher er
Gott wird. Sol sich aber der Mensch
zu Gott wenden/ so muß er sich von der
Welt abwenden. Ein jeglich Säm-
Same got
tes bringt
göttliche
Frncht.
lein bringet eine Frucht/ die jhm gleich
ist: Also/ ist der Same Gottes in dir/
der heilige Geist/ vnd das Wort Got-
tes/ so wirstu seyn ein Baum der Ge-
rechtigkeit/ ein Pfläntzlein zum Lob
vnd Preiß Gottes/ Esai. 61.


Ergerli-
che Wort
befleckt
die Seele.

Manchmal wird ein Wort geredt/
oder man redets selbst/ daß einem ein
Stachel wird im Hertzen/ welcher die
Seele verwundet. Darumb ist nie-
mand sicherer vnd ruhiger/ denn so er
daheim ist/ vnd auch seine Gedancken/
Wort vnd Sinne in dem Hause seines
Hertzens behelt. Man lieset vom Dio-
gene
dem Philosopho, da jhn einer
vexirt hat mit dieser Schlußrede:
Was ich bin/ das bistu nicht/ Ich bin

ein

Ein Chriſt muß ſich vieler
Beſchrei-
bung den
Menſchẽ
Menſchen alſo definirt vnd beſchrie-
ben/ das ein Menſch ein Bilde ſey/ das
jhm gleich ſey/ je vngleicher Gott/ je
minder Menſch/ je mehr ſich aber der
Menſch zu Gott wendet/ je gleicher er
Gott wird. Sol ſich aber der Menſch
zu Gott wenden/ ſo muß er ſich võ der
Welt abwenden. Ein jeglich Saͤm-
Same got
tes bringt
goͤttliche
Frncht.
lein bringet eine Frucht/ die jhm gleich
iſt: Alſo/ iſt der Same Gottes in dir/
der heilige Geiſt/ vnd das Wort Got-
tes/ ſo wirſtu ſeyn ein Baum der Ge-
rechtigkeit/ ein Pflaͤntzlein zum Lob
vnd Preiß Gottes/ Eſai. 61.


Ergerli-
che Wort
befleckt
die Seele.

Manchmal wird ein Wort geredt/
oder man redets ſelbſt/ daß einem ein
Stachel wird im Hertzen/ welcher die
Seele verwundet. Darumb iſt nie-
mand ſicherer vnd ruhiger/ denn ſo er
daheim iſt/ vnd auch ſeine Gedancken/
Wort vnd Siñe in dem Hauſe ſeines
Hertzens behelt. Man lieſet vom Dio-
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dem Philoſopho, da jhn einer
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[236/0268] Ein Chriſt muß ſich vieler Menſchen alſo definirt vnd beſchrie- ben/ das ein Menſch ein Bilde ſey/ das jhm gleich ſey/ je vngleicher Gott/ je minder Menſch/ je mehr ſich aber der Menſch zu Gott wendet/ je gleicher er Gott wird. Sol ſich aber der Menſch zu Gott wenden/ ſo muß er ſich võ der Welt abwenden. Ein jeglich Saͤm- lein bringet eine Frucht/ die jhm gleich iſt: Alſo/ iſt der Same Gottes in dir/ der heilige Geiſt/ vnd das Wort Got- tes/ ſo wirſtu ſeyn ein Baum der Ge- rechtigkeit/ ein Pflaͤntzlein zum Lob vnd Preiß Gottes/ Eſai. 61. Beſchrei- bung den Menſchẽ Same got tes bringt goͤttliche Frncht. Manchmal wird ein Wort geredt/ oder man redets ſelbſt/ daß einem ein Stachel wird im Hertzen/ welcher die Seele verwundet. Darumb iſt nie- mand ſicherer vnd ruhiger/ denn ſo er daheim iſt/ vnd auch ſeine Gedancken/ Wort vnd Siñe in dem Hauſe ſeines Hertzens behelt. Man lieſet vom Dio- gene dem Philoſopho, da jhn einer vexirt hat mit dieſer Schlußrede: Was ich bin/ das biſtu nicht/ Ich bin ein

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Zitationshilfe: Arndt, Johann: Von wahrem Christenthumb. Bd. 1. Magdeburg, 1610, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum01_1610/268>, abgerufen am 16.07.2024.