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Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 2. Magdeburg, 1610.

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Trost wie man sich in Geistliche
dieser Angst vnd Pein nicht an Gott oder
die Schrifft gedencken. Dann alle kreffte
des Glaubens verschwinden/ vnnd ver-
schmachtet der Mensch wie ein Schnecke.
Wann nun Gott durch sein verborgenes
Wort vnnd Krafft den Menschen nicht
Ps. 38. 102.erhelt/ so muste er von stunden an verge-
hen vnd zu nichte werden.

In dieser Helle ist Christus Jesus
vnser Herr auch gewest/ da er anfieng
zu trawren/ zu zittern/ vnd zu zagen/ mit
dem Tode rang/ vnd Blut schwitzete. Die-
se Helle ist viel grösser angst/ dann der
Todt/ ja der Mensch wünschet jhm in
solcher angst den Todt. Dann derselbe
were seine Freude vnnd Erlösung. Wie
offt wünschet jhm Job den Todt? Chri-
stus vnser Herr schwitzet Blut in die-
ser angst/ Aber am Creutz in Todes noth
Hellen-
angst.
nicht. In dieser Hellenangst rieff Christus
vnser Herr: Mein Gott/ mein Gott/
warumb hastu mich verlassen? Da war
aller trost hinweg. Nichts desto weniger
aber war in dieser Hellenangst Gott bey

jhm/

Troſt wie man ſich in Geiſtliche
dieſer Angſt vnd Pein nicht an Gott oder
die Schrifft gedencken. Dann alle kreffte
des Glaubens verſchwinden/ vnnd ver-
ſchmachtet der Menſch wie ein Schnecke.
Wann nun Gott durch ſein verborgenes
Wort vnnd Krafft den Menſchen nicht
Pſ. 38. 102.erhelt/ ſo muſte er von ſtunden an verge-
hen vnd zu nichte werden.

In dieſer Helle iſt Chriſtus Jeſus
vnſer Herr auch geweſt/ da er anfieng
zu trawren/ zu zittern/ vnd zu zagen/ mit
dem Tode rang/ vñ Blut ſchwitzete. Die-
ſe Helle iſt viel groͤſſer angſt/ dann der
Todt/ ja der Menſch wuͤnſchet jhm in
ſolcher angſt den Todt. Dann derſelbe
were ſeine Freude vnnd Erloͤſung. Wie
offt wuͤnſchet jhm Job den Todt? Chri-
ſtus vnſer Herr ſchwitzet Blut in die-
ſer angſt/ Aber am Creutz in Todes noth
Hellen-
angſt.
nicht. In dieſer Hellenangſt rieff Chriſtus
vnſer Herr: Mein Gott/ mein Gott/
warumb haſtu mich verlaſſen? Da war
aller troſt hinweg. Nichts deſto weniger
aber war in dieſer Hellenangſt Gott bey

jhm/
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[624/0648] Troſt wie man ſich in Geiſtliche dieſer Angſt vnd Pein nicht an Gott oder die Schrifft gedencken. Dann alle kreffte des Glaubens verſchwinden/ vnnd ver- ſchmachtet der Menſch wie ein Schnecke. Wann nun Gott durch ſein verborgenes Wort vnnd Krafft den Menſchen nicht erhelt/ ſo muſte er von ſtunden an verge- hen vnd zu nichte werden. Pſ. 38. 102. In dieſer Helle iſt Chriſtus Jeſus vnſer Herr auch geweſt/ da er anfieng zu trawren/ zu zittern/ vnd zu zagen/ mit dem Tode rang/ vñ Blut ſchwitzete. Die- ſe Helle iſt viel groͤſſer angſt/ dann der Todt/ ja der Menſch wuͤnſchet jhm in ſolcher angſt den Todt. Dann derſelbe were ſeine Freude vnnd Erloͤſung. Wie offt wuͤnſchet jhm Job den Todt? Chri- ſtus vnſer Herr ſchwitzet Blut in die- ſer angſt/ Aber am Creutz in Todes noth nicht. In dieſer Hellenangſt rieff Chriſtus vnſer Herr: Mein Gott/ mein Gott/ warumb haſtu mich verlaſſen? Da war aller troſt hinweg. Nichts deſto weniger aber war in dieſer Hellenangſt Gott bey jhm/ Hellen- angſt.

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Zitationshilfe: Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 2. Magdeburg, 1610, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum02_1610/648>, abgerufen am 22.11.2024.