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Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 2. Magdeburg, 1610.

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Glaube wircket
Glaube. Also ist dem gerechten kein Ge-
setz gegeben/ daß ist/ kein noth/ oder zwang
Gesetz/ wiewol es eine schöne Regel ist/
eines Christlichen lebens. Dann der wa-
re lebendige Glaube thut alles freywillig/
Lebendi-
gen Glau-
bens Art.
ernewert den Menschen/ reiniget das
Hertz/ liebet den Nehesten mit lust/ hof-
fet vnd siehet auffs Zukünfftige/ er betet/
lobet/ bekennet/ fürchtet Gott/ ist De-
mütig/ gedültig/ barmhertzig/ Freundlich
Sanfftmütig/ versöhnlich/ mitleydig/
friedfertig/ vergibt gern/ hungert vnnd
dürstet nach der Gerechtigkeit/ ergreifft
Gott mit aller seiner Gnade/ Christum
mit allem seinem Verdienst/ vnd verge-
bung aller Sünden. Vnd wo du Chri-
stum nicht also durch den Glauben in dir
lessest leben/ auch die Früchte des Gei-
stes nicht also entpfindest/ soltu darumb
bitten/ seufftzen/ trawren. Daß soltu
aber nicht also verstehen/ das ein Christ
in diesem leben muste oder konte volkom-
men heylig sein. Dann es befinden auch
die heiligsten jhre schwachheit/ wie der

gantze

Glaube wircket
Glaube. Alſo iſt dem gerechten kein Ge-
ſetz gegeben/ daß iſt/ kein noth/ oder zwang
Geſetz/ wiewol es eine ſchoͤne Regel iſt/
eines Chriſtlichen lebens. Dann der wa-
re lebendige Glaube thut alles freywillig/
Lebendi-
gen Glau-
bens Art.
ernewert den Menſchen/ reiniget das
Hertz/ liebet den Neheſten mit luſt/ hof-
fet vnd ſiehet auffs Zukuͤnfftige/ er betet/
lobet/ bekennet/ fuͤrchtet Gott/ iſt De-
muͤtig/ geduͤltig/ barmhertzig/ Freundlich
Sanfftmuͤtig/ verſoͤhnlich/ mitleydig/
friedfertig/ vergibt gern/ hungert vnnd
duͤrſtet nach der Gerechtigkeit/ ergreifft
Gott mit aller ſeiner Gnade/ Chriſtum
mit allem ſeinem Verdienſt/ vnd verge-
bung aller Suͤnden. Vnd wo du Chri-
ſtum nicht alſo durch den Glauben in dir
leſſeſt leben/ auch die Fruͤchte des Gei-
ſtes nicht alſo entpfindeſt/ ſoltu darumb
bitten/ ſeufftzen/ trawren. Daß ſoltu
aber nicht alſo verſtehen/ das ein Chriſt
in dieſem leben muſte oder konte volkom-
men heylig ſein. Dann es befinden auch
die heiligſten jhre ſchwachheit/ wie der

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[46/0070] Glaube wircket Glaube. Alſo iſt dem gerechten kein Ge- ſetz gegeben/ daß iſt/ kein noth/ oder zwang Geſetz/ wiewol es eine ſchoͤne Regel iſt/ eines Chriſtlichen lebens. Dann der wa- re lebendige Glaube thut alles freywillig/ ernewert den Menſchen/ reiniget das Hertz/ liebet den Neheſten mit luſt/ hof- fet vnd ſiehet auffs Zukuͤnfftige/ er betet/ lobet/ bekennet/ fuͤrchtet Gott/ iſt De- muͤtig/ geduͤltig/ barmhertzig/ Freundlich Sanfftmuͤtig/ verſoͤhnlich/ mitleydig/ friedfertig/ vergibt gern/ hungert vnnd duͤrſtet nach der Gerechtigkeit/ ergreifft Gott mit aller ſeiner Gnade/ Chriſtum mit allem ſeinem Verdienſt/ vnd verge- bung aller Suͤnden. Vnd wo du Chri- ſtum nicht alſo durch den Glauben in dir leſſeſt leben/ auch die Fruͤchte des Gei- ſtes nicht alſo entpfindeſt/ ſoltu darumb bitten/ ſeufftzen/ trawren. Daß ſoltu aber nicht alſo verſtehen/ das ein Chriſt in dieſem leben muſte oder konte volkom- men heylig ſein. Dann es befinden auch die heiligſten jhre ſchwachheit/ wie der gantze Lebendi- gen Glau- bens Art.

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Zitationshilfe: Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 2. Magdeburg, 1610, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum02_1610/70>, abgerufen am 21.11.2024.